Überraschender Anstieg im August
Eurostat meldet für den August eine Inflationsrate von 2,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Erwartet hatten Ökonomen 2,0 Prozent – eine kleine Abweichung, die an den Finanzmärkten dennoch hohe Aufmerksamkeit findet. Denn zuletzt lag die Teuerungsrate zwei Monate in Folge exakt auf dem Zwei-Prozent-Ziel der EZB.
Die Kerninflation, bei der Energie und Lebensmittel ausgeklammert werden, liegt mit 2,3 Prozent sogar noch etwas höher. Sie gilt als besonders verlässlicher Indikator für den mittelfristigen Preistrend – und spricht derzeit eher gegen weitere Zinssenkungen.

Zinskurs unter Beobachtung
Nach sieben Lockerungen in Serie hatte die Europäische Zentralbank im Juli eine Pause eingelegt. Der Einlagensatz liegt nun bei 2,0 Prozent, halb so hoch wie noch im Herbst 2023.
Investoren rechneten bislang fest damit, dass die Notenbank bei ihrer nächsten Sitzung am 11. September unverändert bleibt. Die jüngsten Inflationsdaten stützen diese Annahme.
EZB-Direktorin Isabel Schnabel machte am Dienstag deutlich, dass es keinen Anlass für eine weitere Senkung gebe. Sie warnte zudem, dass neue US-Zölle unter Präsident Trump die Preise zusätzlich treiben könnten.
Uneinigkeit unter Ökonomen
Während Befürworter einer strafferen Geldpolitik auf den hartnäckig hohen Kernwert verweisen, sehen andere Spielraum für Entspannung. DZ-Bank-Analyst Christoph Swonke verweist auf die schwache Konjunktur, sinkende Lohndynamik und niedrige Energiepreise.

Kurzfristig könnte die Inflation sogar unter zwei Prozent fallen, argumentiert er. Dann könnte die EZB doch noch zu weiteren Zinsschritten greifen – allerdings kaum im September.
Deutschland als Sonderfall
Die deutschen Daten zeigen den gleichen Trend, wenn auch mit leicht unterschiedlichen Berechnungsmethoden: Nach nationalem Verbraucherpreisindex (VPI) lag die Inflation im August bei 2,2 Prozent, nach europäischem Maßstab (HVPI) bei 2,1 Prozent.
Unterschiede ergeben sich vor allem dadurch, dass der VPI auch Eigentumskosten für Wohnen einbezieht, während der HVPI stärker am europäischen Vergleich orientiert ist.
Vom Tiefpunkt zum Balanceakt
Die Erinnerung an die Extreme ist noch frisch: Im Herbst 2020 lag die Inflation im Euroraum bei minus 0,3 Prozent, zwei Jahre später erreichte sie mit 10,6 Prozent den Höchststand seit Einführung des Euro.
Seitdem hat sie sich deutlich abgeschwächt, doch der Weg zurück ins stabile Gleichgewicht erweist sich als zäh.
Was jetzt auf dem Spiel steht
Für die EZB wird der September zur Nagelprobe. Die leichte Abweichung nach oben reicht nicht, um sofort Panik auszulösen – doch sie zeigt, wie fragil die Lage bleibt.
wischen schwacher Konjunktur, geopolitischen Risiken und unklarer Preisdynamik muss die Notenbank entscheiden: Bleibt sie bei der Zinspause, oder wagt sie den nächsten Schritt? Sicher ist nur: Der Balanceakt wird nicht leichter.
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