30. Juni, 2025

Immobilien

Immobilienpreise steigen – aber die Banken warnen

Während Wohnimmobilien wieder teurer werden, rechnen Kreditinstitute mit steigenden Kreditausfällen – vor allem bei Büro- und Einzelhandelsimmobilien. Die Stimmung bleibt frostig.

Immobilienpreise steigen – aber die Banken warnen
Trotz steigender Preise bleiben Banken vorsichtig: 75 % der Kreditinstitute stufen den Markt weiterhin als „negativ“ ein – vor allem im Gewerbesektor.

Bauzinsen sinken, Preise steigen – aber das Misstrauen bleibt

Die Erholung auf dem Wohnimmobilienmarkt ist sichtbar: Preise ziehen an, Anfragen für Baufinanzierungen steigen. Doch die Banken bleiben misstrauisch.

Eine exklusive Umfrage von EY-Parthenon unter 36 kreditgebenden Instituten zeigt: Drei Viertel der Häuser sehen die Lage weiterhin negativ. Besonders das Gewerbesegment steht unter Druck – trotz der wieder aufgehellten Stimmung in der Bau- und Wohnbranche.

Gewerbeimmobilien: Ein gefährlicher Stillstand

Während viele Investoren auf Stabilisierung hoffen, warnen Banker vor trügerischer Ruhe. „Aus Bankensicht ist die Krise keineswegs vorbei“, sagt Jean-Pierre Rudel von EY Real Estate.

Die Prognosen sind eindeutig: Für das laufende Jahr erwarten 75 Prozent der Kreditinstitute einen weiteren Anstieg von Insolvenzen – auch bei Bestandsimmobilien. Besonders das Bürosegment steht dabei im Zentrum der Sorgen.

Homeoffice, hohe Zinsen, sinkende Werte

Der strukturelle Wandel im Arbeitsmarkt trifft die Finanzierungslogik vieler Büroprojekte ins Mark. Rund 20 Prozent der aktuellen Büroflächen gelten laut EY-Umfrage als dauerhaft nicht mehr vermietbar – ein Satz, der den Banken Sorgenfalten ins Gesicht treibt.

Homeoffice verändert die Nachfrage fundamental – laut EY-Studie gelten rund 20 % der Büroflächen in Deutschland als dauerhaft nicht mehr vermietbar.

Das Refinanzierungsrisiko wird entsprechend hoch eingeschätzt. Auch Einzelhandelsimmobilien rutschen wieder in den Fokus: Fast ein Drittel der Institute erwartet dort eine weitere Verschärfung der Lage.

100 Milliarden zur Verlängerung

Die Dimension der Herausforderung wird beim Blick in die Bilanzen deutlich: Allein in den Jahren 2025 und 2026 müssen laut BaFin rund 100 Milliarden Euro an Gewerbeimmobilienkrediten neu verhandelt werden – etwa zehn Prozent des gesamten Marktvolumens.

Viele Institute setzen auf Verlängerung mit geänderten Konditionen. Doch das birgt Risiken: „Die Hoffnung auf bessere Verkaufsbedingungen kann sich als trügerisch erweisen“, warnt EY-Partner Rudel.

Stimmung in der Branche: Wunsch trifft Wirklichkeit

Während sich die Immobilienwirtschaft selbst optimistisch zeigt – laut ZIA-Stimmungsindex auf dem höchsten Stand seit der Zinswende – bleibt die Finanzierungsseite auf der Bremse. D

er Abstand zwischen Erwartung und Realität wächst. Die Banken verschärfen ihre Kriterien weiter, gerade bei institutionellen Investoren. Und sie kalkulieren vorsichtiger, weil viele Probleme in den Bilanzen längst schlummern – und durch eine bloße Marktbelebung nicht verschwinden werden.

Die stille Bilanzkrise der Institute

Der Immobilienmarkt hat sich verändert – strukturell, nicht zyklisch. Und während die Politik noch an Förderprogrammen feilt, haben die Banken längst reagiert. Sie rechnen nicht mit einer V-förmigen Erholung. Sie rechnen mit weiteren Verlusten.

Vor allem in den Kreditbüchern der Sparkassen, Landesbanken und privaten Großbanken dürfte sich der stille Wertverfall in den kommenden Quartalen deutlicher zeigen. Für die meisten Institute bedeutet das: mehr Risikovorsorge, weniger Neugeschäft – und ein anhaltend kritischer Blick auf jede neue Projektfinanzierung.

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