17. September, 2025

Immobilien

Immobilienboom frisst Kinderwunsch: Wie hohe Hauspreise Europas Geburtenrate drücken

Steigende Immobilienpreise wirken nicht nur auf Märkte, sondern auch auf Lebensentscheidungen. Eine neue Analyse zeigt: Wo Wohnen unbezahlbar wird, sinkt die Zahl der Kinder.

Immobilienboom frisst Kinderwunsch: Wie hohe Hauspreise Europas Geburtenrate drücken
Wo Wohnen Luxus wird, bleiben Kinder aus: In Schweden und Norwegen verdoppelten sich die Immobilienpreise – die Geburtenrate brach um rund 0,5 Kinder pro Frau ein.

Hauspreise diktieren Lebenspläne

Die Entscheidung für Kinder hängt nicht nur am Einkommen oder an der Vereinbarkeit von Beruf und Familie – auch der Immobilienmarkt mischt mit. Eine Auswertung der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) legt nahe: Je schneller Hauspreise steigen, desto deutlicher sinkt die Geburtenrate.

Die Ökonomen haben Daten von 2000 bis 2010 mit den Geburtenraten der darauffolgenden Jahre verglichen. Das Ergebnis ist eindeutig: In Schweden und Norwegen, wo sich die Immobilienpreise in diesem Zeitraum verdoppelten, sank die Geburtenrate bis 2023 um rund ein halbes Kind pro Frau.

Skandinavien verliert Nachwuchs, Italien gleich mit

Auch Italien reiht sich ein: Dort stiegen die Hauspreise um über 70 Prozent, begleitet von einem Rückgang der Geburtenrate um etwa 0,25 Kinder. Besonders brisant: Italien hat ohnehin eine der niedrigsten Raten Europas mit rund 1,2 Kindern pro Frau – und damit kaum Spielraum nach unten.

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Deutschland dagegen blieb im Untersuchungszeitraum vergleichsweise stabil. Zwischen 2000 und 2010 stagnierten die Preise weitgehend, und die Geburtenrate verharrte auf niedrigem, aber konstantem Niveau bei 1,4 Kindern pro Frau.

Später Auszug, später Familie

Der Zusammenhang reicht weiter: Wer spät aus dem Elternhaus auszieht, gründet auch später eine Familie. In Italien liegt das Durchschnittsalter beim Auszug bei 30 Jahren – in Deutschland und den Niederlanden bei 23. Parallel dazu klafft eine Lücke bei den Geburtenraten: 1,2 Kinder in Italien, 1,4 in Deutschland und den Niederlanden.

Wohnungsmarkt als heimlicher Geburtenpolitiker: Steigende Kosten zwingen junge Menschen in die Rolle von Dauermietern – Familiengründung wird zur Ausnahme.

Die Daten deuten darauf hin, dass nicht nur die Kosten, sondern auch die Verfügbarkeit von Wohnraum entscheidend sind. Wer keine Chance auf eine eigene Wohnung hat, schiebt auch die Familiengründung hinaus – oder verzichtet ganz.

Zuwanderung, Singles, Städte – die Preistreiber

Wohnraumknappheit war in den vergangenen Jahren getrieben von hoher Zuwanderung, wachsender Zahl an Einpersonenhaushalten und der Konzentration in Ballungsräumen.

Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) erwartet zwar bis 2030 nur noch leichtes Bevölkerungswachstum, regional dürfte sich das Problem aber zuspitzen: Städte bleiben teuer, ländliche Räume locken mit Chancen.

Eine unbequeme Wahrheit

Die Politik diskutiert Geburtenrückgänge gerne im Kontext von Elterngeld oder Kitaplätzen. Doch die Daten der LBBW legen nahe: Auch die Preisfrage am Immobilienmarkt entscheidet über die Kinderzahl. Familienfreundliche Politik ohne bezahlbaren Wohnraum bleibt Stückwerk.

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