Ein Leben in der Warteschleife
Für den 32-jährigen Amir H. war die Ungewissheit unerträglich. Seit drei Jahren lebte er mit seiner Frau und den beiden kleinen Kindern in einer Gemeinschaftsunterkunft in Nordrhein-Westfalen.
Der Asylantrag des syrischen Familienvaters wurde abgelehnt, doch die Abschiebung verzögerte sich immer wieder.
„Ich hatte ständig Angst, dass sie uns mitten in der Nacht holen“, erzählt er.
Im März war es dann soweit: Die Familie wurde abgeholt und nach Bulgarien überstellt – das Land, in dem sie erstmals europäischen Boden betreten hatte.
Rekordzahlen im ersten Quartal
Amirs Geschichte ist kein Einzelfall. Laut einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linken wurden im ersten Quartal 2025 insgesamt 6.151 Menschen aus Deutschland abgeschoben – mehr als in den Vorjahren.
Hochgerechnet auf das gesamte Jahr wären das über 24.000 Abschiebungen, ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 2024 mit etwa 20.000 und 2023 mit rund 16.500 Abschiebungen.
Finanzielle Belastung durch Charterflüge
Ein Drittel der Abschiebungen erfolgte per Charterflug, was erhebliche Kosten verursacht. Besonders teuer waren Sammelabschiebungen nach Pakistan mit Kosten von 462.000 Euro, nach Äthiopien mit 418.000 Euro und nach Nigeria, Ghana und Kamerun mit 380.000 Euro. In vielen Fällen übernahm die europäische Grenzschutzagentur Frontex die Kosten.
Politischer Druck und neue Maßnahmen
Die Rückführungen von Januar bis März lagen noch in der Verantwortung der alten Bundesregierung. Die neue unionsgeführte Regierung hat angekündigt, die Zahl der Abschiebungen weiter zu erhöhen. CDU und CSU hatten bereits im Wahlkampf eine konsequentere Rückführungspolitik gefordert .DIE WELT
Menschenrechtsorganisationen und Flüchtlingsräte äußern Bedenken hinsichtlich der steigenden Abschiebungszahlen. Sie kritisieren, dass viele Betroffene gut integriert seien und die Rückführungen oft in Länder mit unsicheren Verhältnissen erfolgen. Zudem belasten die hohen Kosten die öffentlichen Haushalte erheblich.
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