01. Oktober, 2025

Märkte

Huawei klebt sich zurück ins Geschäft – mit Kabeln, die mehr als nur Glasfaser transportieren

Der chinesische Netzwerkriese Huawei drängt mit transparenten Glasfaserkabeln auf den deutschen Markt. Die Technik könnte den Netzausbau revolutionieren – doch sie wirft brandgefährliche Fragen zu Abhängigkeit, Regulierung und Sicherheit auf.

Huawei klebt sich zurück ins Geschäft – mit Kabeln, die mehr als nur Glasfaser transportieren
Treffen im Ministerium: Huawei sucht Nähe zu Digitalminister Wildberger, während die EU-Kommission den Konzern wegen Korruptionsvorwürfen aussperrt.

Durchsichtige Kabel, undurchsichtige Motive

Ein Stück Glasfaser, so unscheinbar wie unsichtbar, sorgt derzeit in Berlin für Aufregung. Huawei, seit Jahren umstrittener Player in Europas digitaler Infrastruktur, will mit einem neuen Produkt den stockenden Glasfaserausbau beschleunigen: transparente, biegsame Kabel, die sich mit Heißkleber unauffällig entlang von Wänden und Decken verlegen lassen.

Für Hausbesitzer klingt das wie eine Verheißung – keine Bohrungen, keine Schächte, keine sichtbaren Kabelstränge.

Doch was nach einem technischen Geniestreich klingt, hat eine zweite Dimension: politische Brisanz.

Huawei sucht Nähe zur Politik

Dass Huawei das Kabel nicht nur auf Messen, sondern direkt im Berliner Ministerium präsentiert, ist kein Zufall. Der deutsche Cheflobbyist des Konzerns, Ingobert Veith, feierte jüngst ein Treffen mit Digitalminister Karsten Wildberger. „Große Ehre und Gelegenheit“, schrieb er auf LinkedIn – fast schon demonstrativ.

Für Huawei geht es ums Ganze: Die Diskussion über „digitale Souveränität“ in Europa könnte den Konzern dauerhaft von Schlüsselprojekten ausschließen. Ein Produkt, das scheinbar pragmatisch ein deutsches Infrastrukturproblem löst, wirkt da wie ein trojanisches Pferd.

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Brandschutz contra Ausbau

Technisch besticht das Kabel durch seine Einfachheit. Doch genau diese Einfachheit ist sein Problem. Der transparente Kunststoffmantel erfüllt nicht die strengen Brandschutzauflagen für Fluchtwege.

Schon in den 1990er Jahren führte der Düsseldorfer Flughafenbrand mit elf Toten zu verschärften Vorschriften. Seither gilt: Nur schwer entflammbare Materialien dürfen in Hausfluren und Treppenhäusern verbaut werden.

„Sowohl transparent, nicht flammbar als auch bezahlbar gibt es nicht“, warnt der Kabel-Sachverständige Markus Kemmler. Huawei habe mit seiner Lösung zwar Geschwindigkeit auf seiner Seite – aber eben auch ein potenzielles Sicherheitsrisiko.

Huawei preist sein durchsichtiges Glasfaserkabel als Gamechanger – doch Brandschutzauflagen verhindern bisher den Einsatz in deutschen Wohnhäusern.

Telekom zwischen Pragmatismus und Politik

Bemerkenswert: Selbst die Deutsche Telekom hält das Kabel für einen möglichen „Gamechanger“. Vorstandschef Tim Höttges stellte unlängst ähnliche Technik in Aussicht, ohne den Namen Huawei zu nennen.

Fakt ist: Derzeit gibt es keine Alternative, die verfügbar wäre. Westliche Anbieter wie Corning arbeiten zwar an eigenen Produkten, doch bislang nur unter Verwendung zusätzlicher Kanäle – teurer, weniger elegant, dafür brandsicher.

Die Telekom setzt nun auf Regulierung: Wenn die Regeln angepasst würden, könnte Huawei zum Türöffner für den Glasfaseranschluss in Millionen Wohnungen werden.

Ein Dilemma für Minister Wildberger

Wildberger steckt in einer Zwickmühle. Einerseits verspricht das Kabel, den lahmenden Glasfaserausbau in Deutschland massiv zu beschleunigen. Andererseits verschärft es die Abhängigkeit von chinesischer Technologie – ausgerechnet in einer Zeit, in der Europa seine kritischen Infrastrukturen unabhängiger machen will.

„Maximaler Brandschutz oder minimale Bürokratie?“ Diese Frage wird Wildberger in den kommenden Monaten beantworten müssen. Was wie eine technische Detailentscheidung klingt, ist in Wahrheit ein geopolitischer Lackmustest: Wie weit darf Deutschland Huawei noch vertrauen?

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