In der nordwestdeutschen Stahlbranche haben die Tarifverhandlungen zwischen den Arbeitgebervertretern und der Gewerkschaft IG Metall auch nach der dritten Verhandlungsrunde keine Fortschritte erzielt. Trotz intensiver Gespräche und Verhandlungsbereitschaft sind die Positionen der beiden Parteien weiterhin stark unterschiedlich, was zu einer Unterbrechung der Gespräche nach rund fünf Stunden führte, wie Knut Giesler, der Verhandlungsführer der IG Metall, mitteilte.
Die Arbeitgeberseite hatte bei den Verhandlungen ein verbesseres Angebot unterbreitet, das eine Lohnerhöhung von 1,2 Prozent vorsah. Doch dieses Angebot wurde von der Gewerkschaft abgelehnt. Die IG Metall fordert nicht nur eine prozentuale Erhöhung von 2 Prozent, sondern auch einen zusätzlichen Pauschalbetrag. Gerhard Erdmann, der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands Stahl, äußerte sich kritisch zu diesen Forderungen und nannte sie überzogen und außerhalb der finanziellen Möglichkeiten der Industrie, weshalb eine weitere Verhandlung zunächst nicht möglich war.
Die Spannung in den Gesprächen ist hoch, da die Friedenspflicht, die einen Streik verhindert, am 30. September endet. Ab dem 1. Oktober könnten somit Warnstreiks drohen. Dennoch signalisierte Giesler die Bereitschaft der Gewerkschaft, jederzeit wieder die Verhandlungen aufzunehmen, bevor drastische Maßnahmen ergriffen werden. Diese Verhandlungen betreffen rund 60.000 Beschäftigte in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bremen, was die Dringlichkeit einer Einigung weiter unterstreicht.
Hinzu kommen die gegenwärtigen Herausforderungen für die deutsche Stahlindustrie, die enormem Druck ausgesetzt ist. Die Absatzmärkte, insbesondere die Automobilindustrie, stehen vor einer Krise. Zudem führen steigende Energiepreise zu erhöhten Kosten, und die Konkurrenz durch Billigimporte verschärft die Situation zusätzlich. Auch der notwendige Übergang zu einer klimafreundlicheren Produktion stellt eine finanzielle Belastung dar. Nicht zu vergessen sind die hohen Zölle auf Stahlimporte in die USA, die den Export erschweren. Parallel dazu finden auch Tarifverhandlungen für die ostdeutsche Stahlindustrie statt, während das Saarland plant, Mitte November in die Gespräche einzutreten.