Trump will Deal – oder Zölle von 100 Prozent
Donald Trump reist mit großen Worten nach Asien. In Malaysia, Japan und Südkorea will der US-Präsident gleich mehrere Handelsbaustellen aufräumen – allen voran den Konflikt mit China. Am kommenden Donnerstag trifft er Chinas Staatschef Xi Jinping in Südkorea, um über ein mögliches Abkommen zu verhandeln. „Ich denke, wir werden einen Deal machen“, sagte Trump im Weißen Haus.
„Wenn nicht, kommen am 1. November neue Zölle – 100 Prozent auf chinesische Importe.“
Dass Trump die Märkte damit bewusst auf Spannung hält, ist Teil seines Kalküls. Der Republikaner setzt weiter auf maximale Drohkulisse, um in letzter Minute Zugeständnisse zu erzwingen.
Peking beschwört Dialog – „einzig richtige Wahl“
In Peking klingt das anders. Handelsminister Wang Wentao betonte, Präsident Xi sehe in Kooperation und Dialog die „einzig richtige Wahl“. Beide Seiten hätten bereits in vier Verhandlungsrunden „konkrete Fortschritte“ erzielt, so Wang.
Bei der kommenden fünften Runde in Malaysia sollen Vizepremier He Lifeng und US-Finanzminister Scott Bessent über besonders strittige Punkte verhandeln – darunter Seltene Erden, US-Sojabohnen und die Exportbeschränkungen für Halbleitertechnologie. Dass beide Seiten überhaupt wieder miteinander reden, ist ein Zeichen der Entspannung – zumindest vorläufig.
Kanada gerät ins Visier
Während in Asien vorsichtiger Optimismus herrscht, platzt in Nordamerika die nächste Bombe: Trump hat die Handelsgespräche mit Kanada abrupt beendet. Der Grund: Eine Werbekampagne aus Ontario, in der die Stimme des früheren US-Präsidenten Ronald Reagan gegen Zölle zu hören ist. Für Trump ein Affront. Auf Truth Social sprach er von „ungeheuerlichem Verhalten“ und warf Kanada vor, sogar US-Richter beeinflussen zu wollen.
Hintergrund: Der Supreme Court befasst sich derzeit mit Trumps Zollpolitik, nachdem der Präsident vor einem Berufungsgericht eine Niederlage erlitten hatte. Jetzt versucht Trump, die öffentliche Stimmung wieder auf seine Seite zu ziehen – notfalls mit neuen Drohgebärden.
Freundschaft auf Eis
Noch vor zwei Wochen hatte Trump den kanadischen Premierminister Mark Carney im Weißen Haus empfangen. Damals klang alles nach Entspannung. Beide Seiten sprachen über Fortschritte, über faire Konkurrenz im Automobil- und Stahlsektor, sogar über gemeinsame Lösungen im Kampf gegen den Drogenhandel.
Doch die neue Eskalation zeigt: Trumps Handelsagenda bleibt unberechenbar. Wo gestern noch Verhandlung war, ist heute wieder Konfrontation.
Kanada schlägt zurück – GM und Stellantis verlieren Zollprivilegien
Die Reaktion aus Ottawa ließ nicht lange auf sich warten. Das Finanzministerium kündigte an, die zollfreien Importquoten für General Motors und Stellantis drastisch zu kürzen – um 24,2 bzw. 50 Prozent. Der Grund: Beide Konzerne hätten ihre Produktionszusagen in Kanada nicht eingehalten.
„Wir erwarten von diesen Unternehmen, dass sie ihre Verpflichtungen gegenüber Kanada und ihren Beschäftigten einhalten“, erklärten Finanzminister François-Philippe Champagne und Industrieministerin Mélanie Joly. Gewerkschaften begrüßten den Schritt – für sie ist es ein Signal, dass Kanada die Interessen seiner Industrie endlich ernst nimmt.

Autoindustrie zwischen den Fronten
Die Entscheidung trifft GM und Stellantis empfindlich. Kanada ist der wichtigste Absatzmarkt für US-Fahrzeuge, gleichzeitig aber selbst massiv von amerikanischen Zöllen betroffen. Seit April erlaubt Ottawa den Autoherstellern nur noch begrenzte zollfreie Einfuhren aus den USA – als Antwort auf Trumps Strafzölle auf kanadische Autos.
Dass Kanada jetzt nachzieht, könnte die Handelsbeziehungen weiter belasten. Vor allem GM, das in Kanada mehrere Werke zurückgefahren hat, steht unter Druck.
Trumps Strategie: Zölle als Waffe
Zölle bleiben für Trump das zentrale Machtinstrument. In Großbuchstaben schrieb er auf Truth Social: „TARIFFS ARE VITAL FOR NATIONAL SECURITY AND THE U.S. ECONOMY.“ Für den Präsidenten sind sie nicht nur ein wirtschaftliches Mittel, sondern auch ein politisches Signal – nach innen wie nach außen.
Ob die Drohung mit 100-Prozent-Zöllen gegenüber China und die Eskalation mit Kanada am Ende zu besseren Deals führen, ist fraglich. Sicher ist nur: Trumps Wirtschaftspolitik bleibt ein Spiel mit hohem Risiko – und hohem Unterhaltungswert.
Zwischen Poker und Politik
Während Trump lautstark Zölle androht, setzt Xi auf Diplomatie und Kanada auf Konsequenz. Die Weltwirtschaft schaut zu – und wartet auf ein Ergebnis, das derzeit niemand vorhersagen kann.
Ein Handelsfrieden ist möglich. Aber solange Donald Trump am Verhandlungstisch sitzt, bleibt jede Annäherung ein taktisches Manöver – und jedes Zugeständnis nur der Auftakt zum nächsten Konflikt.


