Halbe Milliarde Verlust – BayWa stemmt sich gegen den Absturz
Umsatz eingebrochen, operativer Gewinn fast halbiert, Bauern wenden sich ab: Der Münchner Agrarkonzern BayWa steckt tiefer in der Krise, als viele geglaubt haben. Selbst das Zukunftsgeschäft mit erneuerbaren Energien liefert nur rote Zahlen.
Ein Umbau, der alles kostet
Wenn ein Unternehmen seine Zahlen präsentiert, spricht man gern von Herausforderungen. Bei BayWa wäre das eine Untertreibung. 527,8 Millionen Euro Verlust im ersten Halbjahr – das ist keine vorübergehende Schwäche, das ist ein Alarmsignal.
Der Konzern, seit Jahrzehnten eine feste Größe im Agrarhandel, steckt mitten in einem tiefgreifenden Umbau. Doch der ist schmerzhafter als gedacht – und droht, die Grundlagen des Geschäfts gleich mit zu zerschlagen.
Kunden halten Abstand
Der Umbau kommt nicht gut an. Nicht bei den Märkten, und schon gar nicht bei den Kunden. Vor allem die Landwirte – traditionell die engsten Partner der BayWa – zögern.
Unsicherheit, Misstrauen, Zurückhaltung: Die Sanierung verunsichert genau jene, die für Umsatz sorgen sollen. Das Ergebnis: weniger Bestellungen, weniger Geschäft, weniger Vertrauen.
Umsatz und Ergebnis im Sinkflug
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Der Umsatz schrumpfte um 17 Prozent auf 6,9 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis (Ebitda) sackte auf 65,7 Millionen Euro ab – fast eine Halbierung gegenüber dem Vorjahr. Hauptursachen: hohe Zinsen auf die fast sechs Milliarden Euro Schulden sowie Kosten für den Konzernumbau.
BayWa r.e.: Grüner Hoffnungsträger bleibt im Minus
Noch bitterer wird es beim Blick auf das Geschäft mit erneuerbaren Energien. Die Tochter BayWa r.e., lange als Zugpferd für die Zukunft gefeiert, kommt nicht vom Fleck.
Wind- und Solarparks zu entwickeln und weiterzuverkaufen – das sollte eigentlich laufen. Tut es aber nicht. Der Markt ist zäh, Projekte verzögern sich, Investoren zögern. Das Ergebnis: operative Verluste.
Tafelsilber verkauft – Schulden bleiben
Immerhin: Um die Zinslast zu drücken, hat BayWa bereits zwei Töchter verkauft – darunter den Getreidehändler Cefetra. Das soll kurzfristig helfen. Doch wie viel Entlastung das tatsächlich bringt, ist offen. Und was bleibt, wenn die besten Unternehmensteile veräußert sind?
Eine Sanierung mit Nebenwirkungen
BayWa will sich gesundschrumpfen. Bis 2028 soll der Konzern schuldenfrei sein. Doch die Nebenwirkungen dieser Rosskur sind spürbar. Der Vertrieb lahmt, die Kunden zweifeln, die Verluste wachsen. Die große Frage: Kann ein Unternehmen im laufenden Geschäft überhaupt umgebaut werden, ohne sich dabei selbst zu lähmen?