GameStop ist zurück in den Schlagzeilen. Nicht mit einem neuen Konsolen-Launch, sondern mit einem Statement an die Finanzwelt: Der angeschlagene Einzelhändler für Videospiele hat laut Bloomberg 4.710 Bitcoin erworben – ein Investment, das aktuell mit rund 512,7 Millionen US-Dollar bewertet wird.
Damit reiht sich GameStop ein in die Reihe der Unternehmen, die Kryptowährungen als Treasury-Asset in ihre Bilanz aufnehmen. Und das mitten in einer Phase, in der das Vertrauen in Kryptowährungen und die Risikobereitschaft am Markt eher abkühlen als aufheizen.
Von Reddit-Phänomen zur Bitcoin-Kasse
Schon im März hatte das Unternehmen öffentlich gemacht, dass es mit den Erlösen einer Wandelanleihe Investitionen in Bitcoin plane. Zugleich wurde die Treasury-Richtlinie angepasst, um digitale Vermögenswerte explizit als zulässige Bilanzposition zu deklarieren.
Es ist ein Schritt, der an die aggressive Bitcoin-Strategie von MicroStrategy erinnert, dessen Geschäftsmodell inzwischen mehr mit Krypto als mit Software zu tun hat.
GAMESTOP MIGHT BUY #BITCOIN CNBC REPORTS 👀 pic.twitter.com/o2f2HZktgO
— The Bitcoin Conference (@TheBitcoinConf) February 13, 2025
Der Unterschied: Bei GameStop ist es kein Technologiekonzern, der seine Cashflows diversifizieren möchte, sondern ein stationärer Einzelhändler, der seit Jahren mit sinkenden Umsätzen, schrumpfender Relevanz und einem weitgehend gescheiterten NFT-Ausflug kämpft. Die Bitcoin-Wette wirkt da eher wie ein letzter Trumpf denn wie eine solide Strategie.
Eine Wette, keine Absicherung
Der Schritt ist riskant. Bitcoin gilt nach wie vor als extrem volatil. Auch wenn die Digitalwährung zuletzt wieder Fahrt aufgenommen hat und sich oberhalb der Marke von 65.000 Dollar behauptet, bleibt der Preis anfällig für externe Schocks – etwa durch regulatorische Eingriffe oder plötzliche Marktbewegungen.
Eine halbe Milliarde Dollar aus der Unternehmensbilanz in eine derart spekulative Anlageklasse zu stecken, ist mutig. Vielleicht zu mutig.
Analysten sehen den Schritt kritisch. "GameStop bewegt sich mit dieser Entscheidung auf sehr dünnem Eis", heißt es in einem Marktkommentar. Das Unternehmen müsse dringend operative Fortschritte machen und nicht auf Nebenkriegsschauplätzen Aufsehen erregen.
Die Aktionäre, die in der Vergangenheit eher für Spekulation als für Substanz standen, zeigen sich allerdings vorbörslich wohlwollend: Die Aktie legte um knapp vier Prozent zu.
Spektakel statt Strategie?
Es ist nicht das erste Mal, dass GameStop sich Aufmerksamkeit auf ungewöhnliche Weise verschafft. Die Episode rund um Reddit, Robinhood und Short-Squeezes 2021 ist bis heute ein Symbol für die Macht von Retail-Investoren und das Aufbegehren gegen institutionelle Anleger.
Doch das Narrativ hat sich gewandelt. GameStop ist nicht mehr das gallische Dorf gegen die Wall-Street-Goliaths, sondern ein Unternehmen, das dringend beweisen muss, dass es einen Plan hat.
Die Bitcoin-Investition kann kurzfristig Glanz bringen. Vielleicht auch Kursfantasie. Doch ohne operatives Fundament droht auch dieser Hype zu verpuffen. Und eine halbe Milliarde ist ein hoher Preis für Aufmerksamkeit.
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