15. August, 2025

Politik

Grünen-Zentrale im Krisenmodus – Personalabbau entfacht offenen Konflikt

Dutzende befristete Verträge laufen aus, die Parteiführung verweist auf Wahlverluste und Sparzwang. In der Bundesgeschäftsstelle aber wächst der Vorwurf von Intransparenz und falscher Kommunikation – und ein Machtkampf im Hintergrund verschärft die Lage.

Grünen-Zentrale im Krisenmodus – Personalabbau entfacht offenen Konflikt
Sparzwang nach Wahldebakel – Nach Verlusten bei Bundestags- und Europawahl fehlen den Grünen Millionen aus der Parteienfinanzierung, jede verlorene Stimme kostet rund eine Million Euro.

Ein Raum, voll mit Enttäuschung

Berlin-Mitte, „Platz vor dem Neuen Tor“, 23. Juli: Der Pressesaal der Grünen-Bundesgeschäftsstelle ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Rund 75 Mitarbeitende sind gekommen, um eine Ankündigung der Parteiführung zu hören.

Co-Chef Felix Banaszak, Schatzmeisterin Manuela Rottmann und zugeschaltet aus dem Schwarzwald Co-Chefin Franziska Brantner haben schlechte Nachrichten: Zahlreiche befristete Verträge werden nicht verlängert. Statt 150 Beschäftigten werden ab 2026 nur noch rund 120 bleiben.

Unmut trifft auf Sparlogik

Parteien fahren ihre Apparate nach Wahlkämpfen traditionell zurück. Doch diesmal wiegt der Einschnitt schwerer. Nach den Wahlverlusten im Bund und bei der Europawahl fehlen Millionen an staatlicher Finanzierung – jede verlorene Stimme kostet bares Geld.

Politische Prioritäten – Trotz Spardruck werden ostdeutsche Landesverbände nicht gekürzt, obwohl die Grünen in Thüringen und Brandenburg aus den Landtagen geflogen sind.

„Wir müssen sparen“, sagt Banaszak, doch in der Belegschaft stößt das auf wenig Verständnis. Manche werfen der Spitze Intransparenz vor, andere sprechen gar von „verlogenen“ Prozessen.

Falsche Erwartungen – hausgemachtes Problem

Laut internen Stimmen haben viele Befristete über Jahre im Wahlkampfbetrieb gearbeitet – und geglaubt, dies sei nun der Normalzustand. Verstärkt wurde dieser Eindruck, weil die Parteichefs nach der vorgezogenen Bundestagswahl keine klaren Signale gaben, dass Verträge auslaufen würden. Stattdessen war von einem „Prozess“ die Rede, was Hoffnungen nährte.

Finanzielle Prioritäten mit politischer Note

Trotz Spardruck kürzt die Bundespartei nicht bei den ostdeutschen Landesverbänden, auch wenn Thüringen und Brandenburg aus den Landtagen geflogen sind. Politisch will man Strukturen im Osten erhalten.

Das bedeutet aber: Der Gürtel muss in der Bundesgeschäftsstelle noch enger geschnallt werden – mit allen personellen Konsequenzen.

Schwelender Machtkampf

Die Unruhe fällt in eine Phase, in der die Grünen ihre Rolle in der Opposition suchen. Banaszak und Brantner stehen unter Beobachtung – nicht nur wegen der Personalpolitik, sondern auch, weil Rivalen aus Fraktion und Landesverbänden die Führung in Frage stellen.

Dass Brantner der Versammlung nur zugeschaltet war, nährt den Vorwurf mangelnder Nähe zur Parteizentrale.

Nebenwirkungen und offene Wunden

Seit der Ankündigung häufen sich Krankmeldungen – vor allem bei Betroffenen, deren Verträge noch bis Jahresende laufen.

Einige bemängeln, dass selbst in Abteilungen mit Stellenstreichungen neue Positionen ausgeschrieben werden. Bereiche wie die Datenanalyse bleiben, andere wie Umfeldanalysen werden gestrichen – für viele ohne nachvollziehbare Logik.

Führungsfrage ungelöst

Mit dem Abgang von Geschäftsführer Ferenc Földesi und der noch unbesetzten Nachfolge droht ein weiteres Vakuum. In dieser Gemengelage wirken die Personalentscheidungen wie ein Katalysator für tieferliegende Probleme: eine Partei im Übergang, ohne klare strategische Erneuerung – und mit einer Parteizentrale, in der das Vertrauen zwischen Führung und Belegschaft bröckelt.

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