Ein Bildschirmfoto, das alles verändert
Kein Launch-Event, keine große Pressemitteilung. Stattdessen nur ein Tweet auf X (ehemals Twitter). Sam Altman, CEO von OpenAI, veröffentlichte am Sonntag ein schlichtes Bildschirmfoto.
Darauf: Eine Konversation mit dem neuen GPT-5-Modell – bisher nie öffentlich gezeigt, geschweige denn offiziell bestätigt. Die zentrale Botschaft: GPT-5 empfiehlt die Sci-Fi-Serie Pantheon, eine düstere Zeichentrickproduktion über die moralischen und technischen Abgründe künstlicher Intelligenz.
Was wie ein PR-Gag wirkt, war in Wahrheit der erste strategisch platzierte Teaser für das wohl fortschrittlichste Sprachmodell, das OpenAI je entwickelt hat.
Was GPT-5 kann – und was es können muss
Die Branche wartet seit Monaten auf die offizielle Vorstellung des Nachfolgers von GPT-4. GPT-5 soll, so heißt es aus Entwicklerkreisen, nicht nur in puncto Sprachverständnis und Kontexttiefe neue Maßstäbe setzen, sondern auch komplexe, sogenannte „agentische“ Aufgaben übernehmen: eigenständige Analysen, proaktive Recherchen und sogar mehrstufige Handlungsplanung.
Zudem wird GPT-5 vermutlich über echte multimodale Fähigkeiten verfügen. Das bedeutet: Die KI kann nicht nur Text verstehen, sondern auch Bilder, Videos, Audio-Dateien oder Code gleichzeitig interpretieren – und auf dieser Basis Entscheidungen treffen oder Inhalte generieren.
GPT-5 Launch Early August
— Tim Haldorsson (@TimHaldorsson) August 2, 2025
In the next week or two OpenAI is gearing up to launch their new gpt-5 which could bring AI to the spotlight again and also bring in a crypto x AI summer in August.
Here are 3 projects I am looking out for that are listed on Kaito:
Allora Network… pic.twitter.com/2WFOCMUEeC
Eine weitere technische Neuerung dürfte die sogenannte Context-Window-Größe betreffen. GPT-4 Turbo war bereits in der Lage, über 128.000 Token zu verarbeiten – das entspricht in etwa einem ganzen Buch. GPT-5 könnte dieses Fenster nochmals vergrößern und damit langfristig denkende, kontextuell „intelligentere“ Agenten ermöglichen.
Kritik? Konkurrenz? Druck.
Dass Altman ausgerechnet jetzt in die Öffentlichkeit geht – und das mit einem eher beiläufigen „Leak“ – dürfte kein Zufall sein. Der Wettbewerb hat sich im letzten halben Jahr dramatisch verschärft. Anthropic, Google DeepMind, Meta AI und xAI (das KI-Start-up von Elon Musk) treiben ihre eigenen KI-Systeme mit aggressivem Tempo voran. Viele in der Branche werten Altmans Screenshot daher als ein Zeichen: OpenAI hat noch die Nase vorn – und will das demonstrieren, bevor andere sie überholen.
Denn intern, so ist aus gut vernetzten Kreisen zu hören, wächst der Druck – nicht zuletzt durch OpenAIs Investoren. Microsoft hat Milliarden investiert und erwartet Fortschritte, die über Chatbots hinausgehen. Der Markt will keine Show mehr – er verlangt Ergebnisse.

Die Show hinter der Serie
Bemerkenswert ist dabei auch die Wahl der Serie, die GPT-5 angeblich empfiehlt: Pantheon. Die animierte AMC-Produktion behandelt Themen wie Bewusstseins-Upload, digitale Unsterblichkeit, maschinelle Ethik – also genau jene Fragen, mit denen sich OpenAI im Grenzbereich zwischen Forschung und Kommerz auseinandersetzen muss. GPT-5 beschreibt die Serie als „philosophisch intensiv“ und „emotional eindringlich“. Eine Meta-Empfehlung?
Auch in der Wortwahl bleibt Altman seiner Linie treu: charmant, subtil, fast schon ironisch. So merkt er scherzhaft an, dass GPT-5 „noch immer den Gedankenstrich liebt“. Ein kleines Detail – aber ein vielsagendes.
Was nun?
Offiziell hat OpenAI den Release von GPT-5 bislang nicht datiert. Doch der subtile Leak legt nahe: Die interne Testphase läuft längst. Und: Die Inszenierung ist typisch Altman – eher Techno-Philosoph als Marketingstratege. Statt brachialer Ankündigung gibt es Andeutungen. Statt Leistungsdaten, ein Seriengeschmack.
Doch gerade das macht die Nachricht umso spannender. Denn wer genau hinsieht, erkennt: GPT-5 steht in den Startlöchern – und könnte bald nicht nur Fragen beantworten, sondern Entscheidungen treffen, kreativ schreiben, ganze Projekte eigenständig umsetzen. Oder eben: uns Serien empfehlen, die ihre eigene Zukunft vorwegnehmen.
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