24. August, 2025

Google steigt groß bei Bitcoin-Miner ein – was hinter dem Milliarden-Deal steckt

Tech-Gigant Alphabet pumpt weitere 1,4 Milliarden Dollar in den Bitcoin-Miner TeraWulf – und verdoppelt damit fast seine Beteiligung. Doch die wahren Motive reichen weit über Kryptowährungen hinaus.

Google steigt groß bei Bitcoin-Miner ein – was hinter dem Milliarden-Deal steckt
Der Einstieg von Google bei einem Krypto-Miner zeigt: Tech-Giganten denken Infrastruktur neu – es geht längst nicht mehr nur um Rechenleistung, sondern um Kontrolle über Energie und Standort.

Kein klassischer Krypto-Hype, sondern ein strategisches Kalkül

Was aussieht wie ein klassischer Kurssprung auf Bitcoin-Fantasie, hat in Wahrheit deutlich mehr Tiefgang. Innerhalb weniger Tage legte die Aktie des US-Miners TeraWulf fast 90 Prozent zu.

Grund ist ein Deal mit Signalwirkung: Google – genauer gesagt der Mutterkonzern Alphabet – weitet seine Beteiligung massiv aus. 1,4 Milliarden Dollar fließen zusätzlich in das Unternehmen, das auf nachhaltiges Bitcoin-Mining spezialisiert ist. Insgesamt hat Google nun 3,2 Milliarden in TeraWulf gesteckt. Der Anteil am Unternehmen steigt damit auf 14 Prozent.

Ein Ritterschlag, keine Frage. Aber die spannendste Frage ist nicht, dass Google investiert – sondern warum.

Bitcoin ist nur der Türöffner

TeraWulf ist kein typischer Miner. Das Unternehmen mit Sitz in Maryland hat sich seit seiner Gründung darauf spezialisiert, große Mining-Farmen mit sauberer Energie zu betreiben – Wasser, Sonne, Atom. Schon das machte den Konzern für ESG-orientierte Investoren interessant. Doch nun kommt eine zweite Dimension dazu: künstliche Intelligenz.

Parallel zur Google-Beteiligung hat TeraWulf gemeinsam mit der britischen Cloud-Plattform Fluidstack ein neues Rechenzentrum angekündigt – Codename „CB-5“.

Der Standort: Lake Mariner, Upstate New York. Die Kapazität: über 200 Megawatt, bereitgestellt in zwei Zehnjahresverträgen mit Fluidstack. Die Ausrichtung: KI-Infrastruktur auf Enterprise-Niveau.

Das Ziel ist klar: TeraWulf will nicht nur Bitcoin rechnen – sondern das Rückgrat für datenhungrige KI-Modelle bauen. Und genau das dürfte den Ausschlag für Googles Milliarden gegeben haben.

Google erhöht seinen Anteil am Bitcoin-Miner TeraWulf auf 14 Prozent – insgesamt fließen 3,2 Milliarden Dollar in ein Unternehmen, das stark auf nachhaltiges Mining und KI-Infrastruktur setzt.

Google sucht Rechenpower – und Unabhängigkeit

Dass Google sich bei Infrastrukturprojekten extern einkauft, ist nicht neu. Doch die Größenordnung der Beteiligung an einem börsennotierten Bitcoin-Miner überrascht. Alphabet erhält im Gegenzug Optionsscheine auf über 32 Millionen TeraWulf-Aktien – und damit Zugriff auf einen wachsenden Anteil an hochskalierbarer Infrastruktur, die unabhängig von den eigenen Hyperscaler-Diensten betrieben wird.

Denn was im KI-Zeitalter knapp wird, ist nicht mehr Rechenleistung – sondern die Kontrolle über sie. Nvidia liefert Chips, OpenAI liefert Software – aber wer kontrolliert die Standorte? Die Stromversorgung? Die Netze?

Google hat offenbar erkannt, dass klassische Cloud-Infrastruktur an ihre physischen Grenzen stößt – und dass es clever sein kann, sich bei Energie-intensiven Partnern einzukaufen, die bereits Standorte, Genehmigungen und Zugang zu subventionierten Stromquellen gesichert haben.

TeraWulf: Vom Miner zum Infrastruktur-Player

TeraWulf-CEO Paul Prager macht aus seiner Euphorie keinen Hehl. Der neue Deal sei „ein strategischer Meilenstein“, nicht nur wegen des Geldes, sondern wegen der Signalwirkung.

Mit dem CB-5-Rechenzentrum steigt das Unternehmen endgültig aus der Bitcoin-Nische auf in eine Liga, in der es um die Zukunft von Datenverarbeitung geht – also um KI, um Training von Modellen, um Cloud-unabhängige Bereitstellung von Kapazitäten.

Dass ein traditioneller Bitcoin-Miner zum KI-Infrastruktur-Betreiber mutiert, wäre noch vor zwei Jahren undenkbar gewesen. Jetzt ist es ein realistisches Szenario – und eines, das an der Börse bereits eingepreist wird.

Alphabet kauft keine Kryptowährung – sondern Zukunftsoptionen

Wichtig ist: Google investiert nicht in Bitcoin. Auch nicht in Mining als solches. Sondern in Infrastruktur mit Skalierungspotenzial – und in eine Firma, die bereit ist, sich mit den Big Playern der Tech-Welt an einen Tisch zu setzen.

Mit CB-5 wird TeraWulf nicht einfach Rechenleistung vermieten – sondern Teil eines Netzwerks werden, das künftig das Rückgrat für generative KI, autonomes Fahren, synthetische Biologie oder Finanzalgorithmen bilden könnte.

Bitcoin war der erste Schritt. Die eigentliche Wette gilt dem, was danach kommt.

Ein cleverer Zug – mit Risiken

Natürlich bleibt ein Restrisiko. TeraWulf ist trotz des Kursfeuerwerks kein Selbstläufer. Das Unternehmen hängt an volatilen Märkten, operiert in einem energiekritischen Umfeld und muss erst beweisen, dass es wirklich in der KI-Liga mitspielen kann. Auch die Bewertung ist mit Vorsicht zu genießen – 90 Prozent Anstieg binnen einer Woche ist selten nachhaltig.

Doch der Deal zeigt: Wer in der neuen Digitalökonomie bestehen will, muss früh die richtigen Partnerschaften schmieden. Google geht mit TeraWulf ein Wagnis ein – aber eines mit strategischem Tiefgang.

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