Drei Zölle vorwärts, zwei zurück – und Gold bleibt ruhig oben
Während sich Anleger im April die Augen rieben angesichts eines erratischen Zollregimes der Trump-Regierung – mal 10 %, dann 50 %, dann gar nichts mehr außer für China – bewegte sich Gold fast schon trotzig in die Gegenrichtung: nach oben.
Am 8. April lag die Unze kurz unter 3.000 Dollar, am 22. April markierte sie mit 3.500 Dollar ein neues Allzeithoch. Wer nur auf Aktien sah, hat die eigentliche Geschichte dieses Frühjahrs womöglich verpasst.
Rohstoff statt Risiko: Gold wird wieder zum Zufluchtsort
Die Marktverwerfungen rund um Strafzölle, Kapitalflucht, Rezessionsängste und die politische Polarisierung in den USA haben Gold zurück ins Rampenlicht katapultiert.
Während der S&P 500 im April um 0,7 % fiel und der Dollar 4,5 % verlor, stieg Gold um über 5 %. Was viele als Krisenindikator verstehen, interpretieren andere als strategische Umschichtung. Institutionelle Investoren steigen leise, aber stetig wieder ein.
Die Rally der Vernachlässigten
Bemerkenswert: Trotz der Preisexplosion in den vergangenen zwölf Monaten – +27 % in 2024, +25 % seit Jahresbeginn 2025 – bleibt Gold in den allermeisten Portfolios weiterhin eine Randnotiz.
Nach Angaben des World Gold Council ist nur rund 1 % des global verwalteten Vermögens direkt im Goldsektor investiert. Für Fondsmanagerin Imaru Casanova ein Zeichen dafür, dass der Markt noch lange nicht überhitzt ist. „Viele Anleger steigen erst jetzt ein, obwohl Gold schon seit Monaten im Aufwärtstrend ist“, sagt sie.
ETF-Zuflüsse und Zentralbankkäufe: Die stille Hausse
Hinter dem Goldpreisanstieg steckt kein irrationaler Hype, sondern eine solide Nachfragebasis. Zentralbanken kaufen weiter massiv zu, insbesondere aus Schwellenländern wie China, Indien und der Türkei.

Gleichzeitig kehren institutionelle Investoren über ETFs zurück – wenn auch verhaltener als 2020.
Laut Casanova könnte allein die Rückkehr der ETF-Bestände auf das Vorkrisenniveau von 2020 für einen weiteren Preisschub sorgen. Die neue Preisbasis um 3.000 Dollar könnte erst der Anfang sein.
Minenaktien? Ja, aber mit Vorsicht
Während physisches Gold und ETFs von der Unsicherheit profitieren, verläuft die Entwicklung bei Minenwerten zweigeteilt. In der ersten Aprilhälfte übertrafen sie den Goldpreis, später kühlte sich das Momentum ab.
Der Grund: steigende Risikobereitschaft in anderen Assetklassen und das generell höhere Risiko kleinerer Rohstoffwerte.
„Goldminen sind volatil, aber nicht wertlos“, so Casanova.
Für Anleger mit Risikobudget kann der Einstieg selektiv interessant sein – insbesondere über diversifizierte Fonds.
Zinsdebatte, Inflation, Unsicherheit – Gold gewinnt fast immer
Der politische Dauerstreit zwischen Trump und Fed-Chef Jerome Powell hat den Zinsmarkt zusätzlich verunsichert. Während Powell weiter an seinem Kurs vorsichtiger Zinssenkungen festhält, spricht Trump von „Wahnsinn“, sollte die Fed die Zinsen nicht sofort senken.
Diese Unsicherheit befeuert – wenig überraschend – erneut die Nachfrage nach Gold als stabiler Wertspeicher. In einem Umfeld, das von Instabilität geprägt ist, gewinnt ein Vermögenswert, der genau das nicht ist.
Ist der Einstieg jetzt noch sinnvoll?
Die Frage stellen sich viele – ausgerechnet jetzt, wo der Goldpreis historisch hoch steht. Doch der Blick auf den langfristigen Goldtrend zeigt: Auch frühere Allzeithochs (1980, 2011, 2020) wurden später überschritten. Zudem ist Gold nicht in erster Linie ein Renditebringer, sondern ein Stabilisator.
Wer sein Portfolio breiter aufstellen will, um geopolitische oder geldpolitische Risiken besser zu puffern, kommt an Gold kaum vorbei. „Es geht nicht um Spekulation“, sagt Casanova. „Sondern um Schutz.“
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