Von der Wall Street gefeiert – trotz Rückgang beim Gewinn
Die Zahlen sind da – und sie haben zwei Gesichter. Während AMD den Umsatz im zweiten Quartal um satte 32 % auf 7,69 Milliarden Dollar steigert und damit die Analystenerwartungen deutlich übertrifft, bricht der bereinigte Gewinn pro Aktie von 69 auf 48 Cent ein.
Das lag nicht nur unter dem Vorjahr, sondern verfehlte auch die Konsensschätzung von 49 Cent. Dennoch: Die Börse reagiert versöhnlich. Im nachbörslichen Handel legt die Aktie leicht zu.

Die operative Marge schmilzt – trotzdem bleibt die Fantasie
Auf der Ertragsseite zeigt sich ein klarer Rückgang: Das bereinigte operative Ergebnis schrumpft im Jahresvergleich um fast 30 % auf 897 Millionen Dollar, die operative Marge halbiert sich von 22 auf nur noch 12 Prozent.
Angesichts dieser Zahlen wäre in normalen Zeiten mit einem Kursrutsch zu rechnen – aber AMD ist aktuell kein normales Unternehmen. Das Stichwort: KI-Fantasie.
Freier Cashflow explodiert – ein Ausrufezeichen in schwierigen Zeiten
Einer der hellsten Lichtblicke: der Free Cashflow. 1,18 Milliarden Dollar und damit fast dreimal so viel wie im Vorjahr – Analysten hatten nicht einmal mit der Hälfte gerechnet.
In einer Branche, in der hohe Investitionen in Forschung und Entwicklung die Regel sind (bei AMD immerhin 1,89 Milliarden Dollar, +20 %), ist das ein starkes Signal an Investoren: AMD kann wachsen – und gleichzeitig Geld verdienen.
Wachstumsstory heißt KI – und die hat gerade erst begonnen
CEO Lisa Su blickt optimistisch auf das zweite Halbjahr. Kein Wunder: Mit dem neuen Instinct MI350 KI-Beschleuniger will AMD gegen Nvidia und Co. punkten. Dazu kommen neue Marktanteile bei den EPYC- und Ryzen-Prozessoren.
Die Zielmarke für das dritte Quartal: 8,7 Milliarden Dollar Umsatz, zuzüglich oder abzüglich 300 Millionen. Su nennt die Nachfrage im KI- und Servergeschäft „robust“. Es ist der Tonfall einer Chefin, die weiß, dass die Bewertung ihres Unternehmens auf Zukunft basiert – nicht auf gestrigen Margen.
Ein zweigeteiltes Quartal – mit Signalwirkung für Investoren
Die Ergebnisse zeigen einmal mehr, in welchem Spannungsfeld sich AMD derzeit bewegt: Margendruck auf der einen Seite, Marktchancen im KI-Zeitalter auf der anderen. Investoren, die auf kurzfristige Gewinnsicherheit setzen, dürften nervös bleiben.
Wer hingegen auf AMDs langfristige Rolle im Wettlauf um KI-Infrastruktur und Computing-Leistung setzt, bekam am Dienstagabend weitere Argumente geliefert.
Trotz sinkender Marge und schrumpfender Gewinne lässt AMD keine Zweifel daran, wo die Reise hingehen soll: nach oben – aber auf holprigem Gelände.
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