Ein Land ringt um seine Klassenzimmer
Die Zahlen sind drastisch – und sie werfen unbequeme Fragen auf: 35.570 Gewalttaten wurden 2024 an deutschen Schulen registriert. Das bedeutet: Rund alle 15 Minuten kam es zu einem Übergriff, einer Bedrohung, einer Körperverletzung – oft mitten im Unterricht, auf dem Schulhof oder im Flur zwischen zwei Stunden.
Unter den 11.558 Tatverdächtigen stammten über 4.200 ausländische Jugendliche. Besonders häufig genannt: Syrer und Afghanen. Fast jeder zehnte Tatverdächtige hatte 2024 einen syrischen Pass.
Die Bundesregierung hat diese Zahlen auf Anfrage des AfD-Abgeordneten Martin Hess veröffentlicht – und sie heizen die ohnehin aufgeladene Migrationsdebatte weiter an.
Während Hess von einem „gescheiterten Multikulti-Experiment“ spricht, mahnen andere zu mehr Differenzierung. Denn: Auch über 7.300 Tatverdächtige hatten einen deutschen Pass. Und der Anstieg der Gewalt betrifft alle – unabhängig vom Herkunftsland.
97 Schulgewalttaten pro Tag – Messer inbegriffen
Besonders alarmierend: 740 Mal kamen Messer zum Einsatz. Auch das teilte das Bundesinnenministerium mit. Die Hemmschwelle für brutale, mitunter lebensgefährliche Angriffe scheint zu sinken. Die Schulen – eigentlich Schutzräume des Staates – werden immer häufiger zu Orten, an denen Gewalt beginnt, statt endet.
Noch gravierender ist, dass die Entwicklung nicht nur anhält, sondern sich beschleunigt. Bei Kindern unter 14 Jahren stieg die Zahl der tatverdächtigen Minderjährigen um über 11 Prozent.

Das ist keine Randerscheinung mehr – das ist ein strukturelles Problem. Und eines, das man nicht mit Wegsehen oder ideologischen Reflexen lösen kann.
Die politische Debatte: Zwischen Sicherheitsversprechen und Schuldzuweisungen
Martin Hess, selbst früher Polizeiausbilder, nutzt die Zahlen für eine Generalabrechnung mit der Migrationspolitik der letzten Jahrzehnte. Seine Forderung: „Effektive Grenzkontrollen, Abschiebungen krimineller Ausländer, Schluss mit linker Utopie.“ Diese Rhetorik kommt an – gerade in konservativen Kreisen. Doch sie ist nur ein Teil der Wahrheit.
Denn nicht jeder junge Syrer oder Afghane ist Täter – genauso wie nicht jeder deutsche Schüler Opfer ist. Die Ursachen für Gewalt an Schulen sind vielfältig: Fehlende Vorbilder, zerrüttete Familienverhältnisse, mangelnde Prävention, Überforderung des Schulsystems, fehlende Sozialarbeit. Migration ist ein Faktor – aber eben nicht der einzige.
Wer pauschalisiert, verkürzt. Wer verharmlost, verkennt die Realität. Wer differenziert, riskiert Widerspruch – aber trifft möglicherweise die Wahrheit.
Ein Blick in die Bundesländer: Der Trend ist bundesweit
Auch die Länder registrieren eine Eskalation. In Bayern kletterte die Zahl der Gewaltvorfälle von 2.645 auf über 3.000. In Hessen von 1.734 auf 2.038. Ähnliches berichten Brandenburg, Baden-Württemberg, Niedersachsen, Sachsen und Rheinland-Pfalz. Der Trend ist eindeutig: Die Schulgewalt nimmt bundesweit zu – nicht nur in sozialen Brennpunkten, nicht nur in Großstädten.
Während viele Schulen mit Präventionsprogrammen, Deeskalationstrainings oder Schulsozialarbeit gegensteuern wollen, fehlt es oft schlicht an Personal. Lehrerinnen und Lehrer werden zu Sicherheitsbeauftragten, Sozialarbeitern, Psychologen – ohne Ausbildung, ohne Zeit, ohne Rückhalt.
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