Die jüngsten Berichte des Bundesnachrichtendienstes (BND) über die mögliche Entstehung des Coronavirus aus einem Labor in China sorgen für diplomatische Spannungen. Chinas Außenamtssprecherin Mao Ning mahnte dazu, wissenschaftliche Fragen nicht für politische Manöver zu nutzen und betonte die Rolle der Wissenschaftler in der Beurteilung solcher Themen. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bleibe bisher bei der Einschätzung, dass alle möglichen Ursprünge des Virus weiterhin untersucht werden sollten.
Zwischenzeitlich führte die Veröffentlichung der Berichte zu Überraschung im politischen Berlin, nicht zuletzt bei den Mitgliedern des Parlamentarischen Kontrollgremiums (PKGr), die für die Geheimdienstaufsicht zuständig sind. Der Linken-Politiker André Hahn kritisierte, dass viele relevante Informationen nicht über die Gremien, sondern über Medienberichte publik wurden, auch wenn es Verbesserungen in den letzten Jahren gegeben habe. Hahn betonte, dass, falls die Bundesregierung über solche Geheimdiensterkenntnisse verfügt, eine entsprechende Information des PKGr nötig gewesen wäre.
In der wissenschaftlichen Debatte wird die Laborthese kontrovers diskutiert. Der Virologe Christian Drosten äußerte sich beeindruckt von den zusammengefassten Ergebnissen des BND, bemerkte jedoch das Fehlen des direkten Datenzugriffs, was ein wissenschaftliches Urteil erschwere. Laut Drosten spreche die gegenwärtige Informationslage weiterhin für einen natürlichen Ursprung des Virus.
Altkanzlerin Angela Merkel wies jegliche Vorwürfe zurück, Informationen während ihrer Amtszeit verschwiegen zu haben. Der Vorsitzende des PKGr, Konstantin von Notz, betonte die Wichtigkeit der BND-Untersuchungen und forderte umfassende Berichterstattung der Regierung und der Nachrichtendienste in den kommenden Tagen.