Der europäische Erdgaspreis hat einen bemerkenswerten Tiefpunkt erreicht und notiert nun auf dem niedrigsten Stand seit etwa eineinhalb Jahren. Diese Entwicklung ist in erster Linie auf jüngste Wettervorhersagen zurückzuführen, die in den kommenden Tagen mildere Temperaturen vorhersagen. Ein weiterer Faktor ist die Hoffnung auf diplomatische Lösungsansätze im Ukraine-Konflikt. Am vergangenen Freitag wurde der führende Terminkontrakt TTF (Title Transfer Facility) für europäisches Erdgas in Amsterdam zeitweilig zu einem Preis von 30,12 Euro pro Megawattstunde gehandelt. Dies markiert den niedrigsten Wert seit Mai 2024.
Seit Beginn des Jahres hat sich der Erdgaspreis um nahezu 40 Prozent reduziert. Diese Dynamik entfaltet sich trotz der bemerkenswert geringen Füllstände der deutschen Gasspeicher zu Beginn der Heizperiode. Die derzeit sinkenden Preise werden teilweise durch die meteorologischen Prognosen getragen, die steigende Temperaturen für den mitteleuropäischen Raum voraussagen. Laut Matthew Dross, Meteorologe beim Beratungsunternehmen Vaisala, werden milde klimatische Einflüsse Anfang Dezember erwartet, nachdem frostige Temperaturen zuvor zu einem Anstieg des Gasverbrauchs geführt hatten.
Zusätzlichen Einfluss auf die Marktstimmung üben Berichte über potenzielle Friedensverhandlungen im Ukraine-Konflikt aus. Medienberichten zufolge arbeitet die US-Regierung an einem neuen Vorschlag, der eine Beendigung des Krieges fördern soll. Historisch gesehen war Russland vor dem Ausbruch des Konflikts einer der bedeutendsten Abnehmer von europäischem Gas. Die zuletzt gestiegene Nachfrage hat auch zu einer Entnahme von Gas aus den Speichern geführt.
Der europäische Verband der Gasspeicherbetreiber, Gas Infrastructure Europe (GIE), berichtet, dass die Füllstände der deutschen Gasspeicher am 19. November bei 73,16 Prozent lagen, während der europäische Durchschnitt bei 80,71 Prozent verzeichnet wurde. Dies deutet auf einen rückläufigen Trend hin. Trotz dieser Entwicklungen bleibt der Gasmarkt weitgehend stabil. Die Bundesnetzagentur zeigt sich angesichts neuer Importmöglichkeiten durch kürzlich errichtete LNG-Terminals in Deutschland gelassen und sorgt so für eine gewisse Beruhigung auf dem ansonsten angespannten Energiemarkt.