Mike Dargan verlässt die UBS. Der Group Chief Operations and Technology Officer scheidet per Ende Dezember aus der Konzernleitung aus und will sich neuen beruflichen Aufgaben außerhalb der Bank widmen. Für die größte Schweizer Bank ist das mehr als ein Personalwechsel: Mitten in einer Phase tiefgreifender Integration und technologischer Umbrüche verliert sie einen der zentralen Architekten ihrer operativen und digitalen Steuerung.
Der Abgang erfolgt kurzfristig, eine dauerhafte Nachfolgeregelung gibt es noch nicht. Die UBS reagiert mit einer Übergangslösung und passt zugleich ihre interne Berichtsstruktur an.
Der Abgang kommt ohne lange Vorbereitung
Offiziell bleibt die Mitteilung knapp. Mike Dargan trete zurück, um sich neuen beruflichen Möglichkeiten zu widmen, teilte die UBS mit. Weitere Details zu den Gründen nennt die Bank nicht. Auffällig ist der Zeitpunkt: Nur wenige Wochen vor dem Jahreswechsel verlässt ein Vorstandsmitglied die Bank, das in den vergangenen Jahren maßgeblich für operative Stabilität und technologische Modernisierung verantwortlich war.

Dargan war seit 2016 bei der UBS und übernahm 2023 – nach der Übernahme der Credit Suisse – eine Schlüsselrolle. Als Group Chief Operations and Technology Officer verantwortete er nicht nur die IT-Systeme, sondern auch große Teile der operativen Infrastruktur. In einer Phase, in der die Integration zweier globaler Banken enorme technologische Risiken birgt, galt seine Position als neuralgischer Punkt.
Technologie rückt näher an das operative Zentrum
Mit dem Abgang Dargans ordnet die UBS ihre Führungsstruktur neu. Die Funktion Group Technology wird künftig an Bea Martin berichten. Sie übernimmt zum 1. Januar 2026 die Rolle der Group Chief Operating Officer und rückt damit stärker ins Zentrum der operativen Steuerung des Konzerns.
Die Verschiebung ist kein Detail. Technologie wird organisatorisch enger an das operative Geschäft angebunden, nicht mehr als eigenständiger Machtbereich auf Vorstandsebene geführt. Das entspricht einem Trend in vielen Großbanken, die IT nicht mehr primär als Innovationslabor, sondern als kritische Infrastruktur begreifen, deren Stabilität und Effizienz unmittelbar über Kosten, Risiken und Regulierung entscheiden.
Übergangslösung signalisiert operative Vorsicht
Bis eine endgültige Nachfolgeregelung gefunden ist, übernimmt Chris Gelvin die Leitung von Group Technology ad interim. Gelvin ist bereits Chief Operating Officer von Group Technology und erhält nun zusätzliche Verantwortung. Die Lösung setzt auf Kontinuität statt externe Impulse.
Dass die UBS keinen sofortigen Nachfolger präsentiert, deutet auf Zurückhaltung hin. In einer Phase laufender Systemkonsolidierungen, regulatorischer Prüfungen und Kostensenkungsprogramme scheint Stabilität wichtiger als ein schneller personeller Neustart. Gleichzeitig zeigt die Interimslösung, wie eng verzahnt operative Führung und IT inzwischen sind.
Der Zeitpunkt ist kein Zufall
Der Abgang fällt in eine sensible Phase. Die UBS arbeitet weiterhin an der Integration der Credit Suisse, insbesondere auf technischer Ebene. Die Zusammenführung von Handelsplattformen, Datenarchitekturen und Kernbankensystemen gilt als einer der komplexesten Teile des Gesamtprojekts. Verzögerungen oder Fehler könnten operative Risiken und zusätzliche Kosten verursachen.
Zugleich steht die Bank unter hohem Margendruck. Effizienzprogramme, Stellenabbau und eine stärkere Automatisierung gehören zu den zentralen Hebeln, um die Profitabilität zu sichern. Technologie ist dabei kein Selbstzweck, sondern Kostenfaktor und Risikotreiber zugleich.
Vor diesem Hintergrund wirkt der Abgang eines Technologiechefs nicht banal. Er verändert Verantwortlichkeiten, Entscheidungswege und interne Machtachsen – zumindest vorübergehend.

Kein unmittelbarer Bruch, aber ein Signal
Die UBS betont Kontinuität. Die bestehenden Strukturen blieben stabil, die Übergangslösung sichere einen reibungslosen Betrieb. Tatsächlich gibt es keine Hinweise auf operative Störungen oder strategische Kehrtwenden. Dennoch ist der Schritt ein Signal.
Mit dem Wegfall eines eigenständigen Technologievorstands und der stärkeren Anbindung an das operative Ressort verändert sich die Gewichtung im Top-Management. Technologie wird stärker als Mittel zur Effizienz verstanden, weniger als eigenständiger strategischer Treiber. Für eine Universalbank mit globalem Investmentbanking ist das eine bewusste Priorisierung.
Der Markt reagiert gelassen
An der Börse löste die Personalie zunächst keine größeren Ausschläge aus. Die UBS-Aktie bewegte sich im Rahmen der allgemeinen Marktentwicklung. Das deutet darauf hin, dass Investoren den Schritt nicht als unmittelbares Risiko für Ertragskraft oder Strategie werten.
Gleichzeitig bleibt die Frage offen, wie dauerhaft die neue Struktur sein wird. Die Suche nach einer endgültigen Nachfolge dürfte auch darüber entscheiden, welchen Stellenwert Technologie künftig im obersten Führungsgremium der UBS einnimmt.
Der Abgang von Mike Dargan ist damit weniger ein Knall mit sofortigen Folgen als ein leiser, aber präziser Einschnitt. Er markiert eine Phase, in der sich die UBS stärker auf operative Disziplin und Integration konzentriert – und technologische Ambitionen konsequent diesem Ziel unterordnet.



