In deutschen Friseursalons fällt der Blick in den Spiegel nicht nur auf die neu kreierten Frisuren, sondern auch auf den stetig steigenden Preisdruck. Seit dem Jahr 2020 sind die Kosten für einen Friseurbesuch erheblich angestiegen. Laut aktuellster Daten des Statistischen Bundesamtes müssen Frauen nun etwa 28 Prozent mehr bezahlen, während Männer und Kinder mit einem Anstieg von rund 31 Prozent konfrontiert sind. Der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks führt diese Preiserhöhungen hauptsächlich auf gestiegene Personalkosten, teurere Materialien und die allgemeine Inflation zurück. Diese Entwicklung belastet zunehmend die Verbraucher, wie die Erhebungen des Friseur- und Kosmetikverbandes Nordrhein-Westfalen bestätigen. Im Durchschnitt geben Frauen heute 54 Euro aus für Leistungen wie Waschen, Schneiden und Föhnen, während Männer im Schnitt 33 Euro bezahlen.
Aufgrund dieser Preissteigerungen hat sich das Verbraucherverhalten entsprechend verändert. Eine repräsentative Umfrage von YouGov zeigt auf, dass 28 Prozent der Bevölkerung bereit sind, zwischen 15 und 29 Euro für einen Friseurbesuch zu zahlen. Interessanterweise gaben 26 Prozent der Befragten an, keinerlei Dienstleistungen von Friseuren in Anspruch zu nehmen. Ein Trend, der sich seit der Pandemie verstärkt hat, ist der vermehrte Griff zur Haarschere im eigenen Haushalt, nachdem viele bei Lockdowns und Kontaktbeschränkungen erstmals Haarschneidegeräte nutzten.
Gleichzeitig sieht sich die Friseurbranche mit erheblichen wirtschaftlichen Herausforderungen konfrontiert. Der verbreitete Fachkräftemangel und die wirtschaftlichen Nachwirkungen der Pandemie belasten zahlreiche Betriebe weiterhin stark. Besonders Barbershops setzen mit oft günstigeren Angeboten und zunehmender Präsenz in städtischen Gebieten klassische Salons unter Konkurrenzdruck. Holger Stein, Hauptgeschäftsführer des Verbandes, hebt hervor, dass dieser aggressive Preiswettbewerb zu einem unvorteilhaften Geschäftsmodell führen könne, bei dem die Qualität der Dienstleistungen der Kostenoptimierung zum Opfer fällt.
Ein weiteres Problem, mit dem die Branche kämpft, ist der akute Nachwuchsmangel. Zwischen 2014 und 2023 ging die Zahl der Auszubildenden signifikant zurück. Dennoch besteht Anlass zur Hoffnung, da im Jahr 2024 erstmals seit zehn Jahren ein leichter Anstieg in den Ausbildungszahlen verzeichnet wurde. Interessanterweise steigt auch das Interesse von Männern an der Friseurausbildung; sie stellen nun etwa ein Drittel der angehenden Fachkräfte.