12. September, 2025

Politik

Frankreichs Proteste setzen neue Regierung unter Druck

Kaum ist Sébastien Lecornu als neuer Premierminister vereidigt, brennen in Frankreich die Mülltonnen. Unter dem Motto „Bloquons tout“ ziehen Gewerkschafter, Linke und Gelbwesten auf die Straßen. 80.000 Polizisten sind im Einsatz, während Präsident Macron die politische Kontrolle verliert.

Frankreichs Proteste setzen neue Regierung unter Druck
Brennende Barrikaden in Lyon: Die Proteste entzünden sich am Sparhaushalt – doch sie stehen auch für das tiefe Misstrauen vieler Franzosen gegenüber der gesamten politischen Klasse.

Straßen im Ausnahmezustand

In Lyon lodern Flammen, in Nantes liegen Barrikaden quer über den Straßen, in Paris blockieren Demonstranten Zufahrten zu Vororten. Der Ruf „Lasst uns alles blockieren“ ist keine leere Parole – er wird in Echtzeit umgesetzt.

Bahnstrecken werden lahmgelegt, Universitäten besetzt, selbst an Flughäfen drohen Störungen. Frankreich ist im Protestmodus.

Innenminister Bruno Retailleau spricht von einer „koordinierten Sabotagebewegung“. 80.000 Beamte sollen verhindern, dass das öffentliche Leben komplett zum Stillstand kommt. Doch der Eindruck bleibt: Der Staat hinkt hinterher, während die Wut sich von Stadt zu Stadt ausbreitet.

Regierungskrise als Brandbeschleuniger

Auslöser ist der Sturz von Premier François Bayrou. Sein Sparhaushalt sollte den maroden Staatsfinanzen Halt geben, doch im Parlament fehlte die Mehrheit. Neun Monate nach Amtsantritt war Schluss – Bayrou verlor die Vertrauensfrage und musste gehen.

Robinhood steigt in den S&P 500 auf – Meme-Broker erreicht Marktkapitalisierung von 90 Milliarden Dollar
Robinhoods Aufnahme in den S&P 500 krönt ein Jahr rasanten Wachstums dank boomender Krypto- und Optionsgeschäfte.

Präsident Emmanuel Macron reagierte mit einem Blitzmanöver: Noch am selben Abend präsentierte er Sébastien Lecornu, bis dahin Verteidigungsminister, als Nachfolger. Offiziell soll Lecornu Brücken schlagen. Inoffiziell wirkt es wie ein Versuch, Macron selbst aus der Schusslinie zu nehmen.

Lecornu zwischen allen Fronten

Der 38-Jährige gilt als nüchterner Pragmatiker, einer, der mit Marine Le Pen reden kann, ohne im linken Lager sofort verbrannt zu sein. Genau diesen Spagat braucht er jetzt. Seine Aufgabe: einen Haushalt durch das zersplitterte Parlament bringen und zugleich den sozialen Flächenbrand eindämmen.

Gescheiterter Premier François Bayrou: Mit seinem Sparhaushalt wollte er die Rekordverschuldung Frankreichs in den Griff bekommen, doch nach nur neun Monaten stürzte er über die fehlende Mehrheit im Parlament.

Doch schon am ersten Tag wird klar: Lecornu startet mit Hypothek. Linke fordern Macrons Rücktritt, Rechtsnationale wollen Neuwahlen. Gewerkschaften drohen mit Dauerblockaden. Der neue Premier hat das Amt – aber noch nicht das Land.

Die Blockade als Symbol

Frankreichs Proteste richten sich nicht nur gegen Zahlenkolonnen im Haushalt. Sie sind Ausdruck eines tieferen Bruchs zwischen Volk und Politik. Die Gelbwesten-Bewegung hat vorgemacht, wie dezentraler Widerstand funktioniert – ohne zentrale Führung, aber mit maximaler Wirkung.

Brennende Mülltonnen und blockierte Autobahnen sind längst mehr als Sachbeschädigung. Sie sind Symbol für ein Land, das sich selbst lahmlegt, weil es seiner Regierung nicht mehr traut.

Macrons Schwäche, Frankreichs Risiko

Für Macron wird die Krise zur Zerreißprobe. Seit der letzten Parlamentswahl ist seine Bewegung ohne eigene Mehrheit. Jede Entscheidung muss mühsam ausgehandelt werden, jeder Kompromiss wird als Kapitulation gedeutet. Mit Lecornu setzt er auf Loyalität – doch Loyalität ersetzt keine Legitimation.

Frankreich geht damit in einen politischen Herbst, der den Charakter eines Stresstests hat: für die Regierung, für die Opposition und für die Geduld der Bürger. Ob Lecornu vermitteln kann oder ob er nur als Platzhalter verschleißt, wird sich bald zeigen. Die Straßen haben längst ihr Urteil gefällt.

Das könnte Sie auch interessieren:

Welche Rolle Mentoring im Vermögensaufbau wirklich spielt
Viele wissen, dass sie investieren sollten – in ETFs, Immobilien oder Aktien. Doch nicht fehlendes Wissen, sondern fehlende Struktur und Orientierung bremsen den Vermögensaufbau. Mentoring schafft Klarheit, vermeidet Fehler und bringt konsequent in die Umsetzung.