04. September, 2025

Wirtschaft

Frankreich taumelt – und Deutschland sollte genau hinschauen

Frankreichs Schuldenquote steigt auf 114 Prozent, die Defizite laufen aus dem Ruder, Investoren verlangen höhere Zinsen als bei Griechenland. Der Eurozone droht ein neuer Problemfall – und für Deutschland ist das eine unübersehbare Warnung.

Frankreich taumelt – und Deutschland sollte genau hinschauen
114 Prozent Schuldenquote – Frankreich ist nach Griechenland und Italien das drittstärkst verschuldete Land der Euro-Zone. Anders als dort steigen die Verbindlichkeiten weiter.

Frankreichs Schuldenberg wächst weiter

Seit 1974 hat Paris keinen ausgeglichenen Haushalt mehr vorgelegt. Die Staatsverschuldung liegt inzwischen bei 114 Prozent der Wirtschaftsleistung, Tendenz steigend.

Allein für den Schuldendienst fließen dieses Jahr 67 Milliarden Euro – mehr als Frankreich für Verteidigung ausgibt. Während Italien und Griechenland ihre Quoten zuletzt senken konnten, bewegt sich Frankreich in die entgegengesetzte Richtung.

Politische Lähmung verstärkt Misstrauen der Märkte

Die Regierung in Paris steckt im Dauerstillstand: vier Kabinette in gut einem Jahr, keine klare Mehrheit im Parlament, eine Minderheitsregierung, die wohl bald scheitern wird. Investoren ziehen daraus Konsequenzen.

Die Risikoaufschläge auf französische Staatsanleihen klettern, der Abstand zu deutschen Papieren könnte bald einen vollen Prozentpunkt betragen. Frankreich zahlt also deutlich mehr, um sich zu verschulden.

Staatsquote bei 57,3 Prozent – ein Spitzenwert in Europa. Der OECD-Durchschnitt liegt nur bei 40 Prozent. Frankreichs Spielräume für Konsolidierung sind praktisch aufgebraucht.

Staatsquote als strukturelles Problem

57,3 Prozent der französischen Wirtschaftsleistung entfallen auf den Staat – nur Finnland liegt in Europa höher. Zum Vergleich: Der OECD-Durchschnitt beträgt 40 Prozent. Seit den 1970er-Jahren hat Frankreich seine Staatsausgaben in jeder Krise ausgeweitet, sie aber nie zurückgeführt.

Das Ergebnis ist eine dauerhaft aufgeblähte Staatsquote, die kaum Spielraum für Konsolidierung lässt. „Frankreich steckt in einer Sackgasse“, sagt ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski.

Warnsignal für Deutschland

Auch Berlin fährt die Ausgaben hoch: Verteidigungsfonds, Sozialleistungen, Sondervermögen. Die Staatsquote stieg 2024 auf 49,5 Prozent. Setzt sich dieser Trend fort, liegt die Verschuldung in wenigen Jahren bei 80 Prozent des BIP.

„Sondervermögen eingerechnet, plant die Bundesregierung jedes Jahr neue Schulden von rund fünf Prozent des BIP“, warnt Brzeski.

Die Gefahr: Auch Deutschland könnte den Status als sicherer Hafen einbüßen, wenn die Wachstumsperspektiven schwach bleiben.

Lektion aus der Eurokrise

Ökonomen verweisen auf die Jahre unter Kanzler Gerhard Schröder: Damals wurde das Defizit schrittweise gesenkt – ohne Schocktherapie, aber mit klarer Richtung. Frankreich müsste ähnlich handeln, um das Vertrauen der Märkte zurückzugewinnen.

Allianz-Chefvolkswirt Ludovic Subran warnt: „Frankreich ist wie der Frosch im Kochtopf, der nicht merkt, wie das Wasser heißer wird.“ Für Deutschland bedeutet das: Wer nicht rechtzeitig konsolidiert, verliert in der nächsten Krise jede Handlungsfähigkeit.

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