20. Juni, 2025

Politik

Fast 100.000 neue Staatsbedienstete: Wie der öffentliche Dienst immer weiter wächst

Die Zahl der Beschäftigten beim Staat steigt seit Jahren. Jetzt melden die Statistiker erneut einen kräftigen Zuwachs – besonders in Schulen, Kitas und Hochschulen. Doch der Boom hat seinen Preis.

Fast 100.000 neue Staatsbedienstete: Wie der öffentliche Dienst immer weiter wächst
Obwohl die Zahl der Lehrerstellen steigt, bleiben Tausende Klassen unbesetzt. Laut KMK fehlten 2023 bundesweit rund 14.000 Lehrkräfte – besonders in Mathematik, Physik und Grundschulen spitzt sich die Lage weiter zu.

5,4 Millionen im Staatsdienst

Es sind Zahlen, die inzwischen fast schon zur Routine geworden sind. Zum Stichtag 30. Juni 2024 arbeiteten in Deutschland 5,4 Millionen Menschen im öffentlichen Dienst.

Das sind rund 96.000 mehr als ein Jahr zuvor, ein Anstieg um 1,8 Prozent. Damit ist mittlerweile etwa jeder achte Erwerbstätige in Deutschland für Bund, Länder oder Kommunen tätig.

Schulen holen immer mehr Personal

Besonders kräftig wächst der Staatsapparat in den Schulen. Hier kletterte die Zahl der Beschäftigten binnen eines Jahres um 19.500 auf knapp 1,05 Millionen. Interessant dabei: Der Zuwachs geht vor allem auf das Konto der Beamten.

Ihre Zahl legte um 2,4 Prozent auf 693.200 zu. Angestellte Lehrer gibt es inzwischen rund 354.800 – ein Plus von 0,9 Prozent.

Die Länder versuchen damit, den Lehrerberuf wieder attraktiver zu machen. Verbeamtung bedeutet langfristige Sicherheit, was gerade in Zeiten von Lehrermangel ein Argument ist. Die Kehrseite: Mit jedem neuen Beamten steigen die Pensionslasten der Zukunft.

Kindergärten mit starkem Wachstum

Auch die Kitas bauen ihr Personal weiter aus. In den kommunalen Einrichtungen waren Mitte 2024 rund 289.900 Personen beschäftigt. Das entspricht einem Zuwachs von 11.000 Beschäftigten innerhalb eines Jahres, also plus 4 Prozent. Blickt man weiter zurück, zeigt sich die eigentliche Dimension: Seit 2009 hat sich die Zahl der Erzieher mehr als verdoppelt.

Der Ausbau von Krippen- und Kitaplätzen gilt als politische Daueraufgabe. Doch trotz der gestiegenen Beschäftigtenzahlen bleiben viele Stellen unbesetzt. Der Mangel an qualifiziertem Personal ist ein Dauerproblem vieler Kommunen.

Mit 5,4 Millionen Beschäftigten bindet der Staat immer mehr Arbeitskräfte. Öffentliche Personalkosten lagen 2023 bei über 350 Milliarden Euro jährlich – Tendenz steigend. Kritiker warnen vor langfristig strukturellen Haushaltsproblemen.

Auch die Hochschulen wachsen

An den Hochschulen zeigt sich ein ähnliches Bild. Dort kamen innerhalb eines Jahres 14.200 Beschäftigte hinzu – ein Anstieg von 2,3 Prozent. Insgesamt arbeiten inzwischen rund 636.100 Menschen an den Hochschulen und Universitätskliniken. In den vergangenen 15 Jahren entspricht das einem Plus von rund 41 Prozent.

Getrieben wird dieser Trend durch steigende Studierendenzahlen, wachsende Forschungsbudgets und neue Studiengänge. Gleichzeitig warnen Experten, dass die Akademisierung des Arbeitsmarktes an ihre Grenzen stößt. Viele Absolventen drängen in Berufe, für die es längst nicht mehr genügend qualifizierte Stellen gibt.

Mit über 636.000 Beschäftigten stellen Hochschulen und Unikliniken inzwischen einen der größten Staatsbereiche. Doch Experten warnen vor einer Überakademisierung: Fast ein Drittel der Hochschulabsolventen arbeitet später in Jobs, die keine akademische Ausbildung erfordern.

Der Preis des Booms

Der ungebremste Personalaufbau hat längst auch eine finanzielle Seite. Löhne, Sozialabgaben und spätere Pensionszahlungen summieren sich zu wachsenden Dauerlasten für die öffentlichen Haushalte. Während die Schuldenbremse weiterhin gilt, wird die Finanzierung des Staatsapparats zunehmend anspruchsvoll.

Hinzu kommt der zunehmende Konkurrenzkampf mit der Privatwirtschaft. Je mehr Fachkräfte der Staat anzieht, desto enger wird der Arbeitsmarkt für Unternehmen. In manchen Regionen sprechen Personalchefs schon offen davon, dass sie mit dem Finanzamt oder der Schulverwaltung um dieselben Bewerber konkurrieren.

Wachstum ohne Pause

Trotz aller Debatten über Effizienz, Staatsquote und Fachkräftemangel – der Trend zeigt weiter nach oben. Demografie, steigende Betreuungsquoten, neue Bildungsinitiativen und Verwaltungsaufgaben sorgen dafür, dass der öffentliche Dienst auch in den kommenden Jahren weiter wächst.

Die eigentliche Frage lautet längst nicht mehr, ob sich der Staat das leisten kann. Sondern: Wie lange noch?

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