18. Oktober, 2025

Unternehmen

Familienvermögen im Wandel – Warum Deutschlands reichste Clans ihre Verwalter austauschen

Die Ära der diskreten Family-Offices steht vor einem Umbruch. Sinkende Renditen, wachsender Konkurrenzdruck und schwindende Unabhängigkeit zwingen selbst die Vermögenshüter der Superreichen zum Kurswechsel.

Familienvermögen im Wandel – Warum Deutschlands reichste Clans ihre Verwalter austauschen
In Deutschland existieren rund 400 Family-Offices – doch laut Berenberg-Studie arbeitet jedes dritte inzwischen mit Verlust, weil Fixkosten und Regulierung explodieren.

Die stille Krise der Vermögensverwalter

Es ist ein paradoxes Phänomen: Nie zuvor waren die Privatvermögen in Deutschland so groß – und doch kämpfen viele Family-Offices ums Überleben. Häuser wie HQ Trust, Focam oder Tresono gelten als diskrete Institutionen der alten Finanzelite, als Orte, an denen die Milliarden der Quandts, Porsches oder Schickedanzs seit Jahrzehnten verwaltet werden. Doch hinter den schweren Holztüren rumort es.

„Mit dem Geschäft lässt sich kein Geld verdienen“, klagt ein Branchenkenner. Was nach Luxusproblem klingt, ist in Wahrheit ein strukturelles. Die Margen sinken, die Ansprüche der Erben steigen, und die Zeiten, in denen diskretes Vermögensmanagement allein durch Vertrauen funktionierte, sind vorbei.

Das Ende der Unabhängigkeit

Family-Offices galten lange als die letzten Bastionen finanzieller Selbstbestimmung. Heute sind sie zunehmend abhängig – von Banken, Private-Equity-Fonds oder institutionellen Partnern. „Wer unabhängig bleiben will, braucht zweistellige Millionenbeträge an laufenden Erträgen“, sagt ein Vermögensmanager. „Das schaffen die wenigsten.“

Viele kleinere Häuser geben auf oder fusionieren. Die Verwaltungskosten explodieren, die Anforderungen an Regulierung und Reporting steigen. Aus diskretem Vermögensmanagement wird immer häufiger Finanzindustrie mit Compliance-Manuals und Risikokomitees.

Generationenwechsel ohne Plan

Hinzu kommt der Generationenkonflikt. Die Erben der deutschen Industrie-Dynastien sind global vernetzt, digitalaffin – und ungeduldig. Sie erwarten Transparenz, Impact Investing und ESG-Strategien statt Jagdgesellschaften und Immobilienfonds. Manche gründen eigene Family-Offices im Ausland, wo sie weniger Aufsicht, dafür mehr Flexibilität finden.

„Viele junge Erben wollen mehr Venture Capital, mehr Risiko – und weniger Golfplatz-Finanzen“, sagt ein Branchenberater.

Die alten Häuser, einst auf Sicherheit und Diskretion getrimmt, tun sich schwer mit dieser neuen Dynamik.

Konkurrenz von Tech und Private Equity

Parallel drängen neue Akteure in den Markt. Fintechs wie Moonfare oder Titan bieten digitale Beteiligungen an Wachstumsfirmen, die früher Family-Offices vorbehalten waren. Selbst institutionelle Giganten wie BlackRock oder UBS buhlen inzwischen gezielt um Familienvermögen – mit skalierbaren Angeboten und globalem Zugang.

Damit droht den deutschen Traditionshäusern der Verlust ihrer Daseinsberechtigung. Wo einst Vertrauen, Nähe und jahrzehntelange Mandate zählten, zählen heute Rendite, Transparenz und Effizienz.

Europas alte Eliten im Umbruch

Die Family-Offices waren lange das Rückgrat des „Old Money“ – stille Knotenpunkte zwischen Wirtschaft, Politik und Kultur. Nun stehen sie vor der gleichen Transformation wie Banken und Fonds zuvor: digital, reguliert, globalisiert.

Die Zukunft liegt nicht mehr im diskreten Gespräch im Parkettzimmer, sondern in Datenanalysen, KI-gestütztem Portfoliomanagement und Impact-Reports. Das Geschäftsmodell der alten Vermögenshüter muss sich neu erfinden – oder verschwindet leise in den Archiven des deutschen Kapitalismus.

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