Russlands Präsident, Wladimir Putin, wird nach einer kriegsbedingten Pause im Vorjahr an diesem Donnerstag erstmals wieder eine große Pressekonferenz abhalten. Das Medienspektakel, das als Staatsfernsehshow mit dem Titel 'Der direkte Draht' bekannt ist, wird mit der Sendung 'Ergebnisse des Jahres' verknüpft, bei der Bürger ihre Probleme schildern können. Die Fragerunde für Journalisten beginnt um 10 Uhr MEZ. Kremlsprecher Dmitri Peskow erklärte, dass bereits im Vorfeld über anderthalb Millionen Fragen eingereicht wurden.
Der Fokus liegt nicht nur auf Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine, sondern auch auf den bevorstehenden Präsidentschaftswahlen am 17. März, bei denen er zum fünften Mal zum Präsidenten gewählt werden will. Traditionell wurden die Pressekonferenz und die Bürgersprechstunde getrennt voneinander abgehalten. Dabei kamen immer wieder Probleme wie Armut, soziale Not, Mängel im Gesundheitssystem und fehlende Infrastruktur zur Sprache. Putin nutzt die Bürgersprechstunde oft dafür, sich als Problemlöser und Menschenfreund darzustellen. Kritiker werfen ihm jedoch vor, dass sich die Lage trotz der wiederholten Fragen nicht verbessert hat.
Laut einer Umfrage des unabhängigen russischen Meinungsforschungsinstituts Lewada interessieren sich die meisten Menschen dafür, wann der Krieg endet. Darüber hinaus stehen Fragen zur Rentenhöhe sowie zu den Gehältern in Russland im Fokus. Viele Senioren fragen sich, wann sie endlich 'ein normales Leben' führen können. Putin selbst hat in der Vergangenheit betont, dass er den Krieg gewinnen wird.
Die Pressekonferenz ist auf etwa drei Stunden angesetzt, es gibt jedoch keine genaue Zeitbegrenzung. Aufgrund umfangreicher Sicherheitsvorkehrungen sind im Stadtzentrum von Moskau mehrere Straßen in der Nähe des Kremls gesperrt. Im vergangenen Jahr fanden die Pressekonferenz und die Bürgersprechstunde aufgrund des Ukrainekriegs nicht statt. Beobachter vermuteten, dass Putin es vermeiden wollte, Fragen der internationalen Journalisten zu beantworten, insbesondere angesichts der Niederlagen, die seine Armee im Krieg erleiden musste. Mittlerweile tritt Putin jedoch wieder selbstbewusster auf und ist überzeugt, den Krieg zu gewinnen.
Die Sprechstunde 'Der direkte Draht' wurde ebenfalls seit längerem nicht mehr abgehalten. Der offizielle nationale Fernsehkanal, bei dem Bürger normalerweise persönlich Beschwerden bei Putin vorbringen können, fand zuletzt am 30. Juni 2021 statt. In den letzten Monaten hat Putin Fragen von loyalen Journalisten beantwortet, die ihn auf Reisen begleiten oder im Kreml treffen. Unabhängige Medien sind seit langem nicht mehr zu solchen Runden zugelassen.
Anders als bei früheren Pressekonferenzen gibt es dieses Mal kein offizielles Akkreditierungsverfahren. Der Kreml hat nur ausgewählte Journalisten eingeladen.