28. Mai, 2025

Technologie

Europas letzter Aufruf zur Technologiewende

Auf der TECH 2025 in Heilbronn fordern Strategen und Spitzenmanager entschlossenes Handeln – im Wettlauf mit China und den USA geht es längst nicht mehr nur um Marktanteile, sondern um sicherheitspolitische Selbstbehauptung.

Europas letzter Aufruf zur Technologiewende
Militärtechnologien werden zur Voraussetzung für geopolitische Eigenständigkeit. Doch Europa investiert weiter Milliarden in US-Rüstungstechnik – statt eigene Industrien zu stärken.

Der Krieg findet längst nicht mehr nur auf dem Schlachtfeld statt

Auf der TECH 2025 wurde schnell deutlich, worum es inzwischen wirklich geht: Nicht nur um Innovation, sondern um Selbstbehauptung.

„Wenn wir unsere Daten aufgeben, geben wir die Wirtschaft auf“, mahnt Schwarz-Digits-Co-Chef Rolf Schumann.

Und Ex-Außenminister Joschka Fischer ergänzt: „Wenn Putin gewinnt, wird er nicht Halt machen.“ Die zentrale Botschaft: Technologie ist zur Verteidigungsfrage geworden – und Europa ist spät dran.

Zwischen Flugtaxis und Warnungen vor Krieg

Während draußen autonome Drohnen kreisen, sprechen drinnen Europas Strategen Klartext: Der Kontinent hat das Internet verschlafen, die Smartphone-Welle verpasst und in der Cloud Ängste statt Plattformen kultiviert.

Jetzt, wo es um Künstliche Intelligenz, Quantencomputing und Verteidigung geht, darf sich dieses Muster nicht wiederholen. „Die nächste verpasste Welle wäre tödlich“, sagt Ann Mettler, ehemalige EU-Strategin, ohne jede Übertreibung.

Europa fehlt es nicht an Kapital – sondern an Koordination

Die Finanzkraft ist da, das Talent ebenso. Woran es scheitert? An politischem Willen und einem echten Binnenmarkt für Tech-Innovationen.

Ohne einheitlichen Kapitalmarkt, sagen die Experten, wird Europa auch künftig nur Zuschauer bleiben – während die USA und China das Spielfeld unter sich aufteilen. Der Appell: Weniger Bedenken, mehr Investitionen. Und: Staaten müssen nicht alles regeln – aber vieles anstoßen.

Auf der TECH 2025 ruft der Ex-Außenminister zur technologischen Aufrüstung Europas auf – andernfalls drohe militärische wie wirtschaftliche Abhängigkeit von autoritären Mächten.

Militärtechnik made in USA – und bezahlt von Europa?

Noch immer fließt ein Großteil europäischer Rüstungsbudgets in die USA. Das muss sich ändern, sagt Thales-Technikchef Bernhardt Quendt:

„Sonst finanzieren wir mit unseren Verteidigungsausgaben amerikanische Innovationssprünge.“

Europa brauche eine eigene Tech-Souveränität – auch militärisch. Die Zukunft liege in Drohnen, KI-gestützter Verteidigung und Cybersicherheit. Und diese müsse europäisch entwickelt – und gekauft – werden.

Die große Leerstelle: Mut zum Risiko

Wer über die TECH 2025 läuft, sieht Prototypen, Visionen und Konzepte. Was fehlt, ist der politische Mut, daraus auch Unternehmen zu machen, die skalieren. Noch dominiert das „Zuviel an Regulierung“ gegenüber dem „Zuwenig an Risikokapital“. Joschka Fischer bringt es auf den Punkt:

„Europa braucht eine Industriepolitik des 21. Jahrhunderts.“

Ohne sie drohe der Kontinent, in der Welt der Quantencomputer, KI-Waffen und globalen Datenströme zur Industrie-Ruine zu werden.

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