30. Mai, 2025

Politik

Europäische Souveränität und Selbstbestimmung im Mittelpunkt der Karlspreisverleihung

Anlässlich der feierlichen Verleihung des Internationalen Karlspreises an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nutzte diese die Gelegenheit, um vehement für ein selbstbewusstes und unabhängiges Europa zu werben. In ihrer mitreißenden Rede im Aachener Rathaus betonte sie die essentielle Bedeutung der europäischen Unabhängigkeit für die Bewahrung unserer Freiheit, auch wenn dieser Gedanke zunächst beunruhigend erscheinen mag.

Von der Leyen unterstrich die Herausforderungen, denen Europa in einer sich wandelnden geopolitischen Landschaft gegenübersteht. Sie sprach von einer Welt, die zunehmend von neuen geopolitischen Herausforderungen geprägt ist, ausgehend von imperialen Mächten, die bereit sind, selbst unlautere Mittel zur Durchsetzung ihrer Interessen in Betracht zu ziehen. Diese neuen Realitäten erfordern von Europa, sich aktiv in die Gestaltung einer neuen internationalen Ordnung einzubringen.

Besonderen Nachdruck legte die EU-Kommissionspräsidentin auf die Notwendigkeit verstärkter Investitionen in die europäische Sicherheit. Angesichts der Bedrohungen durch undemokratische Regimes, wie am Beispiel des Konflikts in der Ukraine ersichtlich, müsse Europa seine Sicherheitspolitik proaktiv stärken. Sie hob zudem die Bedeutung der transatlantischen Beziehungen hervor, indem sie auf die wichtige Rolle der verstärkten Zusammenarbeit mit den USA für die Stabilisierung wirtschaftlicher Partnerschaften verwies.

Bundeskanzler Friedrich Merz bestätigte in seiner Rede die entschlossene Unterstützung Deutschlands zur Stärkung und Verteidigung Europas. Er erinnerte an Europas Errungenschaften als Friedensprojekt und die Verantwortung, diese Errungenschaften global zu vertreten. Deutschland, so Merz, sei bereit, diese Ziele mit Entschlossenheit und in enger Kooperation mit europäischen Partnern zu verfolgen.

Auch der spanische König Felipe VI. nahm in seiner Ansprache die Bedeutung der europäischen Solidarität in den Fokus. Er warnte eindringlich vor den Gefahren, die von Bestrebungen ausgehen, die eine Auflösung der Europäischen Union fordern. Solche Entwicklungen, mahnte er, würden die europäischen Nationen den globalen Herausforderungen schutzlos ausliefern.

Erwähnenswert ist auch, dass während der Verleihung mehrere Hundert Demonstranten gegen die geplanten Aufrüstungsmaßnahmen protestierten. Im Rahmen der Veranstaltung wurde bekannt gegeben, dass das erstmals verliehene Preisgeld von einer Million Euro für Projekte zur Unterstützung ukrainischer Kinder eingesetzt werden soll. Die Entscheidung über die Vergabe des Preisgeldes wird gemeinsam von Ursula von der Leyen und dem Karlspreis-Direktorium getroffen.

Der Preis, gestiftet von einem Aachener Unternehmer-Ehepaar, würdigt Persönlichkeiten für ihre Verdienste um die europäische Integration. Als letzte EU-Kommissionspräsidentin wurde 1992 Jacques Delors ausgezeichnet, der als wichtiger Architekt des europäischen Binnenmarkts und Wegbereiter des Euro gilt. Der Internationale Karlspreis zu Aachen bleibt somit eine der höchsten Ehrungen im Kontext der europäischen Zusammenarbeit und Integration.