Leere Lager, volles Politversprechen
Kaum ein Land in Europa ist momentan so offen in seiner Verwundbarkeit wie Deutschland. Mehr als drei Jahre nach dem russischen Überfall auf die Ukraine steht die Bundeswehr im Bereich Flugabwehr ohne eigene Reserven da.
Alte Flakpanzer wie der „Gepard“ wurden notgedrungen an die Ukraine abgegeben, und Lücken klaffen: Die im Land verfügbaren Drohnenabwehrsysteme reichen bei Weitem nicht aus.
Der Wettlauf gegen die Zeit
Im Rahmen der „European Sky Shield Initiative“ (ESSI) arbeitet Deutschland mit 24 Nato-Staaten an einem europäischen Raketenschutzschirm. Deutsche Rüstungskonzerne wie Rheinmetall, Diehl, Hensoldt und MBDA stehen unter massivem Druck, um innerhalb weniger Jahre Produktionen zu steigern – von Radarsystemen bis zu Abfangraketen.
Skyranger – Kleiner Panzer, große Hoffnung?
Mit dem mobilen Skyranger 30 hat Rheinmetall bereits eine schnelle Antwort auf Drohnen‑ und tieffliegende Bedrohungen: Ein 30-mm-Kanone-System kombiniert mit Radar und optionalen Kurzstreckenraketen.
Deutschland orderte 19 Einheiten für rund 600 Mio €, plus Option auf 30 weitere. Doch bis zur Serienproduktion zieht sich hin, erste Serienproduktion startet frühestens 2028.
IRIS‑T – Teilerfolg mit Luft nach oben
Diehl Defence erhöht die Fertigung der IRIS‑T SLM‑Raketen – die nötigen vier Systeme sollen 2024/25 geliefert werden, mit Ausbau auf zehn Feuerstationen ab 2026. Die Produktion von Raketen soll ab 2025 auf 400–500 Stück pro Jahr steigen.

Dennoch ist die Zahl der Abschusseinheiten angesichts nationaler Ziele weiterhin begrenzt. Zusätzlich hängt Deutschland bei Patriot-Raketensystemen stark von US-Technik ab .
MBDA, Hensoldt & Co. – Kapazitätsaufbau im Gleichtakt
MBDA meldete 2024 einen 33 %-igen Produktionsanstieg bei Luftabwehrraketen – mit Verdopplung der Fertigung 2025 in Aussicht. Hensoldt erzielte über 1 Mrd € an Radar-Aufträgen im Jahr, darunter SPEXER‑Radarsysteme für Skyranger.
Doch die Aufschaltung einzelner Systeme zur gemeinsamen Nato-Architektur könnte Jahre dauern.
Politische Abhängigkeit bleibt
Europa versucht, sich gegenüber US-Systemen zu emanzipieren – aber aktuell fehlt die Masse. Arrow‑3 für Interkontinentalraketen stammt aus Israel, Patriot bleibt US‑Geländekern. Deutschlands Aufbau hängt zudem von Zulieferungen aus China – etwa bei seltenen Erden – ab.
Der bisherige Plan: im Notfall 5 % des BIP in Verteidigung investieren – doch ohne souveräne Produktionsketten bleibt Europa verwundbar.
Europa ist noch weit von Iron Dome entfernt
Rheinmetalls CEO Papperger sagte dazu: Nur Israel besitzt heute echte Luftabwehr aus einer Hand – Europas Iron Dome ist noch Zukunftsmusik. Der Weg ist ambitioniert – aber die Lücken sind groß. Europa schafft Kapazität, aber noch kaufen es sich mit munterem Tempo – Raketen, Radare, Kanonen – Stück für Stück zusammen.
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