Die Europäische Kommission hat in ihrem jüngsten Bericht die Fortschritte Deutschlands im Bereich der Digitalisierung der Steuerverwaltung einer kritischen Prüfung unterzogen. Die Brüsseler Behörde stellt fest, dass das Tempo der Digitalisierung durch die föderale Struktur Deutschlands erheblich gebremst wird, da die Verteilung der Aufgaben auf die einzelnen Bundesländer oft zu Ineffizienzen führt. Trotz der Existenz von Digitalstrategien gibt es erhebliche Hindernisse bei ihrer Implementierung auf nationaler Ebene, die dringend adressiert werden müssen.
Ein weiterer Aspekt der Kritik ist das bisherige Versäumnis Deutschlands, nationale Steuerschlupflöcher systematisch zu schätzen oder öffentlich zu dokumentieren. Dieses Defizit erschwert eine präzise Beurteilung der steuerlichen Herausforderungen, denen sich das Land gegenübersieht. Dennoch ist es ermutigend, dass sich das deutsche Finanzministerium an einem EU-weiten Projekt zur Ermittlung dieser Schlupflöcher aktiv beteiligt. Diese Initiative könnte politischen Entscheidungsträgern helfen, ein fundiertes Verständnis der Struktur und des Umfangs steuerlicher Herausforderungen zu erlangen, was langfristig zu effektiveren Lösungen führen könnte.
Interessanterweise zeigen die verfügbaren Schätzungen, dass Deutschland im Vergleich zu anderen Mitgliedsstaaten der EU relativ weniger Steuereinnahmen entgehen. Die Lücke bei der Körperschaftssteuer beläuft sich auf geschätzte 7,6 Prozent, während die Schattenwirtschaft etwa 8,8 Prozent ausmacht. Diese Zahlen sind erheblich niedriger als der EU-Durchschnitt von etwa 11 Prozent bzw. 17,6 Prozent. Trotz einer durchschnittlichen Mehrwertsteuer-Lücke, die mit 9,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts den europäischen Durchschnitt widerspiegelt, bescheinigt die Kommission der deutschen Steuerverwaltung insgesamt eine gute Leistungsfähigkeit. Gleichwohl wird empfohlen, bestimmte Prozesse weiter zu vereinfachen und effizienter zu gestalten, um die Steuerverwaltung zukunftssicher zu machen.