12. Dezember, 2025

Politik

Estnischer Politiker wegen Landesverrats verurteilt

In Estland hat der viel beachtete Prozess gegen den prorussischen Politiker Aivo Peterson mit einem eindeutigen Schuldspruch seinen Abschluss gefunden. Das Gericht in Tallinn verurteilte Peterson, den Kopf der kremlfreundlichen Partei Koos, zu einer Freiheitsstrafe von 14 Jahren. Das Urteil erging aufgrund der Anschuldigung des Hochverrats gegen das eigene Land. Neben Peterson wurden auch zwei Mitstreiter verurteilt: ein estnischer und ein russischer Staatsbürger. Beide erhielten jeweils eine Haftstrafe von elf Jahren wegen ihrer Unterstützung von russischen Einflussoperationen gegen das baltische Land.

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Peterson und seine Mitstreiter absichtlich mit Russland kooperierten, um die Sicherheit und Souveränität Estlands zu untergraben. Insbesondere ihre umfangreichen Informationsaktivitäten standen im Verdacht, die Interessen des Kremls zu fördern. Seit ihrer Festnahme im März 2023 haben die Angeklagten alle gegen sie erhobenen Vorwürfe bestritten und beabsichtigen, gegen das bislang nicht rechtskräftige Urteil Berufung einzulegen.

Besonders schwer wogen die Anschuldigungen des doppelten Verrats gegen Peterson. Ihm wird vorgeworfen, er habe durch die Zusammenarbeit mit Russland versucht, sich einen politischen Vorteil zu sichern, falls es zu einer Ausweitung der russischen Aggression auf Estland kommen sollte. Im Vorfeld der Parlamentswahlen 2023 gründete Peterson die Partei Koos und stärkte sein pro-russisches Profil durch eine Reise in die von Russland besetzten Gebiete der Ukraine, wo er laut Gericht das Narrativ des Kremls unterstützte.

Koos verfolgt eine politische Agenda, die Estlands Austritt aus der NATO und eine drastische Reduzierung der Verteidigungsausgaben fordert. In der überwiegend von ethnischen Russen bewohnten Region Ida-Viru im Nordosten Estlands konnte Peterson beachtliche Wahlerfolge verzeichnen. Diese erzielte er sowohl bei den Parlamentswahlen 2023 als auch bei den Europawahlen 2024, wodurch er beträchtliche Aufmerksamkeit auf sich zog und die Diskussion um die geopolitische Ausrichtung Estlands weiter anheizte.