Die Sicherheit kritischer Infrastrukturen in Deutschland gewinnt zunehmend an Bedeutung und steht im Zentrum politischer Diskussionen. In der kommenden Sitzung des Bundeskabinetts am Mittwoch steht die Verabschiedung eines neuen Gesetzesvorschlags, bekannt als 'Kritis-Dachgesetz', im Fokus. Dieses Gesetz soll umfassende und verbindliche Vorgaben für die Absicherung sensibler Sektoren formulieren, darunter Energieversorger und Flughäfen, um sie besser vor Sabotageakten, terroristischen Anschlägen und Naturkatastrophen zu schützen.
Ziel des Kritis-Dachgesetzes ist es, einheitliche und klare Standards für den physischen Schutz dieser Infrastrukturen sowie für die Prävention und Eindämmung negativer Ereignisse zu etablieren. Alle Betreiber kritischer Einrichtungen werden durch das geplante Gesetz dazu verpflichtet, angemessene Schutzmaßnahmen zu entwickeln und umzusetzen. Darüber hinaus sind sie angehalten, im Falle von Störungen oder Attacken schnelle Meldungen abzusetzen, um eine rasche Reaktionszeit zu gewährleisten. Die Notwendigkeit solcher Regelungen wird durch Vorfälle wie den jüngsten Stromausfall im Süden Berlins, verursacht durch einen Brandanschlag, eindrucksvoll unterstrichen.
Der Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) hebt die Bedeutung des Gesetzes hervor und betont, dass mit dessen Umsetzung die Widerstandsfähigkeit und Abwehrbereitschaft dieser essenziellen Infrastrukturen maßgeblich gestärkt werden sollen. Um die strikte Einhaltung der Vorschriften zu gewährleisten, sind Sanktionen in Form von Bußgeldern für Verstöße vorgesehen. Betreiber sind verpflichtet, ihre Anlagen offiziell zu registrieren und diese durch detaillierte Schutzpläne abzusichern.
Das Gesetzesvorhaben befand sich bereits während der letzten Regierungskoalition, bestehend aus SPD, Grünen und FDP, in Diskussionen, verlor jedoch nach deren Ende an politischer Unterstützung im Bundestag. Die gesetzliche Definition dessen, was als kritische Infrastruktur gilt, ist weit gefasst und umfasst zehn wesentliche Sektoren wie Transport, Finanzwesen und Gesundheitswesen. Eine übergreifende Stärkung dieser Infrastrukturen ist unabdingbar, um die Versorgung von über 500.000 Menschen sicherzustellen und die vielfältigen, oft komplexen gegenseitigen Abhängigkeiten zwischen den Sektoren zu berücksichtigen.
Parallel zum Kritis-Dachgesetz steht die Einführung der europäischen NIS-2-Richtlinie, die sich gezielt dem Schutz vor Cyberangriffen widmet. Über die nationale Umsetzung dieser Richtlinie wird am Donnerstag im Bundestag intensiv debattiert. Gemeinsam sollen diese gesetzlichen Maßnahmen eine umfassende Sicherheitsarchitektur schaffen, um die kritische Infrastruktur Deutschlands resilienter gegenüber den Herausforderungen der heutigen Zeit zu machen.