Die Tragödie, die sich unlängst in einem Konzertsaal im Großraum Moskau ereignete, erschüttert die internationale Gemeinschaft. Die Wucht des Anschlags und das hohe Maß menschlichen Leidens lassen niemanden unberührt. Angesichts der enormen Opferzahl ist es ein Zeichen von Menschlichkeit und politischer Weitsicht, dass die Bundesregierung gemeinsam mit anderen westlichen Nationen keine Zeit verlor, dieses barbarische Verbrechen auf das Schärfste zu verurteilen.
Auch in Zeiten tiefgreifender Differenzen ist es wesentlich, dass wir unseren kollektiven Abscheu gegenüber solchen Taten zum Ausdruck bringen und ein Klima der Schadenfreude entschieden ablehnen. Doch bei der Zuschreibung von Verantwortlichkeiten bewegt man sich auf einem Minenfeld unterschiedlichster Annahmen und Verdächtigungen. Während aus dem Kreml Anzeichen kommen, die Absichten in Richtung der Ukraine weisen, findet die These einer Verbindung des "Islamischen Staats" mit dem Anschlag in westlichen Kreisen Anklang.
Diesem neuesten Akt des Terrors geht die Problemstellung voraus, dass es kaum möglich scheint, solche Angriffe mit absoluter Sicherheit zu verhindern. Dennoch kann nicht außer Acht gelassen werden, dass in diesem Fall der russische Sicherheitsapparat möglicherweise durch die Lasten des Krieges und durch die innenpolitische Unterdrückung überfordert schien. Die oft proklamierte Stärkung Russlands durch Präsident Putin scheint bei genauerer Betrachtung in eine erhöhte Verletzbarkeit umgeschlagen zu sein – eine bittere Ironie angesichts des Leidenschors, der jetzt durch das Land zieht.