28. August, 2025

Unternehmen

Ende der Feierlaune – Wie das Saft- und Sektimperium Eckes-Granini ins Wanken gerät

Einst stand der Name Eckes-Granini für rheinische Lebensfreude und milliardenschwere Erfolgsgeschichten. Heute häufen sich Absatzkrisen, Zerwürfnisse im Management, verlorene Prozesse gegen Handelspartner – und sogar interne Skandale.

Ende der Feierlaune – Wie das Saft- und Sektimperium Eckes-Granini ins Wanken gerät
Granini verliert an Glanz – 2023 sackte der Absatz um neun Prozent ab, in Deutschland sogar noch stärker. Innovationen wie Smoothies oder Shots verschlief der Konzern.

Vom Fastnachtsbrunnen zum Milliardenkonzern

Als Ludwig Eckes in den 1960er-Jahren den Mainzer Fastnachtsbrunnen stiftete, war das Symbol für eine Familie, die tief in der Region verwurzelt war. Unter seinem Sohn Harald Eckes-Chantré entwickelte sich aus dem Saftladen ein europäisches Getränkeimperium, zu dem auch Rotkäppchen-Mumm gehört.

Mit fast zwei Milliarden Euro Umsatz und rund 2.700 Beschäftigten galt die Gruppe lange als Paradebeispiel deutschen Unternehmergeistes.

Doch der Patriarch ist tot, die Töchter an der Macht – und das Imperium stolpert.

Absatzrückgänge und Handel im Clinch

Granini, Hohes C und Co. waren jahrzehntelang Selbstläufer im Supermarktregal. Heute sieht die Lage anders aus: Eckes-Granini verkaufte 2023 neun Prozent weniger Saft, Rewe und Edeka warfen Produkte zeitweise ganz aus den Regalen.

Der Grund: Preiserhöhungen und ein erbitterter Streit über Markenrechte. Selbst Netto ersetzte Granini durch Eigenmarken. Während die Eigenkapitalquote mit über 50 Prozent solide bleibt, sind Innovationen Mangelware. Smoothies, Shots und Direktsäfte – Trends, die andere nutzen, hat Eckes verschlafen.


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Familienstreit im Hintergrund

An der Spitze stehen seit dem Tod Harald Eckes-Chantrés die Töchter Christina Oelbermann und Petra Roller. Offiziell im Aufsichtsrat aktiv, gelten sie Insidern jedoch als distanziert. Entscheidungen über Zukäufe, Auslandsexpansion oder digitale Projekte scheiterten mehrfach an internen Grabenkämpfen.

Manager klagen über lähmende Aufsichtsräte, die Visionen blockierten. Gleichzeitig flossen 2023 laut Protokoll 20 Millionen Euro Dividende an die Gesellschafterinnen – trotz sinkender Absätze.

Millionen trotz Krise – Während Umsatz und Absatz wegbrechen, schüttete die Familie 20 Millionen Euro Dividende aus – die Hälfte des Gewinns.

Skandale und Vertrauensverlust

Zu den wirtschaftlichen Problemen gesellen sich Vorwürfe sexueller Übergriffe im Top-Management. Eine ehemalige Einkaufsmanagerin erhebt schwere Anschuldigungen gegen einen leitenden Mitarbeiter, die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Eckes-Granini bestreitet Fehlverhalten, doch die Zögerlichkeit bei der Freistellung des Beschuldigten beschädigte das Vertrauen. Für ein Unternehmen, das seit Jahren mit Imageverlust kämpft, ist das ein weiterer Schlag.

Rotkäppchen-Mumm im Schlingerkurs

Auch beim Schwesterkonzern ist die Sektlaune vorbei. Nach dem Abgang von Langzeitchef Christoph Queisser stockt die Neuausrichtung. Die neue Chefin Silvia Wiesner tritt öffentlich zwar sichtbar auf, doch konkrete Wachstumsstrategien bleiben aus. Marktanteile schwinden, die Internationalisierung misslang. Betriebsräte fürchten Stellenabbau.

Das Ende einer Erfolgsstory?

Eckes-Granini ist wirtschaftlich nicht am Ende – die Substanz ist noch immer beachtlich. Doch ohne Kurskorrektur droht der Familie ein Kontrollverlust über das eigene Lebenswerk. Versäumte Innovationen, zerrüttete Handelsbeziehungen und interne Skandale lassen den einstigen „Saftladen Europas“ taumeln.

Was einst als Symbol rheinischer Lebensfreude begann, könnte zum Lehrstück werden, wie selbst milliardenschwere Familienimperien in kurzer Zeit ins Wanken geraten – wenn Führung, Mut und klare Vision fehlen.

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