Starlink-Antenne in Deutschland: Rund 83.000 Haushalte nutzen bereits Satelliteninternet – fast alle davon über Musks Starlink.
Märkte
Elon Musks Starlink: Billig-Internet aus dem All bedroht deutsche Platzhirsche
Der Satellitendienst Starlink drängt mit Kampfpreisen nach Deutschland. Eine Studie sieht Potenzial für bis zu 13 Millionen Haushalte – ein Angriff auf Telekom und Vodafone, die bislang auf Glasfaser und Mobilfunk setzen.
Preisoffensive auf dem deutschen Markt
29 Euro im Monat – so günstig war Breitband-Internet in Deutschland lange nicht zu haben. Elon Musks Satellitenprojekt Starlink, betrieben von SpaceX, setzt auf Preisdumping und verspricht Downloadraten von bis zu 130 Megabit pro Sekunde. Damit unterbietet Starlink klassische DSL-Angebote, bei denen die Telekom für ähnliche Leistungen knapp 48 Euro verlangt.
Eine aktuelle Untersuchung der Technischen Hochschule Mittelhessen zeigt, wie groß das Marktpotenzial tatsächlich ist: Bis zu 13 Millionen Haushalte könnten in Deutschland über das Netz aus derzeit mehr als 6000 Satelliten versorgt werden. Besonders in Regionen ohne Glasfaser gilt Starlink als ernsthafte Alternative.
Glasfaser versus Satellit
Technologisch bleibt Glasfaser überlegen. Mit Bandbreiten von einem Gigabit pro Sekunde – und künftig sogar zehn – spielt sie in einer anderen Liga. Doch der Ausbau ist teuer und in ländlichen Regionen schleppend. Für viele Gemeinden auf dem Land könnte Starlink daher zur einzigen zeitnahen Lösung werden.
Ein Nachteil bleibt: Die für Starlink nötigen Antennen verbrauchen deutlich mehr Energie als herkömmliche Router und lassen sich in Mietwohnungen oft nur schwer installieren. Zudem können Wettereinflüsse die Verbindung beeinträchtigen – ein strukturelles Risiko, das klassische Netze nicht kennen.
Technologische Grenzen: Antennen verbrauchen fünfmal mehr Strom als ein Standard-DSL-Router, und Wetter kann die Verbindung spürbar stören.
Konkurrenz im Alarmmodus
Telekom und Vodafone reagieren nervös. Vodafone ist bereits beim Satellitenanbieter AST eingestiegen, um ein eigenes Netz aufzubauen. Die Telekom setzt in den USA zwar auf eine Partnerschaft mit Starlink, hält sich in Europa aber zurück. Stattdessen kooperiert sie mit Skylo, einem Start-up im Bereich Satellitenkommunikation.
An den Kapitalmärkten zeigt sich die Brisanz. Als bekannt wurde, dass SpaceX in den USA Mobilfunkspektrum für 17 Milliarden Dollar erwarb, verlor die Telekom-Aktie kurzfristig vier Prozent. Investoren fürchten, dass Musk seine Abhängigkeit von Netzpartnern abbaut – und den Wettbewerb verschärft.
Neue Technologien, neue Märkte
SpaceX plant, Starlink bald direkt mit Smartphones zu verbinden. Noch gilt die Bandbreite als gering, doch schon Ende 2026 könnten erste Tests in Europa laufen. Parallel arbeitet das Unternehmen mit Chip-Herstellern an Hardware, die speziell für die Kommunikation mit Satelliten entwickelt wird. Damit könnte das Internet aus dem All den klassischen Mobilfunk noch stärker herausfordern.
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Nischenprodukt oder Massenmarkt?
Studienautor Kristof Obermann bleibt vorsichtig: „Satelliteninternet ist aktuell ein Nischenprodukt und keine echte Konkurrenz zu Glasfaser.“ Doch selbst wenn Starlink keine Großstädte erobert – für ländliche Regionen könnte es die Lücke schließen, die deutsche Netzbetreiber seit Jahren offenlassen.
Genau hier liegt das eigentliche Risiko für Telekom und Vodafone: Wenn Millionen Haushalte auf Satelliteninternet umsteigen, könnten sie ihre Monopolstellung in der Fläche verlieren. Musk hat einmal mehr bewiesen, dass er nicht nur Märkte aufmischt – sondern ganze Branchen ins Wanken bringt.