Ein Tweet, ein Paukenschlag
Elon Musk hat eine neue Partei angekündigt. Nicht hinter verschlossenen Türen. Nicht über Sprecher oder Interviews. Sondern, wie immer bei ihm: direkt, ungeschminkt – und öffentlichkeitswirksam. Auf seiner Plattform X erklärte der Tesla-CEO am US-Unabhängigkeitstag, er werde die „America Party“ gründen. Ziel: den US-Bürgern „ihre Freiheit zurückgeben“ und das „korrupt gewordene politische System“ aufbrechen.
Ein Satz blieb besonders hängen:
„Wenn das Land durch Verschwendung und Bestechung in den Bankrott getrieben wird, leben wir in einem Einparteiensystem, nicht in einer Demokratie.“
Musk gegen Trump – aus Partnern werden Gegner
Noch vor einem Jahr war Elon Musk einer der wichtigsten Unterstützer von Donald Trump. 250 Millionen Dollar soll er in dessen Kampagne gesteckt haben.
Er leitete die sogenannte Doge-Kommission, die Sparpotenziale im Bundeshaushalt aufspüren sollte. Das Projekt scheiterte kläglich. Jetzt ist der Bruch da – offen, öffentlich und unversöhnlich.
Auslöser des Zerwürfnisses: Trumps gigantisches Steuer- und Ausgabengesetz, das am 4. Juli unterzeichnet wurde. Musk tobte auf X, sprach von „Finanzwahnsinn“, forderte harte Einschnitte – und ließ seine 220 Millionen Follower abstimmen, ob die Gründung einer neuen Partei nötig sei.
Die Antwort fiel deutlich aus: 80 Prozent votierten mit „Ja“. „Das Volk hat gesprochen“, schrieb Musk – und legte nach.
Der 4. Juli als symbolisches Startdatum
Wenig überraschend: Musk wählte den Unabhängigkeitstag der Vereinigten Staaten als Bühne für seinen politischen Neustart. Mit patriotischer Rhetorik, aber ohne konkretes Programm. Ein klassischer Musk-Move – große Worte, spärliche Details.

Bis Samstagabend war unklar, ob die Partei formell registriert ist. Doch das Ziel scheint klar: Eine Formation zu schaffen, die gesellschaftlich liberal, wirtschaftlich konservativ – und technologisch maximal zukunftsgewandt daherkommt. Quasi Musk in Parteiform.
Wählerpotenzial – aber auch politisches Risiko
Politisch wäre die „America Party“ eine Kampfansage an beide Lager – Republikaner wie Demokraten. Sie füllt die Lücke, die viele moderate Wähler empfinden: zu wenig Technologieoffenheit, zu viel Ideologie.
Doch Demoskopen warnen: Dritte Parteien in den USA sind fast immer zum Scheitern verurteilt. Die Machtverhältnisse im Kongress, die Finanzierung und das Mehrheitswahlrecht machen es Außenseitern schwer.
Dennoch könnte Musk mit seiner Partei zum Zünglein an der Waage werden – etwa bei den Zwischenwahlen zum Kongress im nächsten Jahr. Schon einmal kostete ein unabhängiger Kandidat dem Demokraten Al Gore den Wahlsieg – zugunsten von George W. Bush. Ein ähnliches Szenario könnte sich wiederholen, diesmal zum Nachteil der Republikaner.
Ein Popstar der Techwelt betritt die politische Bühne
Ob die „America Party“ mehr wird als ein digitaler PR-Gag, bleibt abzuwarten. Doch eines ist sicher: Elon Musk hat das politische Machtspiel endgültig für sich entdeckt. Der Versuch, mit einem milliardenschweren Personal-Branding die Mitte Amerikas zu erobern, ist ein riskanter, aber nicht aussichtsloser Plan.
Er bringt eine enorme Reichweite, radikale Direktheit und einen Fan-Kult mit, wie ihn sonst nur Trump selbst erzeugt. Aber anders als Trump bedient Musk nicht den kulturellen Abstieg, sondern den Aufbruch. Nicht das Vergangene, sondern das Technologische. Er verkauft nicht Amerika als verlorenes Land – sondern als unerfülltes Versprechen.
Kampf um die politische Mitte – oder Größenwahn?
Für Donald Trump ist Musks Abgang mehr als ein persönlicher Schlag. Er verliert den vielleicht einflussreichsten Geldgeber – und eine Schlüsselfigur für den Zugang zur Digitalwelt. Für die Demokraten könnte Musk dagegen zur unbequemen Wildcard werden: zu liberal für die Republikaner, zu unberechenbar für die Linke.
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