Im Ringen um die Zukunft von Warner Bros. Discovery verschiebt sich die Debatte von der Finanzierungsfrage zur Preisfrage. Die jüngste Nachbesserung des Paramount-Lagers, gestützt durch eine persönliche Garantie von Larry Ellison, überzeugt zentrale Anteilseigner offenbar nicht.
Trotz Milliarden-Zusage bleibt der Vorwurf bestehen: Das Angebot ist zwar besser abgesichert, aber weiterhin nicht attraktiv genug.
Ein Großaktionär erhöht den Druck
Deutliche Kritik kommt von Harris Oakmark. Der Fonds hält rund vier Prozent an Warner und zählt damit zu den größten Einzelaktionären. Portfoliomanager Alex Fitch ließ gegenüber Reuters keinen Interpretationsspielraum: Die Änderungen am Angebot seien „notwendig, aber nicht hinreichend“. Wenn Paramount den Zuschlag wolle, müsse ein klarer zusätzlicher Anreiz her.
Die Botschaft ist eindeutig. Finanzielle Solidität allein reicht nicht mehr. Entscheidend ist, ob der gebotene Wert das konkurrierende Angebot übertrifft – und ob die Aktionäre dafür ihre Präferenz zugunsten von Paramount ändern.
Ellison soll Vertrauen schaffen
Auslöser der aktuellen Diskussion war die Zusage von Larry Ellison, persönlich 40,4 Milliarden Dollar zur Finanzierung des Übernahmeangebots bereitzustellen. Ellison ist Gründer des Datenbankkonzerns Oracle und einer der reichsten Unternehmer der Welt. Die operative Rolle übernimmt allerdings nicht er selbst, sondern die von seinem Sohn David kontrollierte Film- und TV-Firma Skydance, die gemeinsam mit Paramount bietet.
Mit der Garantie soll ein zentraler Kritikpunkt ausgeräumt werden. Warner hatte zuvor moniert, das Paramount-Angebot sei nicht vollständig durchfinanziert. Daran ändert sich nun formal etwas – am Kern der Offerte jedoch nicht.

Preis bleibt unverändert
Das Barangebot liegt weiterhin bei 108,4 Milliarden Dollar. Auch der gebotene Preis von 30 Dollar je Warner-Aktie bleibt bestehen. Genau hier liegt das Problem aus Sicht vieler Investoren. Die Finanzierung wirkt nun robuster, der wirtschaftliche Mehrwert für die Anteilseigner steigt dadurch jedoch nicht.
Der Warner-Verwaltungsrat hatte bereits in der vergangenen Woche klargemacht, dass er die konkurrierende Offerte von Netflix favorisiert. In einem Schreiben an die Aktionäre hieß es, Paramount habe den Eindruck erweckt, das Barangebot sei vollständig garantiert. Das sei jedoch „nicht der Fall und war es auch nie“.
Netflix liegt strategisch vorn
Netflix hatte Anfang Dezember ein Gebot über 72 Milliarden Dollar in bar und Aktien vorgelegt – allerdings nur für die Geschäftsbereiche außerhalb des klassischen Kabelfernsehens. Der Fokus liegt auf dem wertvollsten Teil von Warner: der Film- und Serienbibliothek mit Marken wie Casablanca, Friends und dem Streamingdienst HBO Max.
Für viele Investoren wirkt dieses Angebot strategisch stringenter. Netflix könnte die Inhalte direkt in sein globales Streaming-Ökosystem integrieren und Synergien schneller heben. Das Paramount-Angebot erscheint dagegen komplexer, stärker fremdfinanziert und weniger klar auf Wertsteigerung ausgerichtet.
Finanzierung ist nicht alles
Die Ellison-Garantie nimmt Paramount ein zentrales Argument der Kritiker. Doch sie ändert nichts an der Grundfrage, die nun offen auf dem Tisch liegt: Welches Angebot maximiert den Wert für die Aktionäre? Harris Oakmark beantwortet diese Frage bislang klar zugunsten der Konkurrenz.
Damit steigt der Druck auf Paramount erheblich. Ohne eine spürbare Erhöhung des Angebots oder zusätzliche strukturelle Zugeständnisse dürfte es schwer werden, die Stimmung zu drehen.
Entscheidung mit Signalwirkung
Der Bieterkampf um Warner ist längst mehr als eine Übernahmeschlacht. Er ist ein Testfall dafür, wie Investoren Medienwerte in einer Zeit bewerten, in der klassische TV-Geschäfte schrumpfen und Streaming die Richtung vorgibt.
Larry Ellison hat mit seiner Zusage ein starkes Signal gesendet. Doch Geld allein entscheidet diesen Wettbewerb nicht. Am Ende zählt, wer den überzeugenderen Zukunftspfad für einen der letzten großen Inhalte-Konglomerate vorlegt.


