26. Juni, 2025

Politik

Elf Milliarden Fragezeichen – Die Spahn-Affäre lässt nicht locker

Der ehemalige Gesundheitsminister Jens Spahn steht erneut im Zentrum eines milliardenschweren Maskenskandals. Nun erheben Abgeordnete der Grünen den Vorwurf der persönlichen Bereicherung. Ein Blick auf die brisanten Details und offenen Fragen.

Elf Milliarden Fragezeichen – Die Spahn-Affäre lässt nicht locker
Der Maskeneinkauf unter Jens Spahn gilt laut Sonderermittlerin als eines der teuersten Politikversagen der Pandemie – bis heute zieht niemand politische Konsequenzen.

Die politische Karriere von Jens Spahn war stets von Aufstieg durch Disziplin geprägt. Nun könnte sie durch einen Abgrund aus Masken, Milliarden und Misstrauen enden.

Neue Vorwürfe treffen den einstigen Gesundheitsminister mit voller Wucht: Er soll nicht nur fahrlässig mit Steuergeldern umgegangen sein – sondern sich persönlich bereichert haben.

Ein Schaden in Milliardenhöhe – und ein Minister, der abgetaucht ist

Die Grünen-Abgeordnete Paula Piechotta spricht von einem "Staat im Krisenmodus als Selbstbedienungsladen". Der Vorwurf ist drastisch.

Noch drastischer sind die Zahlen: Elf Milliarden Euro soll der Schaden durch Spahns Maskenpolitik inzwischen betragen. Viel zu viele Masken, viel zu teuer bestellt. 20-mal mehr als der Krisenstab gefordert hatte, zu einem Preis von 5,36 Euro pro Stück – weit über Marktniveau.

Hunderttausende Masken wurden nie verwendet und später vernichtet. Gleichzeitig klagen Hersteller auf offene Zahlungen in Milliardenhöhe.

Der Bundesrechnungshof spricht von systematischen Versäumnissen, die Sonderermittlerin Margaretha Sudhof nennt es "fehlendes ökonomisches Verständnis" gepaart mit politischem Aktionismus.

Aufträge für Freunde, WhatsApp statt Aktennotiz

Die Hinweise auf persönliche Bereicherung verdichten sich. Spahn soll Aufträge freihändig vergeben haben, teils an Unternehmen aus seinem Umfeld.

Spahn ließ Aufträge freihändig vergeben – eine überforderte Spedition aus seinem Nachbarwahlkreis erhielt allein 1,5 Milliarden Euro.

Eine Spedition erhielt einen Lagerauftrag im Wert von 1,5 Milliarden Euro – obwohl intern davor gewarnt wurde. Heute steht fest: Sie war mit dem Auftrag völlig überfordert.

Noch brisanter ist Spahns Kommunikation: Wichtige Absprachen mit Maskenhändlern soll er über WhatsApp getroffen haben – außerhalb des offiziellen Schriftverkehrs. Diese Nachrichten liegen den Lieferanten vor. Die Grünen sprechen offen von Erpressbarkeit.

Politisches Taktieren oder notwendige Aufarbeitung?

Spahn selbst weist die Vorwürfe zurück und spricht von parteipolitisch motivierten Angriffen. Doch der Zeitpunkt der Enthüllungen ist kaum zufällig: Erst auf juristischen Druck hin wurde der Bericht der Sonderermittlerin veröffentlicht.

Seine Nachfolgerin Nina Warken – CDU-Parteifreundin Spahns – wollte das Papier eigentlich geheim halten. Der Öffentlichkeit wäre damit ein Blick auf 170 Seiten voller Unregelmäßigkeiten verwehrt geblieben.

Was bleibt, ist Misstrauen

Jens Spahn ist bislang nicht zurückgetreten. Die CDU schweigt, die Ampel fordert Aufklärung. Doch der politische Schaden ist da. Der Verdacht, ein Minister habe sich in der größten Gesundheitskrise der Bundesrepublik persönlich bereichert, wiegt schwer.

Auch wenn noch kein Beweis vorliegt: Die Fragen bleiben. Warum die WhatsApp-Kommunikation? Warum die freihändigen Aufträge? Und vor allem: Warum schweigt Spahn zu seinem plötzlichen Vermögen?

Die Demokratie lebt vom Vertrauen in ihre Institutionen. Wenn aber der Eindruck entsteht, ein Minister habe das Vertrauen der Bürger in der Notlage missbraucht, dann ist Aufklärung keine Option mehr – sondern Pflicht.

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