Mit einer Finanzierungsrunde von 300 Millionen Dollar stößt Black Forest Labs (BFL) in eine Liga vor, die im deutschen Technologiemarkt kaum vorkommt. Das Start-up aus Freiburg wird nun mit 3,25 Milliarden Dollar bewertet – mehr als jedes andere KI-Unternehmen in Deutschland. Der Aufstieg ist spektakulär, die Investorenliste noch mehr: AMP, Salesforce, Samsung, Adobe, die Deutsche Telekom und Stepstone gehören dazu, ebenso zahlreiche Einzelinvestoren aus dem Silicon Valley.

Eine Finanzierungsrunde, die den Maßstab verschiebt
Die Dimension der Runde überrascht selbst erfahrene Risikokapitalgeber. Mehr als zwei Dutzend Investoren wollten einsteigen, viele davon strategische Partner großer Unternehmenskunden. BFL kommt damit in weniger als zwei Jahren auf über 450 Millionen Dollar eingesammeltes Kapital – ein Tempo, das es in der europäischen KI-Landschaft bisher kaum gab.
Robin Rombach, Mitgründer und CEO, spricht von einer überzeichneten Runde. Für ihn ist klar, wofür das Geld eingesetzt wird: Rechenleistung, Datenpartnerschaften und neue Teams. In der KI-Bildgenerierung gilt Compute als Engpass – und als Schlüssel zum nächsten Entwicklungssprung.
Ein kleines Team konkurriert mit den größten Laboren der Welt
BFL arbeitet mit knapp 50 Mitarbeitern, aber mit einer technologischen Wirkung, die global Beachtung findet. Die Flux-Modelle gehören zu den meistgenutzten Bildgeneratoren weltweit. Erst vergangene Woche stellte das Unternehmen Flux 2 vor – ein Modell, das fotorealistische Bilder erzeugt und zunehmend auch Präsentationen, Webseitenlayouts und künftig Videos generieren soll.
Rombach sagt offen, BFL sei inzwischen „der größte Konkurrent von Google“ im Bereich KI-Bilder. Bemerkenswert ist weniger die Aussage als der Fakt, dass sie in der Branche kaum bestritten wird. Das Gründerteam gilt als eine Art Kernzelle der globalen Bildgenerierung: Viele waren maßgeblich an der Entwicklung von Stable Diffusion beteiligt – jenem System, das 2022 den weltweiten KI-Hype mit ausgelöst hat.
Kommerziell ist das Unternehmen bereits auf einer außergewöhnlichen Spur
Die Zahlen, die Investoren nennen, unterstreichen die Dynamik: Der wiederkehrende Jahresumsatz ist innerhalb von 18 Monaten von null auf über 100 Millionen Dollar gestiegen. Laut involvierten Personen arbeitet BFL mit einem Auftragsvolumen von rund 350 Millionen Dollar. Ein 140-Millionen-Dollar-Großauftrag von Meta soll noch nicht einmal eingerechnet sein.
Mehr als ein Dutzend Fortune-500-Konzerne nutzen BFL-Technologie: Microsoft, Adobe, Netflix, Samsung, Meta, Snap. Seit 2025 gehören auch die Deutsche Telekom, Burda und Mercedes dazu. Der Marktanteil im kommerziellen Bildgenerierungssegment wird intern mit 86 Prozent angegeben – eine Zahl, die sich nur deshalb plausibel anhört, weil die Flux-Modelle auf Plattformen wie Hugging Face und Github zu den am häufigsten heruntergeladenen gehören.

Ein europäisches Labor mit globalen Ambitionen
Trotz der prominenten US-Investoren betont BFL seine europäische Identität. Rombach spricht von einem Modell-Labor, das aus Freiburg heraus weltweit relevant sein will. Aus Investorensicht ist genau das der Punkt: Earlybird-Partner Andre Retterath lobt BFL als Beweis dafür, dass erstklassige KI-Forschung in Europa nicht zwangsläufig in US-Konzerne abwandern muss – wenn Kapital, Team und Geschwindigkeit stimmen.
Salesforce-Manager Nowi Kallen hebt die „deutsche Effizienz“ des Teams hervor: verlässliche Modelle, klare Integration, offene technische Architektur. Für Großkunden ist diese Kombination entscheidend – sie brauchen Stabilität, nicht nur Forschung.
Der Markt für generative Inhalte wächst rasant – und der Wettbewerb wird härter
Die Marktforscher von Gartner und Grand View Research sehen Bild-, Video- und Audiomodelle als zentrale Infrastruktur der digitalen Wirtschaft. Allein der Markt für KI-generierte Inhalte soll von heute knapp 13 Milliarden Dollar auf über 50 Milliarden Dollar im Jahr 2033 steigen.
Doch mit dem Wachstum steigt der Druck. Google, OpenAI, Meta, Stability AI, Runway und Hundert neue Akteure arbeiten an multimodalen Modellen, die Bild- und Videogenerierung miteinander verschmelzen. Investor Nathan Benaich weist darauf hin, dass dieser Wettbewerb nichts für Zartbesaitete sei. Spitzenmodelle müssen in kurzen Zyklen verbessert werden, und Fehler kosten sofort Marktanteile.
Rombach weiß das. „Eine Firma aufzubauen, während man Forschung auf diesem Niveau betreibt, ist keine triviale Aufgabe“, sagt er. Doch genau dafür ist die aktuelle Runde entscheidend: Sie gibt BFL den finanziellen Atem, um technologisch mitzuziehen – und gleichzeitig eine Struktur aufzubauen, die mehr ist als ein Laborprojekt.
Europas KI-Landschaft bekommt einen neuen Bezugspunkt
Der Aufstieg von Black Forest Labs ändert das Selbstbild der europäischen KI-Szene. Freiburg steht plötzlich neben San Francisco, London und Beijing auf der Liste jener Orte, die die nächste Generation generativer Modelle prägen. Dass die Firma globales Kapital anzieht und gleichzeitig bewusst in Europa bleibt, setzt ein Signal: Technologische Spitzenprodukte müssen nicht zwangsläufig aus dem Silicon Valley stammen.
Und vielleicht ist das die eigentliche Pointe dieser Runde: Ein kleines Team aus Baden-Württemberg zeigt, dass europäische KI nicht nur möglich ist – sondern dass sie global mitspielen kann, wenn sie Geschwindigkeit mit wissenschaftlicher Exzellenz verbindet.



