1) Covered-Call-ETFs: Prämien kassieren, Spitzen kappen
Die Idee ist schlicht: Der Fonds hält Aktien (oder einen Index) und verkauft parallel Kaufoptionen darauf. Die eingenommenen Optionsprämien fließen als laufender Ertrag an die Anleger – in ruhigen oder leicht steigenden Märkten ein verlässlicher Renditebeitrag.
So wirkt’s im Depot
- Ertragsmotor: Optionsprämien lassen die Ausschüttungen spürbar anschwellen; in der Praxis lagen sie je nach Produkt häufig im hohen einstelligen Bereich pro Jahr.
- Risikorahmen: Da der Fonds die zugrunde liegenden Aktien besitzt („covered“), entsteht kein nacktes Derivate-Risiko.
- Preis dafür: Steigt der Markt dynamisch, wird der Gewinn gedeckelt – die verkauften Calls „geben“ die Spitze nach oben ab. Im Boom läuft der schlichte Index-ETF davon.
Wann sinnvoll?
- Seitwärts bis leicht positiv: Genau hier glänzt die Strategie. Die Prämien fangen Flauten auf, ohne dass man auf Aktienexposure verzichten muss.
- Einkommensorientierung: Für Investoren, die planbare Ausschüttungen suchen, sind Premium-Income-/Covered-Call-ETFs ein Werkzeug – nicht die gesamte Lösung.
Kosten und Kniffe
- Gebühren: Meist 0,35–0,45 % p. a. – höher als beim Standard-ETF, aber deutlich günstiger als aktiv gemanagte Optionsfonds.
- Marktabdeckung: Der Schwerpunkt liegt auf US-Benchmarks (S&P 500, Nasdaq 100), globale Varianten existieren, reine Europa-Fonds sind selten.
- Steuern (DE): Ausschüttungen unterliegen der Abgeltungsteuer; die Teilfreistellung (z. B. 30 % bei Aktienfonds) hängt von der tatsächlichen Aktienquote und Produktstruktur ab – Prospekt lesen.
Die größten Fehler
- „Immer besser“-Irrtum: Covered Calls sind kein Crashschutz. Fallen Kurse deutlich, reichen Prämien nicht aus, um Verluste zu neutralisieren.
- Falsche Erwartung: Wer das Maximum in Haussen will, wird enttäuscht – Spitzengewinne gehören dem Käufer der Option.
2) Buffer-ETFs: 15 % Puffer – mit eingebauter Decke
Diese Produkte „kaufen“ via Optionsportfolio einen Abschlag nach unten (typisch: 15 %) und finanzieren das teilweise durch einen Deckel nach oben. Der Schutz gilt immer für einen fixen Zeitraum – meist drei oder zwölf Monate – und rolliert.
So wirkt’s im Depot
- Sanftere Fahrt: Moderate Rückgänge innerhalb des Puffers treffen Sie nicht.
- Preis dafür: Über dem Cap nehmen Sie nicht mehr voll am Aufschwung teil – die Rendite wird abgeschnitten.
- Zeitfenster zählt: Wer mitten im Lauf einsteigt, übernimmt den aktuellen Restpuffer und die Restdecke – die sind nicht identisch mit den „Prospektwerten“ zum Start.
Wann sinnvoll?
- Nervöse Phasen ohne Crash: In holprigen Seitwärtsmärkten glätten Buffer-ETFs die Kurve.
- Ruhestandsnähe: Für Anleger kurz vor oder in der Rente kann der Puffer psychologisch wie finanziell helfen, Planbarkeit zu erhöhen.
Kosten und Kniffe
- Gebühren: Typisch 0,50–0,85 % p. a. – teuer für ETF-Maßstäbe, aber günstiger als strukturierte Zertifikate auf Einzeltitelrisiko.
- Abdeckung: In Europa dominiert der US-Markt als Underlying; Pufferhöhe (oft 15 %) und Laufzeit (3/12 Monate) sind standardisiert.
- Liquidität: Die Vehikel sind kleiner; Anleger sollten mit etwas breiteren Spreads rechnen.
Die größten Fehler
- Puffer-Fetisch: Fällt der Markt über den Puffer hinaus, tragen Sie jeden weiteren Prozentpunkt Verlust voll mit.
- Kalendereffekt ignoriert: Wer die Laufzeitmechanik nicht versteht, kann ungewollt zu wenig Puffer und zu enge Caps kaufen.
3) Short-ETFs: Reine Gegenbewegung – auf Tagesbasis
Inverse ETFs bilden die Tagesrendite eines Index spiegelbildlich ab (−1x; mit oder ohne Hebel). Das ist ein kurzfristiges Werkzeug – nicht die Versicherung fürs Jahresdepot.
So wirkt’s im Depot
- Tageslogik: +10 % im Index heute bedeutet −10 % im Short-ETF heute. Über mehrere Tage entsteht Pfadabhängigkeit: Nach Volatilität kann der Short-ETF trotz unverändertem Index im Minus liegen.
- Taktischer Einsatz: In klaren, anhaltend fallenden Phasen liefern inverse ETFs – punktgenaues Timing vorausgesetzt.
Wann sinnvoll?
- Kurzläufer-Absicherung: Ereignisrisiken (Zinsentscheid, Gewinnwarnung, geopolitische Schocks) über wenige Tage.
- Momentum-Trades: Für erfahrene Anleger mit striktem Risikomanagement.
Kosten und Kniffe
- Gebühren: Grob 0,3–0,7 % p. a.; bei Haltedauern von Tagen/Wochen nebensächlich – der Timingfehler ist teurer.
- Angebot: Breite Auswahl auf DAX, Euro Stoxx 50, CAC 40, S&P 500; einfache inverse (-1x) und gehebelte Varianten (-2x).
- Steuern: Gewinne/Verluste sind steuerpflichtig; Hebel erhöht das Risiko, nicht die Intelligenz des Trades.
Die größten Fehler
- Buy-and-hold im Short: Historisch steigen Aktienmärkte – dauerhaft inverse Positionen verlieren strukturell.
- Volatilitätsfalle: Hohe Schwankung frisst durch Pfadabhängigkeit Performance – auch wenn der Index „nur“ hin und her pendelt.
Praxis: Wie man die drei Bausteine intelligent kombiniert
Zielsetzung zuerst. Diese ETFs sind Werkzeuge – nicht die Strategie. Drei Szenarien für anspruchsvolle Marktphasen:
- Seitwärts, leicht positiv (Basisfall 2025/26):
- Kern: breiter Aktien-ETF.
- Beimischung: Covered-Call-ETF (10–25 %) für laufende Prämien.
- Rolle: Ausschüttungen glätten die Rendite, mentale „Dividende“ reduziert Verkaufsdruck.
- Holprig, aber kein Crash:
- Kern: Aktienquote beibehalten.
- Beimischung: Buffer-ETF (10–20 %) auf den Leitindex zur Dämpfung.
- Rolle: Verluste bis 15 % im Zeitraum werden gekappt, nach oben akzeptiert man eine gedeckelte Rendite.
- Kurzfristige Korrektur/Absicherung um Events:
- Taktischer Block: Short-ETF (−1x) in kleinen Dosen (z. B. 3–5 % des Depots) mit hartem Stopp und klarem Zeithorizont.
- Rolle: Temporärer Gegengewicht-Impuls – nach dem Ereignis konsequent schließen.
Risikoregeln, die Geld sparen
- Positionsgrößen: Kein Baustein >25 % des Gesamtdepots.
- Zeithorizont festschreiben: Buffer: über die Laufzeit denken; Short: tages-/wochenweise; Covered Call: quartals-/jahresweise.
- Kosten disziplinieren: ETFs regelmäßig gegen günstigere, liquide Alternativen prüfen; Spreads beachten.
- Steuer prüfen: Teilfreistellungen, Ausschüttungsrhythmus, Vorabpauschale – Prospekt + KIID lesen statt raten.
Was diese drei ETFs nicht können
Sie ersetzen weder Diversifikation über Assetklassen (Kurzläufer-Anleihen, Cash, inflationsgeschützte Bausteine) noch die strategische Allokation. Sie sind Feinwerkzeuge für Marktphasen, in denen Geduld allein nicht reicht – aber Aktionismus teuer wäre.
Der Punkt am Ende
Wer in späten Zyklen investiert bleibt, braucht Instrumente, die ohne Kursrekorde liefern. Covered-Call sichert Einkommen, Buffer bügelt Dellen aus, Short deckt gezielte Risiken ab. Der Rest ist Handwerk: richtige Größe, klare Laufzeit, eiserne Disziplin. Nicht spektakulär – aber genau das macht den Unterschied zwischen überstehen und überreagieren.

