02. Dezember, 2025

Politik

Digitales Nadelöhr bremst die Einsatzbereitschaft

Das Milliardenprojekt zur Vernetzung des Heeres gerät ins Stocken – und legt offen, wie widersprüchlich die Zeitenwende im Beschaffungswesen umgesetzt wird.

Digitales Nadelöhr bremst die Einsatzbereitschaft
Die digitale Modernisierung des Heeres verzögert sich erheblich – mit direkten Folgen für die Einsatzbereitschaft.

Ein Großprojekt verliert den Anschluss

Elf Milliarden Euro sollen das Heer in die Lage versetzen, Gefechtsfelder digital zu führen: moderne Funkgeräte, vernetzte Fahrzeuge, ein belastbares Informationssystem. Was als Kern der Zeitenwende gilt, wird nun selbst zum Hindernis.

Während der Bund Milliarden freigibt, bleibt der Fortschritt in der Truppe marginal. Fahrzeuge stehen in Werkhallen, weil die neu beschafften Funksysteme nicht zuverlässig laufen. Softwareversionen, die im Frühjahr durchfielen, müssten laut Ministerium noch immer als Grundlage für Tests herhalten. Der notwendige Systemnachweis wurde mehrfach verschoben – und findet nun unter Bedingungen statt, die selbst im Ministerium als suboptimal gelten.

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Der Optimismus des Ministeriums trifft auf die Praxis der Truppe

Generalleutnant Michael Vetter, im Ministerium für Innovation und Cyber zuständig, verweist auf „marktübliche Verzögerungen“. Fehler in frühen Entwicklungsstufen seien normal, Probleme „abgestellt“. Die Präsentation in Munster sollte diesen Optimismus bekräftigen: ein funktionierendes Funkgerät, zufrieden wirkende Bediener, stabile Reichweiten.

Doch die Realität derjenigen, die im Ernstfall mit der Technik arbeiten müssen, widerspricht diesem Bild. Heeresinspekteur Christian Freuding beschreibt ein System, das im Feld schlicht nicht zuverlässig genug funktioniert. Dass Software hakt, sei im zivilen Bereich hinnehmbar, sagte er.

Für das Heer bedeute jeder zusätzliche Monat hingegen „das Absinken der Einsatzbereitschaft“. Die Anforderungen seien klar: funktionieren bei Hitze, Kälte, Staub, Bewegung – und nicht erst nach späteren Updates.

Der Mischbetrieb verlängert das analoge Zeitalter

Die Vision eines digital geführten Heeres rückt damit in die Ferne. Die geplante verbandsweise Umrüstung musste aufgegeben werden, weil die Systeme noch nicht stabil genug laufen. Ein Mischbetrieb aus analoger und digitaler Kommunikation wird nun nicht nur akzeptiert, sondern ausgeweitet – auf Jahre. Die schnelle Eingreifbrigade, die Deutschland der Nato zugesagt hat, bleibt vorerst komplett analog.

Das ist mehr als ein kosmetisches Problem. Ohne flächendeckende Digitalisierung reduziert sich die Führungsfähigkeit erheblich: Identifizierung, Lagebilder, Zielzuweisung – all das bleibt in Strukturen verhaftet, die mit modernen Gefechtsfeldern wenig gemein haben. Die Truppe spricht vom „Steinzeitmodus“.

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Der Zeitdruck konfrontiert die Politik mit ihren eigenen Versprechen

Das Ministerium hatte dem Bundestag zugesichert, bis Herbst 2025 eine tragfähige technische Lösung zu liefern. Die Frist ist verstrichen, neue Zusagen zeigen bereits ein Ausweichen auf Anfang 2026. Noch gravierender ist der Zustand beim Einbau der Geräte: Statt der geplanten 443 Fahrzeuge waren bis Ende Oktober lediglich 86 umgerüstet. Nötig wären 10.000 Fahrzeuge bis 2027 – eine Zahl, die unter aktuellen Bedingungen theoretisch bleibt.

Die Diskrepanz zwischen politischer Rhetorik und praktischer Umsetzung ist damit offensichtlich. Während Minister Boris Pistorius von hoher Geschwindigkeit spricht, erlebt das Parlament eine andere Realität: späte Informationen, verzögerte Nachweise, unklare Planungen. Kritik aus Regierung wie Opposition ähnelt sich: zu viel Beschwichtigung, zu wenig Transparenz.

Die Truppe wartet, der Gegner nicht

Die strukturellen Probleme reichen tiefer als einzelne Softwarefehler. Es geht um Prioritäten im Ministerium, um Entscheidungswege und um eine Kultur, die jahrelang auf Friedensbetrieb eingestellt war. Die Zeitenwende ist beschlossen – aber ihre Umsetzung stockt, weil Systeme, Prozesse und Verantwortlichkeiten nicht dieselbe Geschwindigkeit erreicht haben wie die politischen Ziele.

Dass das Heer dringender denn je moderne Führungssysteme benötigt, steht außer Frage. Entscheidend wird sein, ob die Verantwortlichen bereit sind, das Projekt jetzt radikal neu zu organisieren – nicht zu kosmetisch, nicht mit Übergangslösungen, sondern so, dass die Truppe in den kommenden Jahren tatsächlich Gefechtsbereitschaft gewinnt.

Derzeit bleibt ein Eindruck: Die Digitalisierung soll Tempo aufnehmen, doch das System bremst sich selbst aus.

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