09. September, 2025

Politik

Digitaler Euro: Brüssel schaltet in den Wettkampfmodus

Die EU will noch 2025 konkrete Vorschläge für die Einführung des digitalen Euro präsentieren. Auslöser ist das neue US-Gesetz zu Stablecoins, das die Konkurrenz verschärft und die Europäische Zentralbank unter Zugzwang setzt.

Digitaler Euro: Brüssel schaltet in den Wettkampfmodus
Mit dem „Genius Act“ setzt die US-Regierung erstmals klare Standards für Stablecoins – Europa droht ins Hintertreffen zu geraten.

US-Gesetz zwingt Europa zum Handeln

Der „Genius Act“, den der US-Kongress jüngst verabschiedet hat, gilt als Meilenstein für digitale Währungen. Das Regelwerk schreibt verbindliche Standards für Stablecoins vor – etwa in Bezug auf Sicherheit, Transparenz und Aufsicht.

Washington sendet damit ein klares Signal: Stablecoins sollen integraler Bestandteil des Finanzsystems werden. In Brüssel schrillen die Alarmglocken. Die Sorge, im globalen Wettbewerb ins Hintertreffen zu geraten, treibt die EU nun zur Beschleunigung ihrer eigenen Pläne.

Der digitale Euro als Antwort

Die EU-Kommission hat angekündigt, noch in diesem Jahr einen Fahrplan für den digitalen Euro vorzulegen. Damit sollen technische Grundlagen und rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, um Planungssicherheit für Banken, Händler und Verbraucher herzustellen.

Ziel ist, Europas Zahlungsverkehr unabhängiger von US-Konzernen wie Visa und Mastercard zu machen – und zugleich von privaten Kryptowährungsanbietern, deren Einfluss stetig wächst.

Datenschützer warnen: Ein digitaler Euro könnte zur Ausweitung staatlicher Überwachung im Zahlungsverkehr führen.

Chancen für Verbraucher und Unternehmen

Die EZB betont die Vorteile eines digitalen Euro: Transaktionen könnten kostengünstiger und schneller abgewickelt werden, selbst über Ländergrenzen hinweg.

Unternehmen bekämen mehr Flexibilität im Zahlungsverkehr, Bürgerinnen und Bürger hätten eine staatlich garantierte Alternative zu privaten Digitalwährungen. Besonders für den E-Commerce und für grenzüberschreitende Zahlungen im Binnenmarkt gilt der digitale Euro als potenzieller Gamechanger.

Kritik an Datenschutz und Finanzstabilität

Doch es gibt auch Schattenseiten. Datenschützer warnen vor staatlicher Überwachung im Zahlungsverkehr. Kritiker befürchten zudem, dass Banken Liquidität verlieren könnten, wenn Bürger größere Teile ihrer Guthaben in digitale Euro-Konten umschichten.

T-Online erinnert daran, dass Bargeld in Europa nach wie vor eine zentrale Rolle spielt und erst nach und nach durch digitale Alternativen verdrängt werden dürfte.

Fahrplan und Pilotprojekte

Bereits 2025 will die EU erste Pilotprojekte starten – in Kooperation mit Banken und Einzelhändlern. Offiziell rechnen Experten frühestens 2027 oder 2028 mit einer breiten Einführung.

Entscheidend wird sein, ob sich die Mitgliedstaaten rasch auf gemeinsame Standards einigen können. Je länger die Verhandlungen dauern, desto größer die Gefahr, dass Europa gegenüber den USA technologisch zurückfällt.

Das könnte Sie auch interessieren:

Qualitätsaktien im Härtetest: Warum der AAQS zeigt, wer die wahren Renditekönige sind
Eine aktuelle AAQS-Studie bestätigt, was erfahrene Anleger längst ahnen: Qualitätsaktien schlagen den Markt auf lange Sicht. InvestmentWeek erklärt, wie der AlleAktien Qualitätsscore (AAQS) funktioniert und welche Unternehmen sich als Qualitätsaktie wirklich eignen.