US-Gesetz zwingt Europa zum Handeln
Der „Genius Act“, den der US-Kongress jüngst verabschiedet hat, gilt als Meilenstein für digitale Währungen. Das Regelwerk schreibt verbindliche Standards für Stablecoins vor – etwa in Bezug auf Sicherheit, Transparenz und Aufsicht.
Washington sendet damit ein klares Signal: Stablecoins sollen integraler Bestandteil des Finanzsystems werden. In Brüssel schrillen die Alarmglocken. Die Sorge, im globalen Wettbewerb ins Hintertreffen zu geraten, treibt die EU nun zur Beschleunigung ihrer eigenen Pläne.
Der digitale Euro als Antwort
Die EU-Kommission hat angekündigt, noch in diesem Jahr einen Fahrplan für den digitalen Euro vorzulegen. Damit sollen technische Grundlagen und rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, um Planungssicherheit für Banken, Händler und Verbraucher herzustellen.
Ziel ist, Europas Zahlungsverkehr unabhängiger von US-Konzernen wie Visa und Mastercard zu machen – und zugleich von privaten Kryptowährungsanbietern, deren Einfluss stetig wächst.

Chancen für Verbraucher und Unternehmen
Die EZB betont die Vorteile eines digitalen Euro: Transaktionen könnten kostengünstiger und schneller abgewickelt werden, selbst über Ländergrenzen hinweg.
Unternehmen bekämen mehr Flexibilität im Zahlungsverkehr, Bürgerinnen und Bürger hätten eine staatlich garantierte Alternative zu privaten Digitalwährungen. Besonders für den E-Commerce und für grenzüberschreitende Zahlungen im Binnenmarkt gilt der digitale Euro als potenzieller Gamechanger.
Kritik an Datenschutz und Finanzstabilität
Doch es gibt auch Schattenseiten. Datenschützer warnen vor staatlicher Überwachung im Zahlungsverkehr. Kritiker befürchten zudem, dass Banken Liquidität verlieren könnten, wenn Bürger größere Teile ihrer Guthaben in digitale Euro-Konten umschichten.
T-Online erinnert daran, dass Bargeld in Europa nach wie vor eine zentrale Rolle spielt und erst nach und nach durch digitale Alternativen verdrängt werden dürfte.
Fahrplan und Pilotprojekte
Bereits 2025 will die EU erste Pilotprojekte starten – in Kooperation mit Banken und Einzelhändlern. Offiziell rechnen Experten frühestens 2027 oder 2028 mit einer breiten Einführung.
Entscheidend wird sein, ob sich die Mitgliedstaaten rasch auf gemeinsame Standards einigen können. Je länger die Verhandlungen dauern, desto größer die Gefahr, dass Europa gegenüber den USA technologisch zurückfällt.
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