02. November, 2025

Märkte

Diese Tage lassen die Märkte beben

Wenn Inflation, Jobs und Zinsen aufeinandertreffen, geraten selbst erfahrene Anleger ins Schwitzen. Eine neue Studie zeigt, an welchen Tagen sich die Finanzmärkte besonders nervös verhalten – und warum.

Diese Tage lassen die Märkte beben
US-Inflationsdaten als Markt-Treiber: Kaum eine Kennzahl löst so heftige Reaktionen aus – der monatliche Verbraucherpreisindex (CPI) gilt laut Fed-Studie mittlerweile als einer der wichtigsten Faktoren für Kursschwankungen weltweit.

Wenn Zahlen Panik machen

Manchmal reicht eine Zahl, um Billionen zu bewegen. Der Verbraucherpreisindex steigt stärker als erwartet, und schon stürzen Aktien, Renten und Währungen ins Chaos. Wer an der Börse aktiv ist, weiß: Es gibt Tage, an denen die Märkte zittern – und keiner schläft ruhig.

Doch welche dieser Tage sind wirklich entscheidend? Eine aktuelle Studie der US-Notenbank Federal Reserve hat genau das untersucht. Sie analysierte, an welchen Veröffentlichungsterminen die Schwankungen bei S&P 500 und Euro Stoxx 50 besonders hoch waren – und kam zu einem klaren Ergebnis: Drei Kennzahlen dominieren das Marktgeschehen.

Die heilige Dreifaltigkeit der Finanzmärkte

An erster Stelle steht die Inflation. Der monatliche US-Verbraucherpreisindex (CPI) hat in den vergangenen Jahren eine Bedeutung erlangt, die selbst erfahrene Ökonomen überrascht. Jede Abweichung von den Erwartungen – ob nach oben oder unten – löst sofort heftige Reaktionen aus.

Zweitens: die Zinsentscheidungen der Federal Reserve. Kein Ereignis ist so eng mit kurzfristigen Marktbewegungen verbunden. Investoren spekulieren tagelang, ob die Fed die Zinsen anhebt, senkt oder beibehält – und reagieren innerhalb von Sekunden, sobald Jerome Powell spricht.

Drittens: die Beschäftigungsquote. Sie verrät, wie stark die Wirtschaft wirklich ist, und entscheidet damit indirekt über die Geldpolitik. Besonders die monatlichen US-Arbeitsmarktdaten (Non-Farm Payrolls) gelten als Auslöser massiver Kursbewegungen.

„Dass der Verbraucherpreisindex mittlerweile auf einer Stufe mit dem Leitzins steht, ist ein neues Phänomen“, sagt Mehrdad Samadi, Ökonom an der Rutgers University und Mitautor der Studie.

Europa folgt den USA

Auch für die Euro-Zone zeigt sich ein ähnliches Muster – allerdings mit einer klaren Abhängigkeit von den USA. Der EZB-Leitzins zählt zwar zu den wichtigsten Impulsgebern, doch insgesamt orientieren sich die europäischen Märkte stark an den amerikanischen Daten.

Bemerkenswert: Weder das Bruttoinlandsprodukt noch die europäische Arbeitslosenquote hatten laut Analyse einen nennenswerten Einfluss auf die Kursentwicklung. Die Märkte reagieren also weniger auf langfristige Wirtschaftsindikatoren als auf kurzfristige, geldpolitisch relevante Signale.

„In Phasen hoher Inflation und geopolitischer Unsicherheit richtet sich alles nach den USA“, so Samadi. „Selbst europäische Investoren handeln zunehmend nach amerikanischem Kalender.“

Wenn sich die Nervosität ankündigt

Interessant ist, dass sich viele Kursbewegungen schon vor der Veröffentlichung der Daten abzeichnen. Eine Untersuchung der Ökonomin Marketa Halova Wolfe zeigte bereits 2016, dass Handelsvolumen und Volatilität häufig einen Tag zuvor ansteigen.

Die Gründe dafür sind unklar – möglich sind vorab durchgesickerte Informationen, ebenso wie algorithmische Handelsmodelle, die Daten im Voraus schätzen. Für Privatanleger ist das ein Warnsignal: Wer in diesen Phasen aktiv ist, spielt gegen Profis, die den Markt oft schon gelesen haben, bevor er reagiert.

Die sieben entscheidenden Indikatoren

Neben der „heiligen Dreifaltigkeit“ identifizierte Wolfe in ihrer früheren Arbeit sieben Kennzahlen, die regelmäßig zu deutlichen Marktbewegungen führten:

  • den Manufacturing Index (verarbeitendes Gewerbe),
  • den Non-Manufacturing Index (Dienstleistungen),
  • das vorläufige BIP,
  • Zahlen zu Hausverkäufen,
  • die industrielle Produktion,
  • den Consumer Confidence Index und
  • den Verbraucherpreisindex.

Besonders die Hausverkäufe in den USA zeigten laut Wolfe eine auffällige Korrelation mit starken Handelstagen – ein Hinweis darauf, dass der Immobiliensektor weiterhin als Frühindikator für die wirtschaftliche Gesundheit gilt.

„Nerventage“ im Börsenkalender

Für Anleger hat die Fed-Studie nun ein praktisches Ergebnis: den Versuch, Nervosität messbar zu machen. Das Projekt Pricing the Calendar soll künftig vier Wochen im Voraus anzeigen, wann die Märkte besonders anfällig für Ausschläge sind.

Laut Samadi werden die Tage zwischen dem 29. Oktober und 3. November für den S&P 500 und den Euro Stoxx 50 erneut entscheidend sein. In dieser Phase fallen gleich mehrere Veröffentlichungen zusammen – darunter die US-Inflationsdaten, die Zinsentscheidung der Fed und neue Arbeitsmarktzahlen.

„Das sind Tage, an denen man eher defensiv agieren sollte“, sagt Samadi. „Wer sich gegen starke Schwankungen absichern will, reduziert sein Risiko – bevor die Daten kommen.“

Daten sind das neue Öl der Finanzmärkte

Anleger leben heute in einer Welt, in der Wirtschaftsstatistiken zu Echtzeit-Triggern geworden sind. Der Unterschied zwischen einem Anstieg der Inflation um 0,1 Prozent oder einer überraschend starken Beschäftigungszahl kann Milliarden verschieben.

Wer die richtigen Veröffentlichungstage kennt, hat einen klaren Vorteil. Denn an diesen Tagen entscheidet sich nicht nur, wohin die Kurse gehen – sondern oft auch, wer an der Börse das bessere Nervenkostüm hat.

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