05. September, 2025

Finanzen

Diese Maschen stoppt die BaFin – und woran Sie Betrug sofort erkennen

Die Finanzaufsicht hat im August wieder eine ganze Phalanx unseriöser Anbieter gestoppt: falsche Banken, WhatsApp-„Investmentclubs“, Identitätsdiebstahl und Plattform-Reihen mit immer gleichen Versprechen. Wir ordnen die Fälle ein, nennen Namen – und zeigen, wie Sie sich wehren.

Diese Maschen stoppt die BaFin – und woran Sie Betrug sofort erkennen
Allein im August 2025 warnte die BaFin vor mehr als 50 Plattformen – von „Iron Bulls“ bis „Karpax“ –, die ohne jede Erlaubnis Bank- oder Kryptogeschäfte anboten.

Direkt zur Sache: Was die BaFin gestoppt hat

Die BaFin meldet für August ein vertrautes Muster – nur größer: unerlaubte Finanz- und Kryptodienstleistungen, häufig getarnt als seriöse Marken oder „exklusive“ Messenger-Gruppen. Prominent: Fake-Bankauftritte wie ma-banco.com und hauptstadtbank.com – ohne Lizenz, ohne Aufsicht.

Parallel nimmt die BaFin vermehrt WhatsApp- und Social-Media-Gruppen ins Visier, die mit Namen globaler Häuser auftreten – bis hin zu angeblichen KKR-Investmentclubs mit erfundenen Moderatoren und Pseudo-Webportalen. Ergebnis: klare Warnungen wegen Verdachts unerlaubter Geschäfte.


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Auch Union Investment sieht sich mit Identitätsdiebstahl konfrontiert: Fake-Mitarbeiter werben via Instagram in WhatsApp-Gruppen („Dividenden & Fondsjäger“ u. a.) für scheinbare Fonds und fordern Einzahlungen über „Spezial-Apps“. Die Aufsicht spricht von eindeutigem Missbrauch.

Ein drittes Feld: Plattform-Reihen mit wiederkehrenden Slogans („Smart trading on financial markets“, „Steigern Sie Ihr Krypto-Spiel“, „Ihre Chance, tausende Euro passiv zu verdienen“). Hinter der Hochglanz-Oberfläche steht regelmäßig der Verdacht unerlaubter (Krypto-)Dienstleistungen – die Seiten teilen Texte, Layout und Funnel-Logik.

Und schließlich die „Gruppen-Broker“: Telegram/WhatsApp-Angebote, teils mit obskuren Apps und Web-Terminals, versprechen Daytrading-Renditen, sammeln Einzahlungen – und sind plötzlich weg. Beispielhaft warnte die BaFin vor Gruppen, die sich fälschlich auf MAN AHL berufen.

Das Muster hinter den Maschen

1) Autoritätsdiebstahl. Logos, Impressen, Jobtitel – alles kopiert. Ziel: Seriosität vorgaukeln. Die Union-Investment-Fakes zeigen, wie sauber dieser Schein inszeniert wird: Analystennamen, „exklusive“ Fonds, Zahlungswege außerhalb regulierter Kanäle.

2) Messenger-Taktik. Geschlossene Gruppen suggerieren Nähe und Tempo: „VIP-Signale“, „nur heute“. Teils kommen gefälschte Behördenschreiben und Apps hinzu, die Daten und Geld bündeln.

3) Serien-Websites. Hunderte Domains, identischer Pitch: „KI-Bots“, „passives Einkommen“, „intelligentes Handeln“. Das ist skalierbarer Betrug – austauschbare Frontends, gleicher Funnel.

4) Schein-Institute. Fake-Banken und erfundene „Behörden“ nutzen deutsche Adressen im Impressum – ohne Lizenz, ohne Beaufsichtigung.

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Woran Sie echte Erlaubnisse erkennen (und Fakes entlarven)

  • Lizenz prüfen: Jedes Institut, das in Deutschland Bank-, Finanz- oder Kryptowerte-Dienstleistungen anbietet, braucht eine BaFin-Erlaubnis. Offiziell prüfbar in der Unternehmensdatenbank der BaFin. Fehlt der Eintrag: Finger weg.
  • Leistung ≠ Empfehlung: „Anlageberatung“ ist aufsichtsrechtlich definiert. Wer ohne Lizenz Empfehlungen verteilt – ob als „Finfluencer“ oder im Chat – handelt schnell unerlaubt.
  • Prospektpflicht verstehen: Öffentliche Wertpapierangebote brauchen einen gebilligten Prospekt. Kein Prospekt, kein Geld – so einfach ist die Daumenregel.

Die neue Front: Betrug per App und „Akademie“

Auffällig ist die App-Schiene: Gruppen lotsen in drittklassige „Trading-Apps“, suggerieren „Instituts-Konten“ und verschleiern Abflüsse. Pseudo-Akademien und „VIP-Clubs“ nutzen identische Funnels – vom Social-Media-Recruiting bis zur Kontoeröffnung außerhalb regulierter Wege.

Auch Plattformketten mit „KI-Investing“ oder „AI-Bots“ dominieren die Warnlisten: gleiches Wording, gleiches Seitengerüst, gleiche Versprechen. Das ist kein Ökosystem – es ist eine Maschinerie.

Mit gefälschten Behörden wie der erfundenen „Zentralbehörde für Finanzkontrolle“ versuchen Betrüger Seriosität vorzutäuschen – sogar mit missbrauchten Finanzamtsadressen.

Handlungsempfehlungen für Entscheider und Privatanleger

Für Unternehmen (Compliance/Risikoteams):

  • Markenmonitoring auf Dark- und Clear-Web: automatisiert nach Domain-Trittbrettfahrern suchen, Missbrauch juristisch und technisch entfernen lassen.
  • Messenger-Abwehr etablieren: Social-Listening für WhatsApp/Telegram-Leaks, Playbooks für schnelle Gegenkommunikation bei Identitätsdiebstahl.
  • „Know-your-Influencer“: Kooperationen mit Finanz-Creators nur nach Lizenz-/Status-Check und klaren Haftungsgrenzen.

Für Privatanleger:

  • Drei-Klick-Test: (1) BaFin-Datenbank prüfen, (2) Impressum/Anschrift verifizieren, (3) Zahlungsweg checken (niemals App-Wallet an „Gruppenleiter“).
  • Gruppen-Signal = Red Flag: „VIP-Tipps“, „garantiert“, „nur heute“ – Triggerworte für Betrug.
  • Dokumentieren & melden: Screenshots, Domains, Zahlungsaufforderungen sichern und an BaFin/Polizei weitergeben; frühe Meldung erhöht die Chance auf Sperren.

Warum die BaFin härter durchgreift – und wo Grenzen bleiben

Die Aufsicht kombiniert Einzelfall-Verbote mit strukturellen Warnungen (Plattform-Reihen). Das erhöht die Reichweite – dennoch bleibt die Vollstreckung jenseits der EU oft schwierig.

Deshalb zweite Säule: Aufklärung. Indem typische Slogans und Setup-Muster öffentlich gemacht werden, können Anleger und Plattformbetreiber schneller reagieren.

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