Ein Ansatz, der simpel wirkt und doch schwer umzusetzen ist
ETFs gelten als eines der effizientesten Instrumente für den langfristigen Vermögensaufbau. Doch wer glaubt, Indexfonds funktionierten automatisch, unterschätzt die Fallstricke. Finanzwissenschaftler wie Steffen Meyer von der Universität Aarhus weisen seit Jahren darauf hin, dass sich mit ETFs nur dann verlässlich Geld verdienen lässt, wenn Anleger zwei Dinge beherrschen: die richtige Produktauswahl – und den richtigen Umgang mit ihr.
Mit diesem Grundsatz hat InvestmentWeek ein Modellportfolio aus zwölf ETF-Kategorien entwickelt, das die Prinzipien für nachhaltigen Vermögensaufbau klar abbildet. Die Mechanik ist einfach, die Umsetzung anspruchsvoll.
Die Erben von John Bogle profitieren vom Kern einer revolutionären Idee
John Bogle, Gründer von Vanguard und Pionier des Indexfonds für Privatanleger, stellte früh die entscheidende Frage: Warum sollten Anleger hohe Gebühren für aktives Fondsmanagement bezahlen, wenn die breite Marktperformance langfristig ohnehin überlegen ist?

ETFs lösen genau dieses Problem. Sie bilden Indizes direkt ab, vermeiden teure Analyseapparate und reduzieren Gebühren auf ein Minimum. Das Resultat ist eine Transparenz und Kosteneffizienz, die den Markt verändert hat.
Heute verwalten allein die beiden größten Anbieter, Blackrock und Vanguard, ein Vermögen von rund 20 Billionen Euro – eine Größenordnung, die die Dominanz passiver Anlageformen eindrucksvoll belegt.
Das ETF-Angebot wächst – und mit ihm die Risiken für Privatanleger
Mehr als 10.000 ETFs sind weltweit gelistet. Hinter dieser Vielfalt verbirgt sich ein Problem: Viele Fonds taugen für den langfristigen Vermögensaufbau nicht. Während klassische ETFs auf MSCI World, S&P 500 oder Eurostoxx solide Grundlagen bleiben, drängen immer mehr spezialisierte Themenfonds auf den Markt.
Wasserstoff, Künstliche Intelligenz, Weltraumwirtschaft, Biotech – Produkte, die hohe Erwartungen wecken, aber strukturelle Risiken bergen. Die Portfolios sind oft schmal, die Abhängigkeit von wenigen Unternehmen groß. Wenn ein Segment strauchelt, fällt das gesamte Konstrukt.
Mathematiker und Index-Experte Andreas Beck bringt es nüchtern auf den Punkt: Je enger ein Index definiert ist, desto geringer die Diversifikation – und desto größer das Risiko, dass einzelne Ausreißer die Rendite ruinieren.
Der Hauptfeind erfolgreicher ETF-Anleger ist das eigene Verhalten
Doch selbst ein gut strukturiertes Depot kann scheitern, wenn Anleger dem größten Fehler erliegen: dem Drang, den Markt zu timen.
Meyer hat zahlreiche Portfolios privater Investoren untersucht. Sein Fazit ist konstant: Menschen handeln zu viel und zu impulsiv. Schlechte Nachrichten führen zu Panikverkäufen, gute zu spätem Wiedereinstieg. Die Folge: Die Anleger erwischen selten die besten Börsentage, aber fast immer die schlechtesten.
Vermögensverwalter Christian Funke warnt besonders junge Sparer: Wer sein ETF-Portfolio für die Altersvorsorge nutzt und nach einem Crash aussteigt, zerstört langfristig mehr Rendite als jeder Gebühreneffekt. Märkte stürzen schnell, erholen sich aber oft noch schneller – und der verpasste Aufschwung kostet über Jahrzehnte Vermögen.
Langfristigkeit erfordert Disziplin – und bewusste Ignoranz
Erfolgreiches ETF-Investieren bedeutet, Marktrauschen auszublenden. Kursschwankungen, politische Ereignisse, Prognosen – all das provoziert überflüssige Entscheidungen. Genau hier hilft ein Prinzip, das Meyer gerne zitiert: „Wer nichts tut, gewinnt.“
Die Strategie ist simpel: seltener ins Depot schauen, weniger reagieren, durchhalten. Der Rat von Börsenlegende André Kostolany erhält damit neue Aktualität: Aktien kaufen und schlafen gehen – heute gilt das für ETFs gleichermaßen.
Wichtig bleibt jedoch der Zeithorizont: Für Anleger, die weniger als zehn Jahre Zeit mitbringen, sind Aktien-ETFs zu riskant. Kurzfristige Rückschläge von 30 bis 50 Prozent sind statistisch normal, aber psychologisch schwer auszuhalten.
Ein robustes Portfolio folgt einer klaren Architektur
Der Kern eines langfristigen ETF-Portfolios besteht aus globalen Aktien-ETFs. Darum gruppieren sich zusätzliche Bausteine, etwa nachhaltige Varianten oder Anleihe- und Rohstoff-ETFs, die Schwankungen abfedern.
Das InvestmentWeek-Modell mit zwölf Bausteinen zeigt, wie Anleger Breite, Stabilität und Rendite kombinieren können, ohne sich in Nischenthemen zu verlieren. Entscheidend ist nicht die Zahl der ETFs, sondern ihr Zusammenspiel.
Langfristiger Erfolg entsteht aus Konstanz. Wer früh beginnt, breit investiert und konsequent bleibt, profitiert letztlich von genau jener Marktmechanik, die Bogle einst beschrieben hat.


