Wenn aus medizinischer Erfahrung ein persönlicher Therapieplan wird, lohnt sich der kritische Blick. Dr. Gareth Morris-Stiff, ehemals Chirurg an der renommierten Cleveland Clinic und heute medizinischer Leiter von „The Liver Clinic“, verfolgt seit Jahren einen klaren Kurs: Prävention durch gezielte Supplementierung.
Sein tägliches Programm umfasst sieben Präparate – jedes ausgewählt mit Blick auf Entzündungen, Stoffwechsel und Langlebigkeit.
Was auf den ersten Blick nach einem gut sortierten Gesundheitsregal klingt, ist medizinisch betrachtet ein fragiles System mit erheblichen Nebenwirkungen, wenn es falsch umgesetzt wird.
Das Risiko der Überdosierung
Denn so harmlos Vitamine, Mineralien und Pflanzenstoffe im Alltag klingen mögen: In den USA gehen nach aktuellen Schätzungen bereits rund 20 Prozent der Fälle von Leberschädigungen auf Nahrungsergänzungsmittel zurück.
Die falsche Kombination verschiedener Präparate und Medikamente kann die Leber überfordern. Auch Morris-Stiff warnt davor, ohne Expertise mehrere Substanzen zu kombinieren.
In seiner Praxis habe er Fälle erlebt, bei denen Patienten durch selbstverordnete Mischungen mit Medikamenten und Kräutern Leberzirrhose und Gelbsucht entwickelten.
„Individuell können viele Präparate nützlich sein, doch in Summe konkurrieren sie in der Leber um dieselben Entgiftungswege“, so der Mediziner.

Sieben Präparate – und viele offene Fragen
Dennoch schwört Morris-Stiff auf seine persönlich entwickelte Kombination. Hier die sieben Eckpfeiler seines täglichen Programms:
1. Curcumin gegen Entzündungen:
Seit über zehn Jahren nimmt er täglich Curcumin – den aktiven Bestandteil aus Kurkuma. Studien attestieren dem Pflanzenstoff entzündungshemmende und antioxidative Effekte. Eine Mischung aus Kurkuma, Pfefferminze, Sternanis, rotem Salbei und Cholin bildet dabei das eigens entwickelte Präparat „De-Liver-Ance“.
2. Vitamin D für das Immunsystem:
5.000 I.E. Vitamin D täglich – mehr als das Sechsfache der in den USA üblichen Empfehlung. Morris-Stiff begründet die hohe Dosis mit der verbreiteten Unterversorgung: Schätzungen zufolge sind rund 40 Prozent der US-Bevölkerung von einem Vitamin-D-Mangel betroffen.
3. Selen für Herz und Krebsprävention:
Mit 200 Mikrogramm Selen am Tag nimmt der Arzt rund das Vierfache der FDA-Empfehlung zu sich. Er verweist auf sinkende Selengehalte in Lebensmitteln und die antioxidativen Schutzwirkungen gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bestimmte Krebsarten.
4. Zink für gesunden Zellstoffwechsel:
50 Milligramm Zink, enthalten im Multivitaminpräparat, sollen die Zellgesundheit und den Stoffwechsel langfristig stabilisieren.
5. Magnesium für Herz und Schlaf:
1.000 Milligramm Magnesium pro Tag nimmt Morris-Stiff zur Schlafunterstützung und zum Management einer Herzrhythmusstörung. Wissenschaftlich belegt sind die entspannende Wirkung auf Muskeln, Nerven und das zentrale Nervensystem.
6. Fettsäuren gegen Fettstoffwechselstörungen:
Neben klassischen Omega-3-Fettsäuren testet Morris-Stiff seit Kurzem C15:0, eine neue Fettsäure mit möglichem Nutzen für Herz, Leber und Diabetes-Risiko.
7. Probiotische Lebensmittel für den Darm:
Ergänzt wird die Einnahme durch tägliche Portionen Kefir und Kombucha, um das Darmmikrobiom zu stärken. Der Einfluss einer gesunden Darmflora auf das Immunsystem und sogar das Gehirn wird mittlerweile intensiv erforscht.
Die Gratwanderung zwischen Prävention und Überversorgung
So konsequent der Ansatz auch klingt – Experten warnen vor einer unkritischen Übernahme. Hohe Dosierungen wie bei Selen, Zink oder Vitamin D können bei falscher Einnahme Nebenwirkungen verursachen.
Gerade bei Patienten mit Vorerkrankungen oder bestehenden Medikamentenverordnungen steigen die Risiken von Neben- und Wechselwirkungen erheblich.
„Mehr hilft nicht immer mehr“, so die nüchterne Warnung vieler Fachgesellschaften.
Eine sorgfältige Abstimmung auf die individuellen Blutwerte, medizinische Begleitung und regelmäßige Kontrolle seien daher unerlässlich.

Industrie boomt, Kontrolle hinkt
Der Markt für Nahrungsergänzungsmittel ist längst ein Milliardenbusiness. Allein in den USA setzte die Branche 2023 rund 60 Milliarden Dollar um – Tendenz steigend.
Die regulatorischen Kontrollen sind hingegen oft lax, vor allem im Vergleich zu verschreibungspflichtigen Medikamenten. Der Konsument agiert vielfach auf eigene Verantwortung.
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