09. Juni, 2025

Wirtschaft

Die Deutsche Bahn modernisiert sich – bestehende Herausforderungen bleiben jedoch bestehen

Die Deutsche Bahn hat angekündigt, ihre Fernverkehrsflotte durch die Einführung hochmoderner Züge umfassend zu modernisieren. Ziel dieser Initiative ist es, das Durchschnittsalter der ICE- und IC-Züge bis zum Jahr 2030 von derzeit 18 auf 12 Jahre zu senken. Diese ehrgeizige Modernisierungsstrategie soll die Zuverlässigkeit des Schienenverkehrs erhöhen, indem sie auf technologisch fortschrittlichere Züge setzt. Trotz dieses Vorhabens äußert der Fahrgastverband Pro Bahn Bedenken hinsichtlich der Geschwindigkeit des Austausches. Insbesondere besteht die Sorge, dass ältere Züge schneller ausgemustert werden könnten, als neue beschafft werden, was vorübergehende Kapazitätsengpässe und ein reduziertes Zugangebot zur Folge haben könnte. Lukas Iffländer, Mitglied des Bundesvorstandes von Pro Bahn, warnt vor möglichen Sitzplatzengpässen.

Ein wesentlicher Bestandteil der Flottenmodernisierung ist die Integration neuer ICE 4-Modelle, die von Siemens Mobility hergestellt werden. Diese Züge zeichnen sich durch moderne Annehmlichkeiten wie Fahrradstellplätze, eine Kapazität von mindestens 444 Sitzplätzen sowie Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 265 km/h aus und bilden mittlerweile das Rückgrat der deutschen Schnellzugflotte. In naher Zukunft wird zudem der ICE 3 Neo eingeführt, dessen vollständige Integration bis 2028 geplant ist. Ein herausragendes Merkmal dieses Zuges ist die speziell optimierte Fensterfrequenzdurchlässigkeit, die vor allem Mobilfunknutzern zugutekommt.

Nicht alle Neuerungen laufen jedoch ohne Probleme ab. Die Einführung des ICE L, der von dem spanischen Unternehmen Talgo geliefert wird, verzögert sich, was zusätzlichen Druck auf die Versorgung der Strecken ausübt. Diese Situation wird durch den schrittweisen Rückzug älterer Modelle wie der ICE-Baureihen 406 und 415 sowie der 36 ICE-2-Züge aus dem Jahr 1996 verschärft. Dennoch betont die Deutsche Bahn, dass die neuen Züge mit höherer Verfügbarkeit und verbesserter Einsatzstabilität punkten. Gleichwohl bleibt die Pünktlichkeit ein Problem, da über ein Drittel der Fernzüge ihre Fahrpläne nicht einhalten.

Auf bedeutenden Ost-West-Verbindungen wie Wiesbaden-Frankfurt-Leipzig-Dresden könnten durch die Ausmusterung von Zügen, laut Pro Bahn, Kapazitätsengpässe entstehen. Gleichzeitig sieht sich die Deutsche Bahn einem zunehmenden Wettbewerbsdruck von Anbietern wie Flixtrain ausgesetzt, der selbst beträchtliche Investitionen in seine Flotte tätigt. Mit einer Großbestellung von etwa 30 neuen Schnellzügen, ebenfalls aus dem Hause Talgo, unterstreicht Flixtrain seine Expansionspläne. Die Investition, einschließlich umfassender Wartungsvereinbarungen, beläuft sich auf bis zu 2,4 Milliarden Euro. Ob die Deutsche Bahn in der Lage sein wird, dieses Entwicklungstempo zu halten, bleibt abzuwarten.