Der Kölner Motorenhersteller Deutz strebt nach neuen Höhenflügen und will das bislang überschaubare Militärgeschäft erheblich ausweiten. Unternehmenschef Sebastian Schulte sieht im Defence-Bereich einen vielversprechenden Markt mit erheblichem Wachstumspotenzial. Eine umfassende Liste an Geschäftsmöglichkeiten in verschiedenen Ländern wurde bereits erstellt, und die Vertriebsaktivitäten wurden intensiviert. Aktuell beliefert Deutz bereits polnische Truppentransporter sowie mit Hilfsmotoren diverse Kampfpanzer. Die strategische Ausrichtung liegt dabei auf Motoren für kleinere und mittlere Militärfahrzeuge. Besonders bemerkenswert ist die Entwicklung von Ersatzmotoren für alte Panzer, um deren Nutzungsdauer zu verlängern. Im laufenden Geschäftsjahr erwartet Schulte in der Verteidigungssparte einen Umsatz im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich – bislang eine Nische für das Unternehmen. Die jüngst beschlossenen Milliardenkredite der Bundesregierung, die größtenteils in Infrastruktur und Verteidigung fließen sollen, eröffnen Deutz darüber hinaus Chancen im zivilen Bausektor – insbesondere bei der Nachfrage nach neuen Baumaschinen. Das Unternehmen ist bereit, die Produktion flexibel anzupassen. Deutz, bekannt für Motoren in Hebebühnen, Traktoren, Baggern und weiteren großen Maschinen, hatte im Vorjahr unter der schwachen Konjunktur gelitten, was einen Rückgang im Motorenabsatz um fast ein Viertel zur Folge hatte. Der Konzernumsatz fiel auf 1,8 Milliarden Euro, und der operative Gewinn sank um 36 Prozent. Trotzdem halten die Aktionäre an einer Dividende von 17 Cent je Aktie fest. Für das laufende Jahr erwartet das Management eine Trendwende mit einem prognostizierten Umsatz von 2,1 bis 2,3 Milliarden Euro. Bis 2030 soll der Umsatz verdoppelt werden. Ein strategischer Fokus auf bestehende Wertschöpfungsketten sowie den Ausbau der Serviceleistungen und die dezentrale Energieversorgung sollen hierzu beitragen. An der Börse entlud sich zwischenzeitlich kurzfristige Euphorie in Gewinnmitnahmen, sodass die Deutz-Aktie trotz anfänglicher Zugewinne letztlich tiefer in den roten Zahlen landete. Der Kurs fiel um 13 Prozent unter die Marke von sechs Euro, notiert jedoch immer noch deutlich höher im Vergleich zum Jahresbeginn – nicht zuletzt dank des Rüstungsbooms.
Wirtschaft
Deutz: Aufrüstung im doppelten Sinne – Motorenbauer peilt Expansion im Militärsektor an
