Die Einigung wackelt
Es klang so gut: Für wenige Euro quer durchs Land fahren, Millionen Pendler entlasten, Bürokratie abbauen. Das Deutschlandticket wurde zum Vorzeigeprojekt der Ampel. Doch hinter den Kulissen bröckelt die Einigung gewaltig. Ab 2026 fehlt das Geld – und keiner will zahlen.
Aktuell teilen sich Bund und Länder die Kosten je zur Hälfte. 3 Milliarden Euro pro Jahr fließen, um die Einnahmeausfälle der Verkehrsunternehmen zu decken. Doch längst ist klar: Diese Summe reicht kaum aus, um das Ticket dauerhaft am Leben zu halten.
Länder am Limit
Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) hat die Debatte zuletzt angeheizt. In einem Brief an Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) spricht er von einer „nicht tragfähigen Finanzplanung“. Ohne feste Zusagen werde das Ticket kaum zu halten sein.
Auch in anderen Ländern wächst der Unmut. „Gut gemeint, aber teuer“, urteilt Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU). Wohltaten des Bundes, die dann von den Ländern bezahlt werden müssten, könne man sich schlicht nicht mehr leisten. In Zeiten klammer Haushalte stoßen die Zusatzausgaben an enge Grenzen.

Bund mauert
Der Bund wiederum bleibt stur. Mehr als die Hälfte wolle man nicht übernehmen, stellt Verkehrsminister Schnieder klar. Für die Länder bleibt das ein Problem. Viele haben bereits signalisiert: Mehr Geld gibt es aus den Landeskassen nicht.
Sachsen bringt es nüchtern auf den Punkt: „Ein höherer Landesanteil wird nicht geleistet werden können.“ Und Thüringens Infrastrukturminister Steffen Schütz (BSW) warnt: Würden die Länder sich zurückziehen, wäre das wohl das Ende des Tickets.
Indexlösung als Kompromiss?
Um das Projekt zu retten, werden verschiedene Modelle diskutiert. Lydia Hüskens, Infrastrukturministerin in Sachsen-Anhalt (FDP), schlägt vor, den Preis des Tickets künftig an einen Index zu koppeln – also an die tatsächlichen Kostensteigerungen im Verkehrssektor. So ließe sich der Preis dynamisch anpassen, ohne jedes Jahr neu zu verhandeln.
Doch auch dieser Vorschlag ist politisch heikel. Ein Automatismus bei Preiserhöhungen könnte das Vertrauen der Kunden schnell untergraben.
Politischer Showdown im Juni
Ende Juni wird es ernst. Die Ministerpräsidenten wollen auf einer Sonderkonferenz eine Lösung finden. Bis spätestens Oktober soll Klarheit herrschen, kündigt der Bund an.
Fest steht: Scheitert die Einigung, droht dem Deutschlandticket das politische Aus. Aus dem gefeierten Mobilitätsprojekt würde dann ein Lehrstück für politische Kurzsichtigkeit.
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