Der Dämpfer, der wie ein Warnsignal klingt
Keine Zeit für Aufwärmrunden: Das neue Politbarometer zeigt ein politisches Beben. Union und AfD stehen beide bei 26 Prozent – ein Wert, der das Kräfteverhältnis in Berlin neu sortiert. Für die SPD geht es weiter nach unten, sie fällt auf 14 Prozent. Schlechter war der Wert in diesem Jahr nie. Damit erreicht die schwarz-rote Koalition aus CDU/CSU und SPD gemeinsam nur noch 40 Prozent Zustimmung – der tiefste Stand seit über vier Jahren.
Die wichtigste Botschaft der Zahlen: Die Unzufriedenheit mit der Regierung wächst nicht linear, sondern beschleunigt. 55 Prozent der Befragten stellen Schwarz-Rot ein schlechtes Zeugnis aus, nur 39 Prozent finden, die Regierung mache „eher einen guten Job“.
Das ist nicht irgendeine Umfrage. Es ist ein Misstrauensvotum.
Ein Symptom, kein Ausreißer
In den vergangenen Monaten hatte die Union die AfD wieder leicht überholt. Jetzt ist dieser Vorsprung weg – und mit ihm ein wichtiges psychologisches Momentum. Die drei Trends dahinter:
- Erosion der Mitte: Wählerinnen und Wähler wandern nicht nur von der SPD zur AfD, sondern auch von der Union – eine seltene Doppelbewegung.
- Stabilisierung am rechten Rand: Die AfD profitiert von einer Mischung aus Protestwählerschaft und Normalisierungseffekten.
- Negative Performance anderer Parteien: Die SPD verliert, die Grünen stagnieren, die FDP taucht im Politbarometer gar nicht mehr als eigene Kategorie auf.
Wenn die SPD schwächelt, verliert die Regierung. Wenn die Union schwächelt, gewinnt die AfD.
Das „Regierungsproblem“ – nicht das „Kommunikationsproblem“
Die Umfrage zeigt mehr als Protest: Sie zeigt Vertrauensverlust. Nur 38 Prozent glauben noch, dass die Bundesregierung Probleme löst. 58 Prozent bezweifeln das – darunter auch Anhänger der Koalitionsparteien selbst. Bei SPD-Wählern sind es 41 Prozent.
Der Vertrauensbruch ist in Zahlen gegossen:
„Macht die Regierung einen guten Job?“
• 39 Prozent: ja
• 55 Prozent: nein
Schlechter war der Wert seit vier Jahren nicht.

Gewinner? Es gibt keinen
Auch bei der Beliebtheit einzelner Politiker zeichnet sich ein Bild der Ernüchterung:
– Boris Pistorius bleibt zwar beliebtester Politiker, verliert aber an Zustimmung.
– Friedrich Merz rutscht auf minus 0,4 – ein Tiefstwert.
– Alice Weidel bleibt Schlusslicht, ihre Partei hält aber Rekordwerte.
Man kann es drehen, wie man will: Persönlich überzeugen die Spitzen nicht. Politisch gewinnt die AfD trotzdem.
Die offene Flanke: Migration und Flüchtlingspolitik
Ein weiteres Umfragethema zeigt, wie tief die Gesellschaft gespalten ist: Rückkehr syrischer Flüchtlinge.
– 15 Prozent: sofort zurückschicken
– 44 Prozent: nur Arbeitlose
– 37 Prozent: warten, bis die Lage stabil ist
Die Mitte schrumpft – der Kompromissraum auch.


