Sinkender Konsum und schwache Exporte stoppen jede Erholung
Die deutsche Wirtschaft findet keinen Halt. Das Statistische Bundesamt bestätigt für das dritte Quartal eine Stagnation – nach einem Minus im Frühjahr und nur einem kurzen Zwischenhoch zu Jahresbeginn. Die Kombination aus rückläufigem Konsum und ausfallenden Exporten hält Europas größte Volkswirtschaft in einem Zustand, der sich immer stärker verfestigt.

Der Konsum bricht erstmals seit 2023 wieder ein
Der private Konsum sinkt um 0,3 Prozent und setzt damit ein Signal, das weit über ein Quartal hinausreicht. Restaurants, Hotels, Freizeitangebote – in vielen Bereichen halten sich die Verbraucher zurück. Die Konsumstimmung hat sich spürbar eingetrübt, verstärkt durch steigende Arbeitslosigkeit und eine anhaltende Unsicherheit über die wirtschaftliche Perspektive.
Cyrus de la Rubia bringt es auf den Punkt: Die Haushalte wagen nicht, mehr Geld auszugeben. Der Staatskonsum wächst zwar um 0,8 Prozent, getragen vor allem durch höhere Personalausgaben im öffentlichen Dienst. Doch diese Dynamik erzeugt keinen wirtschaftlichen Auftrieb, sondern kaschiert eher die Schwäche der privaten Nachfrage.
Investitionen sind der einzige stabile Lichtblick
Trotz der trüben Gesamtlage investieren die Unternehmen stärker. Die Ausrüstungsinvestitionen steigen um 1,1 Prozent – getragen von Maschinen, Geräten und Fahrzeugen. Das spiegelt sich in den höheren gewerblichen Pkw-Neuzulassungen, die den Automobilsektor zumindest punktuell stabilisieren.
Der Bau hingegen bleibt ein Risikofaktor. Die Investitionen fallen um 0,5 Prozent, belastet durch hohe Zinsen, teure Materialien und eine Nachfrage, die im Wohnungsbau wie im gewerblichen Segment auf niedrigem Niveau verharrt. Der einzige Bereich mit Impulsen bleibt damit die industrielle Modernisierung – zu wenig, um die Gesamtwirtschaft zu tragen.
Der Außenhandel verliert seine frühere Rolle als Konjunkturmotor
Deutschland kann sich nicht länger aus Krisen herausexportieren. Die Exporte sinken um 0,7 Prozent, besonders im Dienstleistungsbereich. Gebühren aus Lizenzen, Software oder Franchise-Modellen brechen ein.

Die Warenexporte halten sich zwar – trotz hoher US-Zölle – noch erstaunlich stabil, doch die Struktur hat sich verändert. China produziert mehr Vorprodukte selbst, die früher aus Deutschland importiert wurden. In den USA wirken die 15-Prozent-Zölle auf EU-Waren wie ein dauerhafter Bremsklotz. Die Folge: Die internationale Wettbewerbsfähigkeit erodiert.
Die Importe stagnieren, was weniger Stärke signalisiert als schwache Binnen- und Vorleistungsnachfrage.
Frühindikatoren zeigen kaum Bewegung nach oben
Der jüngste Rückgang des Ifo-Geschäftsklimas auf 88,1 Punkte bestätigt das Bild einer Wirtschaft ohne Momentum. Ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe erwartet für das vierte Quartal ein Mini-Wachstum von 0,1 Prozent – mehr sei derzeit nicht erkennbar.
Zentrales Problem bleibt der Auftragsmangel. Die Exporterwartungen rutschen wieder ins Negative, die Industrie arbeitet vielerorts unter Kapazität. Wohlrabes Diagnose fällt entsprechend nüchtern aus: Der Wirtschaft fehlt jede Dynamik.
Auch 2025 bleibt der Aufschwung fragil
Bundesbank und Wirtschaftsweise rechnen nur mit einer marginalen Erholung bis Jahresende. Die heimische Industrie profitiere „nur begrenzt“ vom globalen Wachstum, so die Bundesbank. Für 2025 bleiben die Erwartungen niedrig: 0,2 Prozent Wachstum in diesem Jahr, 0,9 Prozent im kommenden.
Einen echten Impuls erwarten die Experten erst durch staatliche Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung – Programme, deren Wirkung erst mit Verzögerung sichtbar wird. Die strukturellen Probleme verschwinden dadurch nicht: hohe Energiekosten, schwache Produktivität, bröckelnde Wettbewerbsfähigkeit und ein Exportmodell, das zunehmend an seine Grenzen stößt.



