Ein Auftritt mit Ansage
Brüssel hat schon viele Gipfel erlebt. Viel Gerede, wenig Substanz – oft das gewohnte Muster. Doch diesmal war etwas anders. Friedrich Merz, frisch im Amt, saß zum ersten Mal mit den Staats- und Regierungschefs Europas an einem Tisch – und trat auf, als wäre er nie weg gewesen.
Kein zögerlicher Start, kein diplomatisches Tasten. Merz machte gleich klar: Deutschland ist zurück. Und zwar nicht im Stillen, sondern mit Haltung.
Merkel war vorsichtig. Scholz war still. Merz spricht Klartext
Während seine europäischen Kollegen noch diskutierten, saß Merz lange ruhig da. Er sprach erst, als fast alle anderen fertig waren. Doch dann hörte man zu. Denn was kam, war kein langatmiges Statement, sondern eine politische Positionsbestimmung. Migration?
Mehr Härte. Schuldenunion? Nicht mit Deutschland. Kritik an Israel? Kein Thema für Sanktionen. Merz war nicht laut, aber deutlich. Und das genügte, um in Brüssel Eindruck zu hinterlassen.
Von der Leyen unter Druck
Ein Kanzler, der führt, braucht Gegenspieler. Die fand Merz ausgerechnet in der eigenen Partei: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Offiziell höflich, inhaltlich kühl – so lässt sich das Verhältnis beschreiben. Schon vor dem Gipfel kritisierte Merz die zähen Verhandlungen der Kommission mit den USA.

Zu langsam, zu bürokratisch, zu umständlich – das war der Tenor. In Brüssel wiederholte er das, nur diesmal in aller Öffentlichkeit. Von der Leyen ließ es sich gefallen. Vielleicht, weil sie merkte, dass der Wind sich dreht.
Viel Symbolik, wenig Substanz
Politisch brachte der Gipfel kaum greifbare Ergebnisse. Die Migrationspolitik bleibt blockiert, beim Thema Israel herrscht Uneinigkeit, die Sanktionen gegen Russland werden verschoben.
Auch neue Zusagen für Waffenlieferungen an die Ukraine gab es nicht. Brüssel bleibt ein Ort großer Worte – und kleiner Taten. Aber Merz nutzte genau diese Leerstelle, um sich zu positionieren. Wenn es schon keine Resultate gibt, dann wenigstens eine Richtung.
Deutschland führt wieder – mit Risiko
Führungsanspruch bedeutet Verantwortung. Und die wird teuer. Wer in Europa vorgibt, zahlt am Ende oft drauf. Auch Merz weiß: Wer bei Verteidigung, Wirtschaft und Außenpolitik den Ton angibt, muss bereit sein, Kompromisse zu schließen – und Rechnungen zu übernehmen.

Merkel hat das jahrelang getan, oft ohne laut zu werden. Merz wählt einen anderen Weg. Er sagt, was er denkt. Die Frage ist, wie lange man ihm zuhört, wenn es konkret wird.
Ein Kanzler, der Präsenz zeigt
16 Stunden Verhandlungen, dann ein kurzer Satz: „Ich gehe jetzt nach Hause.“ Das war’s. Kein Pathos, kein großes Finale. Einfach Klartext. Merz hat in Brüssel kein neues Kapitel aufgeschlagen. Aber er hat das Buch aufgeschlagen, das Scholz nie gelesen hat. Er will führen – und wird daran gemessen werden.
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